Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht in der Kritik
Die Affäre um die ehemalige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger hat die Debatte um den Rundfunkbeitrag und die Zukunft des öffentlichen Rundfunks allgemein wieder entfacht. Die Programme von ARD, ZDF und Deutschlandradio werden zum Großteil durch den Rundfunkbeitrag finanziert, der umgangssprachlich auch manchmal als GEZ-Gebühr bezeichnet wird. Der Beitrag muss für jede Wohnung einmal gezahlt werden, unabhängig davon, ob Empfangsgeräte im Haushalt vorhanden sind. Das heißt, dass auch Menschen, die überhaupt kein fernseh schauen, oder Radio hören den Beitrag zahlen müssen. Ist das fair?
Andererseits trägt der Rundfunkbeitrag auch zur Finanzierung von Nachrichtenformaten wie Tagesschau, ZDF Heute und Deutschlandfunk bei, die die Deutschen für die glaubwürdigsten Fernsehnachrichten halten, mit großem Abstand zu ähnlichen Programmen von privaten Sendern. Würde eine Abschaffung also mehr Schaden als Nutzen bringen?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare geschickt und wir haben sie an eine Politikerin und an eine Journalistin weitergeleitet. Ihre Antworten findet Ihr im Video oben!
- Tabea Rößner ist Journalistin und seit 2009 Mitglied im Deutschen Bundestag. Sie ist die medienpolitische Sprecherin der Partei B90/Die Grünen
- Renate Schroeder ist die Direktorin des Europäischen Journalistenverbands in Brüssel
Unser Leser Jonas argumentiert für die Abschaffung des Rundfunkbeitrags. Er sagt:
Durch die GEZ sind die Journalisten von den Politikern abhängig und berichten nur in deren Interresse.
Hat Jonas recht mit seiner Kritik? Sollte der Rundfunkbeitrag abgeschafft werden? Schaut Euch die Antwort der Grünen-Politikerin Tabea Rößner oben im Video an!
Auch Leserin Erna kritisiert die Presse in Deutschland. Sie schreibt:
Weder der Presse noch dem Fernsehen kann man trauen. Oft [laufen nur] schön gefärbte Berichte, immer Werbung für die SPD von ARD und ZDF und dann diese langweiligen Talkschows.
Kann die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Tabea Rößner, Ernas Kritik nachvollziehen? Verfehlt der Rundfunkbeitrag sein Ziel, die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien zu garantieren?
Unser Leser Phillip jedoch hebt den Beitrag, den Journalisten zum Funktionieren unserer Gesellschaft leisten, hervor. Er fordert:
Investigativer Journalismus muss meiner Meinung nach staatlich gefördert werden. Wenn der Zugang zu Information ein Grundrecht ist, dann sollen die Personen, die uns diese Informationen beschaffen, von Steuergeldern gefördert werden. Rundfunkgebühren sollten gezielt Investigativjournalismus fördern!
Können Rundfunkgebühren investigativen Journalismus unterstützen? Schaut Euch die Antwort der Grünen-Politikerin Tabea Rößner oben im Video an!
Wie kann man Fake News bekämpfen? Vor einiger Zeit haben wir über mit unseren Leserinnen und Lesern über die Einführung einer internationale Faktencheck-Behörde diskutiert, die sich unter anderem unser Leser Florian wünscht. Wir haben die Idee damals an Renate Schroeder, Direktorin des Europäischen Journalistenverbands in Brüssel, weitergeleitet (Interview 2019). Was hielt sie von der Idee?
Nun, zuallererst gibt es viele Diskussionen rund um die Faktenprüfung und ich denke, es gibt einige hervorragende Initiativen. Zum Beispiel in Norwegen haben sich alle Medien zusammengetan, um die Fakten zu überprüfen. Es steht also nicht ein Medium gegen das andere.
Für uns ist es sehr wichtig, dass auch Journalisten involviert sind, weil das schon immer ihre Aufgabe war. Faktenkontrolle ist gewissermaßen ein Teil der DNA von Journalisten. Natürlich wissen wir auch, dass dies mit der Geschwindigkeit des Internets und allem immer schwieriger wird. Unterstützung ist also willkommen.
