Die Coronapandemie hat uns auf brutale Weise daran erinnert, wie wichtig Gesundheitssysteme sind.
Lockdowns und andere „social distancing“ Maßnahmen wurden von der Öffentlichkeit als Mittel akzeptiert, um die Infektionen mit Covid-19 zu verlangsamen und die Kapazitäten unseres Gesundheitswesens zu erhalten. Bilder von überlasteten Intensivstationen und erschöpften Krankenschwestern und Ärzten sind zu einem festen Bestandteil der COVID-19-Krise geworden, und das Gesundheitspersonal wurde zu Anfang der Pandemie öffentlich bejubelt und applaudiert.
Wird das Coronavirus eine Debatte über die Zukunft des Gesundheitswesens auslösen? Einige Beobachter erwarten zum Beispiel in den USA die „Europäisierung“ des dortigen Gesundheitsmodells. Aber wie sieht es mit der Debatte in Europa aus? Welche Art von Gesundheitsmodell (oder Modelle) sollten wir nach der Pandemie anstreben?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare zum Thema Gesundheit zugeschickt und wir haben sie an eine Politikerin und eine Gesundheitsexpertin weitergeleitet! Ihre Antworten findet ihr im Video oben!
- Nezahat Baradari ist eine deutsche Ärztin und sozialdemokratische Politikerin und Mitglied des Deutschen Bundestags
- Tamsin Rose, Senior Fellow for Health beim Brüsseler Think Tank Friends of Europe
Wir hatten einen Kommentar von Jevgeni, der sich zumindest gemeinsame Mindestqualitätsstandards für die Gesundheitsversorgung in der EU wünscht. Sollten europäische Gesundheitswesen einen einheitlicheren Ansatz verfolgen?
Für eine weitere Reaktion haben wir Jevgenis Kommentar an Tamsin Rose, Senior Fellow for Health bei dem Think Tank Friends of Europe, geschickt. Wie würde sie antworten?
Nun, wie jedes Land seine Gesundheitsversorgung organisiert, ist eine nationale Aufgabe. In unserem modernen Zeitalter wird jedoch immer deutlicher, dass es innerhalb Europas große Unterschiede gibt; welche Art von Verfahren und Behandlungen Patienten in ihrem Land zur Verfügung stehen, ist sehr unterschiedlich und hängt in der Regel davon ab, wie groß ihr Land ist und wie viel Geld es hat, d. h. wie viel es sich leisten kann, für die Gesundheitsversorgung auszugeben.
Die Patienten empfinden das natürlich als ungerecht. Es wäre also sicherlich eine gute Idee, wenn wir einen europäischeren Ansatz hätten. Vielleicht könnten wir uns die Art und Weise ansehen, wie wir mit der sozialen Sicherheit umgehen, wo wir auf europäischer Ebene Mindestniveaus für Mutterschaftsurlaub, Vaterschaftsurlaub, Krankengeld usw. haben.
Natürlich steht es den Ländern frei, großzügiger zu sein, und viele von ihnen sind es auch. Aber wir könnten ein Mindestmaß an Gesundheitsfürsorge einführen, zu dem die europäischen Bürger garantiert Zugang haben werden. Und vielleicht ist das der Ausgangspunkt, von dem wir ausgehen sollten. Das schwierige sind natürlich immer die Details. Wie einigen wir uns auf einen Mindeststandard der Gesundheitsversorgung, den jeder Bürger garantiert erhalten könnte?
Als nächstes hat uns Leser Moritz diesen Kommentar geschickt:
Mit der europäischen Krankenkarte wurde der erste Schritt zu einem gemeinsamen europäischen Gesundheitssystem ja schon gemacht. Vielleicht könnte man sich auf einheitliche Beiträge und Leistungen, die übernommen werden, einigen. Aber wie könnte die EU dann sicherstellen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung überall gleich ist und wer würde bei Fehlern und unzureichender Versorgung haften?“
Wer sollte die Zügel in einem gemeinsamen europäischen Gesundheitssystem in der Hand halten?
Brauchen wir ein gemeinsames europäisches Gesundheitssystem?
Sollte die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung in der EU stärker verbreitet sein? Oder sollte das Ziel sein, dass die Bürger eine Gesundheitsversorgung in ihrem Herkunftsland erhalten, die von ihren eigenen Steuern bezahlt wird? Was denkt ihr? Schreibt uns!
Foto: Photo by Matthew Waring on Unsplash
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4 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
klingt erstmal gut, aber dann befürchte ich, dass ein gemeinsamer Standard schlechter ist als das was wir in Deutschland im Moment haben.
Aus kapital-faschistoider Sicht wäre aktuell ein gemeinsames EU-Gesundheitssystem die richtige Wahl. Ein Gebilde, das von Leuten geleitet wird, die nicht gewählt wurden, ist sicher schneller und nachhaltiger dazu zu bringen, dass die Vorstellungen von Big Tech und Big Pharma reibungslos durchgesetzt werden.
Solange es #Staaten gibt die den begriff #Demokratie nicht kennen NEIN. Und danach auch nicht
Kommen wir gleich zum Begriff: „Staaten-sache“. Ob Europa eine Nation sein soll, braucht nicht diskutiert werden. Die passende Bezeichung werden später mal Historiker finden. Aber ein zu einigendes Europa selbst muß Staats-Funktionen ausüben. Wichtig ist die optimale Verteilung.