Über vier Millionen Menschen sind in Deutschland zurzeit pflegebedürftig
Und diese Zahl wird vorraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten dank des demografischen Wandels stetig steigen. Laut Prognosen werden im Jahr 2060 mindestens 4,6 Millionen Deutsche pflegebedürftig sein. Neben Angehörigen kümmern sich vor allem ausgebildete Pflegekräfte um diese Menschen. Doch von denen gibt es bereits jetzt viel zu wenige. Der Personalmangel in Pflegeheimen und Krankenhäusern wurde durch die Coronapandemie noch verschärft und hat dazu geführt, dass manche Patient*innen nicht ausreichend versorgt werden konnten und dass viele Pfleger*innen völlig überarbeitet sind und in manchen Fällen krank oder selber zum Pflegefall machten. Woher kommt dieser akute Pflegenotstand? Und was muss die Politik dagegen tun?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare geschickt und wir haben sie an eine Politikerin und eine Krankenpflege-Verteterin weitergeleitet. Ihre Antworten findet Ihr im Video oben!
- Heike Baehrens ist eine Bundestagsabgeordnete der SPD und die SPD Obfrau des Gesundheitsausschusses
- Ulrike Beilenhoff ist Endoskopiefachkrankenschwester und die Vorsitzende der DEGEA (Deutsche Gesellschaft für Endoskopiefachberufe)
Unsere Leserin Uschi schreibt uns:
Es ist gut und wichtig, dass unsere Pflegekräfte auf die Straße gehen, um gegen die Überlastungwegen Corona zu demonstrieren. Doch viele mussten auch vor Corona schon am Limit arbeiten.
Wie akut ist die Situation der Pflegekräfte und welche Auswirkungen hat die Coronapandemie auf das Pflegepersonal? Schaut Euch die Antworten der SPD-Politikerin Heike Baehrens oben im Video an!
Auch Leserin Daniela hebt die Leistung des Pflegepersonals während der Coronakrise hervor. Angesichts der unglaublichen Arbeit, die Krankenschwestern im Kampf gegen Covid-19 leisten, sollten sie nicht auch finanziell belohnt werden? Wie sieht die Krankenpflegerin und Verteterin Ulrike Beilenhoff das (Interview: 2021) das?
Herzlichen Dank, Daniela, für die wichtige Frage. Ja, wir Krankenschwestern arbeiten an der Front und in ganz Europa verdienen Krankenschwestern nicht wirklich viel Geld. Es hängt von dem akademischen Niveau ab, das die Krankenschwestern haben. Wenn sie einen Bachelor- oder Masterabschluss haben, wie in Großbritannien oder in den skandinavischen Ländern, verdienen sie mehr Geld als in anderen Ländern, wie in Deutschland, wo sie eine normale Ausbildung haben. Es ist auch eine Frage des Selbstbewusstseins: „Was ist meine Arbeit wert?“ und auch eine Frage der offiziellen Anerkennung, also „Was ist meine Arbeit für die Gesellschaft wert?“. Deshalb sollten Krankenschwestern auf jeden Fall mehr Geld bekommen, und das würde den Beruf auch für jüngere Leute attraktiv halten.
Zuletzt wurde die Einführung eines verpflichtenden Dienst bei der Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen für junge Erwachsene diskutiert. Unsere Leserin Monika findet die Idee gut. Sie schreibt:
Die Jugend von heute kann eine soziale Erfahrung wie einen Pflichtdienst im Krankenhaus oder Altenheim dringend gebrauchen. Zumal kann das Pflegepersonal die Unterstützung gut gebrauchen.
Was halten Sie von diesem Vorschlag? Könnte ein Pflichtdienst ein Mittel gegen den Pflegenotstand sein? Schaut Euch die Antworten der SPD-Politikerin Heike Baehrens oben im Video an!
Abschließend fragt unsere Leserin Franka:
Wann lösen Sie den Pflegenotstand? Was muss getan werden, um den Pflegenotstand so schnell wie möglich zu bekämpfen?
Wie antwortet die SPD-Politikerin Heike Baehrens auf Frankas Fragen? Schaut Euch ihre Antwortenoben im Video an!