Etwas auf internationaler Ebene zu haben, erinnert mich ein wenig daran, was die Plattformen derzeit tun. Facebook zum Beispiel hat eine Menge Faktenüberprüfungsgruppen [und] das ist nicht alles positiv. Auch hier gab es einige Kritikpunkte. Sie müssen also sehr vorsichtig sein, wie diese Faktenprüfer agieren. Unter welchen Bedingungen arbeiten sie? Sind sie ausgebildet? Sind sie Journalisten oder sind es nur einige Arbeiter in Indien oder Pakistan, denen 4-5 Kriterien gegeben werden und sie darauf basierend einfach Dinge löschen? Die Qualität ist also enorm wichtig, aber ebenso der Kontext. Da das Prüfen von Fakten niemals weiß oder schwarz ist, gibt es viele Grauzonen, es gibt eine große Verbindung zu kulturellen Aspekten, und wir glauben nicht, dass es so etwas wie „die einzige Wahrheit“ gibt.
Die Prüfung von Fakten ist also nicht so einfach, und es ist vielleicht einfacher, im nationalen Kontext zu beginnen als im internationalen Kontext. Aber ich weiß, dass man in Europa viel über „fake news“ diskutiert, vor allem in Hinblick auf die Wahlen gibt es viel Nervosität. Jedes Projekt ist also willkommen, aber – wie gesagt – wir denken, es ist wichtig, dies in Zusammenarbeit mit Journalisten zu tun, und es sollte kein Zeitdruck herrschen oder Gesetze drohen.
Sollte der Rundfunkbeitrag abgeschafft werden?
Stimmt es, dass Journalist:innen durch den Rundfunkbeitrag von der Politik abhängig sind? Sollten die Rundfunkgebühren mehr dazu genutzt werden, den investigativen Journalismus zu unterstützen? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!
Foto: Juliane
Gefördert von der Europäischen Union. Die geäußerten Ansichten und Meinungen sind jedoch ausschließlich die des Autors/der Autoren und spiegeln nicht unbedingt die der Europäischen Union oder der Europäischen Kommission wider. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde können für sie verantwortlich gemacht werden.

17 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Sollte der Rundfunkbeitrag abgeschafft werden? Ja, unbedingt.
Stimmt es, dass Journalist:innen durch den Rundfunkbeitrag von der Politik abhängig sind? Der örR ist naturgemäß besonders abhängig von unseren Politikern als den rechtlichen Garanten unserer chronischen Milliardenverschwendung.
Sollten die Rundfunkgebühren mehr dazu genutzt werden, den investigativen Journalismus zu unterstützen?
Zur Zeit sehr problematisch, denn die Wohnabgabe ist viel willkürlicher und damit noch deutlich ungerechter denn eine ungerechte Kopfpauschale.
Als die heutige faktische Überlebensnotwendigkeit sollte die Abgabe natürlich dem Sozialstaatsprinzip entsprechend zumindest ähnlich einkommensabhängig wie zB die staatsferne Kirchensteuer eingezogen werden. Vernünftig wäre jedoch eine grundsätzliche Freiwilligkeit des örR.
Frau Rößner und ihr Ehemann haben wie viele Zuwendungen vom örR erhalten?
Diãten fuer aalle?
Ja, auf jeden fall!
Der öffentliche Rundfunk ist ein wichtiger Pfeiler unserer Medienlandschaft und sogar unserer Demokratie! die nachrichten in ard und zdf sind mit abstand die besten
Die Nachrichten sind auch tatsächlich nicht das schreiende finanzielle Problem. Der interne Pseudo-Wettbewerb der Anstalten und Sender des örR untereinander bei der heutigen unfreiwilligen Finanzierung durch die ziemlich ungerechte Wohnungsabgabe, das ist höchstproblematisch.
Die Frage lautet hier ja auch nicht, soll der örR abgeschafft werden, gefragt wurde nach dem Beitrag.
