
Durch Erbschaft zum Milliardär`?
Ex- Präsident der USA Donald Trump stellt sich als Selfmade-Milliardär und als Symbol des kleinen Mannes dar, der sein Geschäftsimperium mit wenigen Mitteln aus dem Familienkreis aufgebaut hat. In Wahrheit stecken hinter Trumps Erfolgsgeschichte jedoch über 400 Millionen Dollar, die er im Laufe seines Lebens erhielt. Was lernen wir daraus? Es ist viel einfacher, Geld zu verdienen, wenn man reich ist. Wohlhabende Menschen haben viele Vorteile gegenüber Geringverdienern. Sie können sich eine bessere Ausbildung und Gesundheitsfürsorge leisten, sie haben einen leichteren Zugang zu Kapital, wenn sie ein Unternehmen gründen möchten, haben größere Chancen und bessere Lebensaussichten. Die meisten Menschen fühlen sich hinsichtlich der Wohlstandsunterschiede in der Gesellschaft wohl, solange sich das Spiel fair anfühlt (d.h. sie akzeptieren ungleiche Verhältnisse, solange es gleiche Chancen gibt).
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare zugeschickt und wir haben sie an zwei Politiker:innen weitergeleitet!
- Kira Marie Peter-Hansen ist eine dänische Europaabgeordnete, die der Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz im Europäischen Parlament angehört und stellvertretende Vorsitzende des Unterausschusses für Steuerangelegenheiten ist.
- Lothar Binding ist ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Finanzexperte der SPD
Unser Leser Kimmo argumentiert, dass die Erbschaftssteuer eine Form der Doppelbesteuerung ist, weil das Einkommen bereits zu dem Zeitpunkt besteuert wurde, als es zuerst verdient wurde. Warum sollte es noch einmal besteuert werden?
Um eine Reaktion zu erhalten, haben wir Kimmos Kommentar an die dänische Europaabgeordnete Kira Marie Peter-Hansen weitergeleitet. Was würde sie Kimmo antworten?
Danke für die Frage, Kimmo. Ich denke, das ist eines der relevanten Argumente, mit denen wir bei der Diskussion über die Erbschaftssteuer häufig konfrontiert werden. Es ist nicht dieselbe Person, die besteuert wird, ich denke, das macht einen Unterschied. Es ist also nicht so, dass man arbeitet und dann seinen Lohn versteuert und das dann zwei Jahre später wieder tut, sondern es sind zwei verschiedene Personen, die die Steuer zahlen. Der Grund, warum ich es trotzdem für gerecht halte, ist, dass sich das Vermögen anhäuft und sehr schnell wächst, und wenn man dieses Vermögen einmal hat, ist es auch viel einfacher, es zu verdoppeln und zu beschleunigen, was unsere Gleichberechtigung behindert. Das ist für mich auch der Grund, warum es Sinn macht, diese Besteuerung zu haben
Wir hatten auch einen Kommentar von Duncan, der sagte, dass eine wohlhabende Person, wenn sie Geld erbt, dieses investieren kann, um sich (und ihre Kinder) noch mehr Vorteile zu verschaffen, was bedeutet, dass die Ungleichheit fortbesteht. Ist das ein Problem?
Ich stimme zu, dass es ein großes Problem ist, dass die Ungleichheit wächst, wenn Erbschaften heute nicht gerecht besteuert werden. Für mich ist es eine Frage, ob man wirklich in bestimmte Privilegien hineingeboren werden sollte, und zwar sowohl auf lokaler Ebene im kleinen Dänemark, als auch global, zum Beispiel der Unterschied, ob man in Mosambik oder in Dänemark geboren wird. ich denke, dass die Erbschaftssteuer eine der einfachsten Möglichkeiten ist, Vermögen und Ungleichheit zu bekämpfen.
Außerdem erhielten wir einen Kommentar von Andreu, der fragt, ob es fair ist,dass 26 Milliardäre so viel Vermögen haben, wie die ärmsten 3,8 Milliarden Menschen.
Wir haben seinen Kommentar an den Finanzexperten und ehemaligen Bundestagsabgeordneten der SPD Lothar Binding (Interview: 2020) weitergeleitet.
Nein, das ist keinesfalls fair. Deshalb überlegen wir, die SPD, schon sehr lange, wieder eine Vermögensteuer in Deutschland zu erheben. Aber Andreu formuliert seine Frage ja weltweit, daher wäre es klug, wir würden weltweit Verabredungen treffen, die diese Konzentration von Reichtum in den Händen Einzelner mindert.
Bei Reichtum geht es wesentlich darum, wer darüber verfügt. Dabei geht es nicht um den persönlichen Verbrauch oder Bedarf – irgendwann ist jeder satt und noch eine Villa und noch ein Flugzeug machen auch nicht wirklich glücklicher. Wenn wir über Vermögen reden, müssen wir an Machtstrukturen denken und daran, wieviel mehr Chancen reiche Menschen nutzen können, weil sie angstfrei größere Risiken eingehen können. Dabei ist das Interesse an Reichtum häufig längst in Machtinteresse über Menschen, Material, allgemein: Ressourcen umgeschlagen? Ich bin dafür, dass wir einiges an Privatisierung rückgängig machen und die wichtigsten Ressourcen der Welt vergemeinschaften.
Ist die Erbschaftssteuer ungerecht?
Ist die Erbschaftssteuer eine Art von Doppelbesteuerung und somit unfair? Oder trägt Erbschaft selbst zu mehr Ungleichheit bei? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!
Foto: (c) BigStock – JacobLund Portrait: © European Union 2021 – Source : EP (c) SPD-Parteivorstand, Susie Knoll
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