Bargeld ist aus Deutschland nicht wegzudenken. 

Auch wenn die Bereitschaft zum bargeldlosen Zahlen steigt, wollen die Deutschen nicht komplett auf Bargeld verzichten. Wird diese Option diskutiert, geht ein Aufschrei durch die Gesellschaft – auch bei euch in unseren Foren. Doch warum ist das Thema so emotional? Gibt es gute Gründe für die Begrenzung oder sogar Abschaffung von Bargeld? Wenn wir uns bei den europäischen Nachbarländern umschauen, hinkt Deutschland der bargeldlosen Entwicklung  hinterher. In Schweden geht der Bargeldbestand seit Jahren zurück, oft sind Barzahlungen gar nicht mehr möglich und auch in Großbritannien wird immer weniger im Alltag bar gezahlt. Hierzulande fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser eine Bargeld-Obergrenze in Höhe von 10.000 Euro, um die Gefahr zu verringern, dass Vermögenswerte von Kriminellen verschleiert werden. Ist eine Obergrenze ein guter Kompromiss? Oder sollte Deutschland dem schwedischen Beispiel folgen und ganz bargeldlos werden?

Was denken unsere Leserinnnen und Leser?

Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare geschickt und wir haben sie an zwei Finanz- und Verbraucherschutzexpert*innen weitergeleitet:

  • Stephan Hardt ist der Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei der Deutschen Bundesbank.
  • Dorothea Mohn setzt sich als Teamleiterin bei der Verbraucherzentrale Bundesverband für den Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen ein.

Unser Leser Marc hat zwei Fragen für unsere Expert*innen:

Warum sollte Bargeld abgeschafft werden? Bzw. wieso sollte eine Bargeldobergrenze, wie manchmal gefordert, eingeführt werden?

Wie sieht Stephan Hardt von der Deutschen Bundesbank das? Schau Dir seine Antwort oben im Video an!

Für eine weitere Perspektive haben wir Marcs Kommentar auch an die Verbraucherschutzexpertin Dorothea Mohn weitergeleitet (Interview 2017):

Wir als Verbraucherschützer sehen keine guten Gründe für die Abschaffung des Bargelds, aber natürlich gibt es Akteure, die daran Interesse haben, zum Beispiel die Banken. Wenn wir uns vorstellen, es gäbe kein Bargeld dann könnte im Falle eines wackeligen Finanzsystems kein Verbraucher auf die Idee kommen, das Geld einfach abzuheben und dann als Bargeld unter das Kopfkissen oder in den Tresor zu legen. Diese Möglichkeit wäre dann nicht denkbar. Wir haben genau diesen sogenannten Bankenrun in anderen Ländern erlebt. Auch das Thema Negativzins spielt eine Rolle, denn wenn niemand Geld abheben kann, das Geld zu Bargeld machen kann, ist das die Voraussetzung dafür, Negativzinsen auch durchsetzen zu können.

Natürlich gibt es auch Interessen seitens des Handels, wenn alles nur digital bezahlt werden kann – und digital ist zumindest heute nicht immer anonym – dadurch wird der Verbraucher zum gläsernen Zahler. Das sind wichtige interessante Daten auf denen man Werbung und Marketingstrategien aufbauen kann. Es gibt also durchaus Interessen in der Wirtschaft, Bargeld abzuschaffen, um das zum eigenen Nutzen umzumünzen.

Unser Leser Nardo sieht im bargeldlosen Zahlungsverkehr nur Vorteile. Er schreibt uns:

Es ist sicherer, bequemer und günstiger für den Staat – denn Geld zu produzieren ist teuer.

Bringt es ausnahmslos Vorteile, auf digitale Bezahlsysteme umzustellen? Wie sieht Stephan Hardt von der Deutschen Bundesbank das? Schau Dir seine Antwort oben im Video an!

Leser Matthias hingegen sieht das ganz anders:

Die Bargeldabschaffung spiele Banken, Finanzämtern und Politikern in die Hände, ist aber fatal für uns Verbraucher. Nur Bargeld ist rein rechtlich unser Eigentum. Unser Geld auf dem Girokonto ist futsch, wenn die Bank pleite geht.

Kann Stephan Hardt Matthias‘ Sorge nachvollziehen? Würden wir uns abhängig von Banken und staatlichen Institutionen machen, wenn wir Bargeld aufgeben? Schau Dir seine Antwort oben im Video an!

Als letztes schrieb uns Leser Martin einen Kommentar, in dem er fordert:

Bargeld sollte auf keinen Fall abgeschafft werden! Den Gefahren von Terror und Kriminalität kann man damit kaum bis überhaupt nicht begegnen.

Ist das Argument der besseren Verbrechensbekämpfung bei bargeldlosem Bezahlen also nur vorgeschoben?

Sollte Bargeld abgeschafft werden?

Ist nur Bares auch Wahres? Oder sollte angesichts der Gefahren von Terror und Kriminalität weniger Bargeld im Umlauf sein? Ist eine Obergrenze ein guter Kompromiss? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!

Foto: HalfPoint

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5 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst Du?