Der ÖRR ist abhängig von der Politik? In Einzelfällen kann man leider davon ausgehen, dass Politiker*innen versuchen auf den ÖRR einfluss zu nehmen. Doch wie sieht das bei anderen sendern aus? bei privatsendern wie prosieben und rtl sind es private unternehmen/mediengruppen die die berichterstattung beeinflussen. Das ist für mich keine Alternative und etwas, was die gegner des rundfunkbeitrags mm nach nicht kritisch genug betrachten
„…versuchen…“
Es bleibt nicht beim Versuch.
„—die gegner des rundfunkbeitrags…“
Es geht mir zuerst um die mangelnde Freiwilligkeit.
Sie wollen mir gerne vorschreiben, Ihre Informations- und Unterhaltungs-Gelüste mitzufinanzieren. Damit beschränken Sie mich in meinem Medienbudget und meiner Wahlfreiheit nach Art 5..
Ich will Ihnen hingegen nichts verbieten. Bezahlen Sie die weltweit einzigartige Verschwendung nur selbst und meine Kritik hat sich sofort erledigt.
„…mm nach nicht kritisch genug betrachten…“
Unsere Weltsicht und unsere Gelüste unterscheiden sich halt. Den in alle Richtungen buckelnden örR zum Hort der informationellen Freiheit zu verklären, ist mMn völlig absurd. Nirgends gibt es mehr Abhängigkeiten denn dort.
ich persönlich habe kein problem damit, den Rundfunkbeitrag zu bezahlen, da ich das Angebot der öffentlich rechtlichen sehr regelmäßig in Anspruch nehme (Heute Journal am Abend, Deutschlandfunk während der Autofahrt und so manchen Spielfilm schaue ich mir hin und wider an (und natürlich den Tatort nicht vergessen!). Aber ich kann verstehen, dass Menschen, die nicht mal einen TV besitzen und trotzdem jeden Monat so viel Geld abzwacken müssen, gegen den Beitrag sind. Er sollte nicht verpflichtend für alle Haushalte sein, sondern an Nutzung gebunden sein!
Reformiert ja, abgeschafft nein. Ein durch öffentliche Gebühren finanzierter Rundfunk ist mir allemal lieber als eine Quelle, welche sich kommerziellen Interessen unterwirft. Allerdings sollte die öffentliche Hand mehr Kontrolle darüber haben, was genau mit den Gebühren finanziert wird.
FAZ, Süddeutsche, Welt, taz, Spiegel etc. pp.:
Was genau ist an der wettbewerblich fair aufgestellten Presse eigentlich so schlimm, und welche Nachricht genau finden Sie dort nicht?
Und nur beim ungerechten Zahl-Zwang liegt doch der Hase im Pfeffer. Gerade bei einem Programm, das hälftig aus schauerlichen Unterhaltungsversuchen auf 70 Kanälen von einem Dutzend ör Sendeanstalten besteht. Das gibt es nur in D.
Der Wohnungs-Beitrag wurde erfunden, weil man ansonsten vor 10 Jahren richtig hätte anfangen müssen, zu sparen.
Dabei ist der technische Funk naturgemäß nicht barrierefrei, es gibt sowieso eine technische Hürde, denn ohne Gerät nunmal kein Empfang. Daher spricht rechtstheoretisch rein gar nichts gegen eine Kryption, ohne den Unwilligen schmarotzend in die Tasche greifen zu müssen.
Oder eben als reine Überlebensnotwendigkeit ausgestaltet: Das heißt dann ganz einfach ein einzelner (Radio-)Sender zur Sicherung der grundgesetzlichen Informationsfreiheit für den Nachbarn mitbezahlen zu müssen.
Aber das heutige Milliarden-Halligalli mit Sport und Tatort per Beitrags-„Service“ eintreiben zu lassen, ist völlig krank.
MPK we have a fuckin problem. Alle Ministerpräsidenten und jede Staatskanzlei, die sich jetzt zu der zukünftigen Höhe der Beiträge einlassen, haben doch den Schuß nicht gehört und das angeblich so „staatsferne“ System sowieso noch nie geachtet.
