Steigende Mieten und eine Infrastruktur, die aus allen Nähten platzt.
Klingt das vertraut? Es geht nicht nur Großstädtern in Berlin, Hamburg oder München so. Das sind globale Probleme, es wird generell schwieriger, in Städten bezahlbaren und angemessenen Wohnraum zu finden. Was ist dagegen zu tun? Das Menschenrecht Wohnen ist in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Damit trägt der Staat die Hauptverantwortung dafür, dass dieses Recht auch umgesetzt wird. Es fordert, dass genug Wohnraum zur Verfügung steht und bezahlbar sein muss. Doch in Deutschland können sich immer weniger Menschen ihre Wohnung leisten, ohne dass bei anderen Grundbedürfnissen gespart werden muss.
Daher regt sich Widerstand: In Berlin will beispielsweise die Bürgerinitiative „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“ alle Wohnkonzerne mit mehr als 3000 Wohnungen vergesellschaften – und erzielte damit 59,1% Zustimmung bei einem Volksentscheid. Das wäre ein Novum in Deutschland, andererseits sind Enteignungen im Straßen- und Bergbau kein Tabu, wenn es „dem Wohle der Allgemeinheit“ dient. Ist dieser Punkt erreicht? Allerdings schaffen Enteignungen keine neuen Wohnungen. Die Ampelregierung hatte angekündigt 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen und so dafür sorgen, dass es auch in Großstädten wieder bezahlbaren Wohnraum gibt. Doch wird sie diesem Versprechen auch gerecht? Und wird so tatsächlich die Wohnkrise gelöst?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare zum Thema Wohnen zugeschickt und wir haben sie an einen Politiker und einen Experten weitergeleitet! Ihre Antworten findet ihr im Video oben!
- Michael Müller ist der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, ehemalier Berliner Senator für Stadtentwicklung und zurzeit Mitglied des Deutschen Bundestages der SPD-Fraktion.
- Julien Dijol, stellvertretender Generalsekretär von Housing Europe
Zuerst hat uns Leser Duncan einen Kommentar geschickt:
Europas Immobilienkrise hat drei Gründe: ein Mangel an Raum für neue Gebäude, ein Mangel an Regierungsinvestitionen und zu viel Immigration
Hat Duncan mit seiner Einschätzung recht? Was denkt Michael Müller? Seine Antwort findet Ihr oben im Video!
Für eine weitere Antwort sprachen wir mit Julien Dijol, stellvertretender Generalsekretär von Housing Europe:
Der Mangel an Investitionen hat sicherlich damit zu tun. Regierungen haben im Allgemeinen ihre Ausgaben für bezahlbaren Wohnraum verringert. Es gibt ein paar Ausnahmen in Europa, aber die meisten Regierungen haben ihre Ausgaben verringert. Regierungen müssen unbedingt diesen Trend umkehren.
Migration, der zweite Punkt: Ist es wirklich eine Ursache für den Wohnungsmangel? Nein! Denn die Wohnungskrise war schon vor der aktuellen Migrationswelle da. Es gibt einen strukturellen Mangel an Wohnungen in Europa. Das können wir nicht der Flüchtlingskrise in die Schuhe schieben. Es ist aber eindeutig, dass in manchen Ländern dadurch eine neue Nachfrage nach Sozialwohnungen entstanden ist. Und ganz ehrlich, das ist eine Nachfrage mit der umgegangen werden muss. In Ländern wie Deutschland oder Schweden müssen dafür Lösungen gefunden werden. Das ist eine Herausforderung, und auch eine Chance, aber es ist nicht der Grund für die aktuelle Wohnungskrise.
Und der letzte Punkt, der Mangel an Raum: Es ist schwer, das zu behaupten. Wir sind in einer Situation, in der wir kompakter Bauen müssen um die Ausuferung des Ballungsraums zu verhindern. Die Ausuferung des Ballungsraums hat viele negative Effekte und es ist keine Lösung. Es ist also keine Lösung, einfach mehr Raum außerhalb der Stadt zu bebauen. Die Frage der Verfügbarkeit von Land innerhalb von Städten ist eine wichtige. Wer besitzt das Land, wie kann man es verfügbarer machen? Es gibt bereits Lösungsansätze in manchen Städten, wie die Gemeinschaftsnutzung. Es ist also teilweise wahr, aber man muss sich das ganze Bild anschauen.
Außerdem hat unsLeserin Lena diese Frage geschickt:
Solange der Besitz eines eigenen Hauses noch der Standard ist, den es zu erreichen gilt, werden Änderungen schwierig. Sind europaweite Richtlinien möglich, die vorschreiben, wie viel Prozent einer Stadt Einfamilienhäuser sein dürfen? Der Rest müsste dann aus Häusern mit mehreren Apartments bestehen. Ist eine Umsetzung von so etwas rechtlich möglich?
Was kann die EU zur Lösung der Probleme im Wohnsektor beitragen? Michael Müllers Antwort findet Ihr oben im Video!
Für ´Leserin Anna ist klar, was die Lösung ist:
Grunderwerbsteuer senken, Grundsteuer senken, sämtliche anderen Steuern auch senken, keine wahnwitzigen Bauvorschriften und weniger Planwirtschaft. Dann regelt der Markt das von selbst.
Kann der Markt tatsächlich die aktuellen Wohnungsprobleme lösen? Oder braucht es in Deutschland ein radikales staatliches Eingreifen, etwa durch Enteignungen, wie in Berlin von einer Mehrheit der Bevölkerung gefordert wird? Wir haben Annas Kommentar an Michael Müller weitergeleitet. Seine Antwort findet Ihr oben im Video!
Wie kann Europa sein Wohnungsproblem lösen?
Was sind die Ursachen für die Krise? Reicht der Wohnungsbauplan der Ampel? Oder sollten auch Enteignungen in Betracht gezogen werden?Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!
One Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Indem arbeitskosten steigen damit mehr Menschen selber mieten finanzieren können und nicht aus Staat Hilfen hoffen wo bei renteneintritt der Staat mit Hilfen alles finanzieren muß