  1. avatar
    Simon

    Warum sollten elektronische zahlungen sicherer sein als Bargeld? die prozesse können doch auch gehakt werden

  2. avatar
    Laura

    Wäre ja schon froh wenn es einfach in jedem laden in deutschland möglich wäre mit der karte zu bezahlen… hallo, wir sind im 21. Jahrhundert 😀

  3. avatar
    Das BLOB

    Wenn man lokale dezentrale Paralellwährungen, wie den Wörgel-Dollar, erlaubt, können die Staaten das Heft, gerne aus der Hand geben!

    -> Ich nehme an die Union hat andere Möglichkeiten (jenseits der schwarzen Geldkoffer) gefunden, um im Ausland geparktes Nazigold, als Parteispende zurückzuführen?

    – Was wenn sich die Krisen verschärfen (Wirtschaft, Umwelt, Pandemie, Krieg, Anschläge, Inflation, Strom/Gas etc)? -> Wie bezahle ich den Schlepper (habe weder Auto noch gelernt eines zu fahren), wenn Männer nicht mehr ausreisen dürfen oder gar eingezogen werden? – Wenn ich das Konto bei der Bank nicht leermachen kann (wegen Obergrenze, Papiermangel, Strom, Hackerangriff, etc)
    (Gibt übrigens seit Jahren einen RUN auf Schließfächer und Tresore, weil Reiche teile Ihres nicht investierten Vermögens wegen Strafzinsen, möglichen Krisen, etc z.T. dahin packen…)

    Aber wenn, dann bezieht die Grenze nicht auf Bargeld, sondern auf Vermögen – sodaß Frau Klatten, weder in Pelzmantel, noch mit Millionenschmuck behangen, noch in einer Limosine (das sind alles potentielle Tauschmittel für verborgene Geschäfte!), das Haus verlassen darf -> das wäre für einige richtig schwierig die Villa mit nur 5000€ Vermögen am Leib zu verlassen -> da müssen sie dann die Sarowskikristalle von Ihrem Goldhandy kratzen, und in Lumpen zu Fuß gehen => ja das wäre witzig, da wäre ich dafür!

    Wenn aber Diamanten, Edelsteine, Goldschmuck, etc nicht da rein zählen, dann steigt der Schwarzmarkt eben auf andere Tauschmittel um… -> Ich überlege auch schon, meine kläglichen Ersparnisse in eine Goldmünze der Bundesbank XD – umzutauschen -> allerdings verlangt die je Münze (z.b. 100€ Münze in 999 Gold) immer den doppelten Goldpreis -> ich vermute das könnte so sein, weils Geld vlt doch nur noch 50% Wert ist, oder die nächsten 5 Jahre jeweils mindestens 10% Inflation bleiben – weis es aber nicht – allerdings steht ja der FIXwert 100€ drauf (die kostete glaube ich 1800€ die Münze!) -> 50 dieser Münzen = 5000€ Bargeld (Aufgedruckter Wert!), der Goldwert betrüge aber 45.000€ (Problem Umgangen!)

    Wie gesagt, wenn eine Obergrenze, dann auf Vermögenswerte (mit Rollex rumlaufen ist dann Verboten, alle müssen ein billiges Auto fahren, etc!), damit legt man sämtliche Sümpfe trocken und verdirbt die Freude am Reichtum komplett…

    Schwierig wird es nur bei Goldkronen,- dürfen die Leute damit noch rumlaufen? Sie könnten sie sich jederzeit rausbrechen, um damit am Staat vorbei was zu bezahlen -> selbst wenn es nur eine „Gummipuppe“ ist, von dem sie nicht wollen das die Bank, etc das mitbekommt, wofür sie Geld ausgeben…

    Ich möchte einem Schlepper im Worst Case jedenfalls nicht meine Nieren verkaufen müssen nur, weil ich die Kohle nicht vom Konto bekomme…

    Wobei mir einfällt, was ist eigentlich, mit der Kirchenkollekte? -> Also der Geldsack der rumgereicht wird, wenn da über 5000 drin landen? – Wie kann die Kirche beweisen, das das Geld nicht aus Schwarzarbeit, Illegalen Geschäften, etc stammt (es gibt da keinerlei einzelne Spendenquittung, oder Kontrolle!, sondern der Staat vertraut einfach drauf, das der Ablasshandel, ohne Bons, Quittungen, Steuernummern, korrekt läuft) -> ich verstehe es nicht, der Restaurantbetreiber (verkauft Essen) muss alles korrekt Verbuchen, Rechnungsnummern, etc ausweisen, und die Kirche, die Seelenheil verkauft (Vorsicht: Betrugsmasche!), muss keinerlei Rechenschaft ablegen, weil Sie sich in der Vergangenheit stets als Vertrauenwürdig erwiesen hat?

    _> Wenn man Staub wischt sollte man „Oben“ beginnen! – Setzt die Grenze auf 20.000 (Schenkungsfreibetrag) inklusive Vermögenswerte außerhalb der eigenen 4 Wände, und verhindert, das finanzielle Statussymbole überhaupt Wirkung entfalten!

  4. avatar
    David

    nein. es ist viel einfacher den überblick über bargeld zu behalten und damit geregelte Finanzen zu haben, viel mehr als wenn man nur eine plastikkarte hat

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