Der absurde Umfang wurde bestellt und das völlig kranke KEF-Beitrags-System wurde beschlossen und die Beiträge werden daher natürlich weitersteigen.
Nicht jede Veränderung ist eine Reform. Es ist völlig egal, ob quotenkriecher wie ARD-One und ZDF-Neo nur noch im Netz angeboten werden oder auch gar nicht mehr. Die Acht-Milliarden-Pfründe sind verteilt. Ins Programm fließt das Geld mehrheitlich sowieso nicht. Es heißt heute zum Überleben in D, Hollywood bezahlen und dafür Silbereisen und Tatort bekommen. Einziger gnädiger Lichtblick gerade, Anne Will schnackt irgendwann nicht mehr so viel…
👍👍
es sollte ein optout geben für die leute die es gar nicht benutzen
Also meiner Meinung nach braucht man kein ARD ZDF und Co. Grade das Radio nicht weil dort eh immer nur das selbe abgespielt wird und das seit Jahren
Irgendwann wird es langweilig das Fernsehen muss sich eh neu erfinden egal was läuft langweilt einfach jeden
Schaut euch die Youtube an die nehmen fast überhand weil es einfach 100 mal kreativer als das deutsche langweilige Fernsehen ist 🤘
Macht euch mal Gedanken ob diese Kosten wirklich ihre Leitungen bringen im Fernsehen ich denke nicht
Man bezahlt ja auch sein Geld für Kino und verlangt einen tollen Film aber dies trifft niemals im deutschen Fernsehen oder Radio zu
Lasst euch mal durch den Kopf gehen😁
Eine Gebühr für die Öffentlich rechtlichen zu verlangen ist eine Frechheit. Wer das Angebot nutzen möchte, darf das gerne jederzeit tun und dafür ein Abo abschließen. Aber bei allen Bürgern die Hand auf zu halten, egal ob sie das Angebot nutzen möchten oder nicht 220 EUR pro Jahr abzuknöpfen ist mehr als Dreist. Ich persönlich nutze die öffentlich rechtlichen nicht und sehe dort auch keinen Mehrwert. Ich möchte keinen Tatort oder Rosamunde Pilcher Filme sehen, die zwei Champions League Übertragungen pro Jahr sind ebenfalls irrelevant und die Themen der 15 Minuten Tageschau kann ich auch bei anderen Quellen beziehen. Wäre in etwa so als würde Netflix, Disney, Prime und co alle Ihre Inhalte öffentlich zugänglich machen und allen Bürgern Rechnungen ins Haus schicken die gezahlt werden müssen.
ich bin dafür das er abgeschafft wird. In anderen Länder der EU ist er auch Steuer Finanziert, 80 % vom Beitrag gehen für die Rente ehemaliger Mitarbeiter. Der größte Schwindel ist das Betriebe noch mal extra bezahlen wo doch sowieso jeder schon bezahlt ich Bezahle und in dem Betrieb in dem ich arbeite der Bezahlt auch also eine Doppel Besteuerung.
Ja, sofort,dann verdinen auch die Mitarbeiter nicht mehr die Rente und Gehälter, die sie sich wünschen. Ein beispiel, Klaus Kleber 50.000 € pro Monat. Sie glauben nicht, dasses unser Geld ist. GEZ-Zwangsgebühren sofort abschaffen!
Der Beitrag muss abgeschafft werden, da das aktuelle Modell unfair ist. Ich würde es sogar Betrug nennen. Ich muss für etwas bezahlen dass ich nicht nutze und obwohl wir ausschließlich im Homeoffice arbeiten zahlt mein Arbeitgeber auch nochmal für mich. Das ist doppelte Abzocke aber staatlich abgesegnet. Wie kann sowas legal sein? Korruption? Eine andere Erklärung fällt mir leider nicht ein. Dazu kommt noch, dass ich gehört habe, dass auch viel Werbung auf diesen Kanälen laufen soll.