Fast 15% der weltweiten Treibhausgase kommt aus dem Hintern von Kühen!
Der Methangasausstoß aus der Tierhaltung, sowie damit verbundene Maßnahmen wie Landrodungen und der Einsatz von Düngemittel, tragen weit mehr zum Klimawandel bei, als alle Autos, Lastwagen, Züge, Flugzeuge und Schiffe der Welt zusammen. Zu viel Fleisch ist außerdem ungesund. Menschen in reichen Ländern essen bereits viel mehr als empfohlen. Vor allem die Deutschen hauen rein. Im europäischen Vergleich essen nur Dänen, Spanier und Österreicher mehr Fleisch. Doch das hat Folgen für die Gesundheit: Übergewicht, Herzerkrankungen, Diabetes und bestimmte Krebsformen werden dadurch begünstigt. Sollten wir also alle unseren Fleischkonsum reduzieren oder gar ganz auf Fleisch bzw. tierische Produkte verzichten?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare zugeschickt und wir haben sie an zwei Forscher:innen und an einen Vertreter der Fleisch-Industrie weitergeleitet! Ihre Antworten findet ihr im Video oben!
- Karsten Maier, Generalsekretär der Europäischen Gewerkschaft für Viehzucht und Fleischwirtschaft
- Dr. Marco Springmann ist Senior Researcher on Environmental Sustainability and Public Health an der Universität Oxford
- Laura Wellesley ist Senior Research Fellow im Programm Umwelt und Gesellschaft bei Chatham House.
Unser Leser Tony fordert schon seit Langem von den Europäer:innen, weniger Fleisch zu essen. Er fragt:
Sollten alle Europäerinnen und Europäer dazu angehalten werden, weniger Fleisch zu essen?
Um darauf eine Antwort zu kriegen, haben wir seine Frage an Laura Wellesley (Interview: 2017) weitergeleitet. Wie antwortet sie auf Tonys Frage?
Ich finde, wir sollten die Europäer dazu anhalten, weniger Fleisch zu essen. Europäer essen im Schnitt doppelt so viel, als das, was Experten als gesund ansehen. Aber auch wesentlich mehr als unsere Umwelt verträgt. Wir wissen, dass die Tierhaltung und die Überproduktion von Fleisch der Hauptverursacher des Klimawandels ist und solange wir die Menge nicht reduzieren, wird es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, die international vereinbarte Erderwärmung von 2 Grad einzuhalten.
Auch Leserin Krisztina denkt, dass wir unseren Fleischkonsum reduzieren sollten und schlägt vor:
Ich denke, dass Fleisch teuerer sein sollte, damit es wieder wertgeschätzt wird.
Das sieht User Daniel ähnlich, der eine Fleischsteuer fordert. Was würden Karsten Maier und Dr. Marco Springmann (Interview: 2019) Leserin Krisztina antworten? Sollte Fleisch trotz der aktuellen Inflation weiter im Preis steigen, um wieder mehr Wertschätzung zu erfahren?
Es gibt viele Gründe dafür, warum jemand eine Fleischsteuer befürworten würde. Ein Grund ist, dass die Tierhaltung und Tierproduktion im Allgemeinen einen Großteil der durch Lebensmittelproduktion generierten Treibhausgasemissionen ausmacht und 14-15 Prozent vom gesamten Treibhausgasvolumen ausmacht. Das ist ein riesiger Batzen. Schätzungen zufolge besteht eine sehr geringe Chance, dass wir eine Klimakrise in Zukunft verhindern können, wenn wir den Konsum tierischer Produkte nicht deutlich reduzieren.
Andererseits sind rotes Fleisch und verarbeitetes Fleisch für viele ernährungsbedingte chronische Krankheiten verantwortlich. Ende 2015 wurde verarbeitetes Fleisch als Karzinogen (krebserregend) eingestuft und rotes Fleisch als wahrscheinlich krebserregend. Dies beruhte auf recht starken mechanistischen Beweisen, wie rotes und verarbeitetes Fleisch zu Krebs, insbesondere Darmkrebs, führt. Wenn etwas als „krebserregend“ deklariert wird, sollte die Regierung einspringen und Regeln schaffen, um ihre Bürger zu schützen, das gilt für Asbest wie für Tabak.
In beiden Fällen würde eine Fleischsteuer das Problem adressieren. In Hinblick auf den Klimawandel würde eine Fleischsteuer die Nachfrage senken, zumindest wenn wir an das ökonomische Prinzip glauben, dass der Verbraucher weniger Dinge konsumiert, sobald diese teurer werden. Gleiches gilt für den Gesundheitsaspekt…tatsächlich sind viele Dinge, wie Geflügelfleisch oder pflanzlich-basiertes Protein in Bohnen, Linsen oder Nüssen viel gesünder. Mit der Einführung einer Fleischsteuer könnte man also sowohl den Klimawandel als auch den Gesundheitsaspekt angehen.
Unser Leser Dieter jedoch hat ein ganze andere Einstellung, die er in diesem Kommentar ausdrückt:
Ich esse soviel Fleisch, wie ich lustig bin. Solch ein Gegacker mache ich nicht mit.
Stimmt Karsten Maier unserem Leser Dieter zu? Ist die Entscheidung über Fleischkonsum rein persönlich? Und ist die entsprechende Debatte tatsächlich nur „Gegacker“?
Schließlich bringt Leser Bódis noch einen anderen Aspekt in die Debatte ein:
Ich würde es wirklich vorziehen, den Konsum auf lokale/regionale und saisonale Produkte zu konzentrieren, anstatt den Menschen zu sagen, sie sollen weniger Fleisch essen. Verarbeitete Sojakekse, die von der anderen Seite der Erde kommen, würden wahrscheinlich mehr Emissionen verursachen als ein Schweinekotelett von einem örtlichen Bauernhof/Metzger.
Wie reagiert Karsten Maier auf Bódis‘ Vorschlag?
Sollten wir alle weniger Fleisch essen?
Bist Du bereit, für die Umwelt auf Fleisch zu verzichten oder isst Du genauso viel Fleisch, wie Du möchtest? Ist ein Fokus auf lokale Produktion wichtiger als eine Reduktion? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!
Foto: CC / Flickr – Rogerio Bromfman
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7 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Ja, natürlich! #vegan
🙌🙌🙌
ich lasse mir von niemandem vorschreiben was ich zu essen habe
stime dieter zu.
Weniger Fleisch ja, ganz auf fleisch verzichten nein. Ich möchte an weihnachten immer noch meinen Braten essen. aber sonst etwas weniger zu essen ist definitiv machbar.
Habe gehört, daß ein hoher Anteil aus den Mäulern kommt.
Nur aus Neugier: Wieviel % kommt davon heutzutage aus den Hintern des homo sapiens?