Wie bekämpfen wir den Pflegenotstand?
Was sind die Gründe für den Pflegenotstand? Sollten Pfleger*innen mehr verdienen? Wäre der soziale Pflichtdienst eine Lösung für den Notstand? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!
Foto: fedotov_vs
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7 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Die Politik unterschätzt den Pflegenotstand immens ! Es fehlen die öffentlichen Debatten , Altersmedizin, Datenschutz in der Medizin, Sterbehilfe! Es fehlen die nötigen Strukturen wie eine ausreichende flächendeckende Palliativversorgung . Es sind zu viele Geschäftsmodelle ( Medizin, Pharma, Pflege) abhängig von diesem jetzigen System …
Was muss getan werden … keine 2 Klassenmedizin … steuerfinanziertes Gesundheitsystem ( damit alle einzahlen und sich die Kosten von dem Verwaltungsapparat von 300 Kassen eingespart werden ) Einführung von der Digitalen Patientenakte ( vorher vom CCC überprüft … damit der Arzt in der Ambulanz nicht Stunden dem aktuellen Medikamentenplan hinterher telefonieren muss… die tödlichste Krankheit ist in der Medizin der Datenschutz)
Reduzierung von unnötigen Betten in Kliniken …
Weg vom Chefarztmodell in Kliniken … hin zum Facharztmodell !
Jede Klinik muss sich als MagnetClinic ( Magnetkrankenhaus ) zertifizieren .
Generalistik in Krankenpflege auf 4 Jahre zum Bachelorstudium ausweiten mit Spezialisierungen wie BWL, Case, High Care , Wissenschaft, Digital, Palliativ, Geriatrie etc.
Jeder Medizinstudent muss vorher ein Jahr in der Pflege arbeiten
Soziales Pflichtjahr nicht nur für Jugend … gerade für die Boomer die weder zivil noch Wehrdienst geleistet haben …die jetzt durch den Wandel in der Wirtschaft ihren Job verlieren und die bisher nur vom Wohlstand profitiert haben ! Besserstellung für Pflege und Handwerk Berufe bei Renteneintritt um Arbeitsbedingungen und früheren Arbeitseintritt zu berücksichtigen! 35 Stunden Woche für alle Berufe die im 3 SCHICHTSYSTEM arbeiten und den“ Laden am laufen halten „.
Dem Nichtgeimpften weiter kündigen.
Dafür sorgen, dass der Einfluss von privaten Investoren auf die Gesundheitsbranche zurückgefahren wird. Es kann nicht sein, dass Milliardäre und ihre Stiftungen mit der Gesundheit (oder eher: auf Kosten der Gesundheit) ihren Reichtum vermehren. Als erster Schritt könnte es sinnvoll sein, Minister, welche der Pharmaindustrie zuarbeiten, zu entlassen.
Anständige Gehälter, bessere Arbeitszeiten und besseres Equipment!
🙏🙏
Viel, viel mehr. Meine Mutter ist Krankenpflegerin und sie steht kurz vorm Burnout. So geht es vielen ihrer Kolleg*innen auch. Das ist langfristig keineswegs tragbar und irgendwann wird es einfach bedeuten, dass wir keine adequate Pflege mehr bekommen.
Ich war eine Pflegefachkraft. Im Seniorenheim war ich oft zu Zweit oder sogar allein im 100-Bettenhaus. Das kann nicht sein für so viele! Es braucht mehr Personal! Ich wollte mehr Personal, mehr Zeit für die Patienten, mehr Geld, mehr freie Tage, auch mal ein Wochenende für mich, eine Urlaubsplanung die auch funktioniert. Das alles war nicht möglich! In der ambulanten Pflege hätte ich mir mehr freie Tage zum erholen gewünscht und mehr bezahlte Zeit für die Patienten. Vieles musste ich unbezahlt machen weil ich nach vorgeschriebenen Minuten bezahlt wurde. Inzwischen bin ich selbst krank geworden. Durch den geringen Verdienst habe ich auch jetzt kaum Geld! Hier fehlt es an jeglicher Anerkennung!