Ist es an der Zeit unsere Art zu Lernen zu ändern? 

Bisher haben Schulbildung, Ausbildung und Studium vor allem in der ersten Hälfte unseres Lebens eine Rolle gespielt. Traditionell ging es nach der Ausbildung in einen Job oder eine Karriere, die man bis zum Ruhestand nicht wechselte. Aber ist das angesichts der heutigen Zeit noch angemessen?

In einer globalen Welt stehen Wettbewerber aus allen Teilen der Welt vor der Tür und bewerben sich um die gleichen Stellen und Studienplätze. Gleichzeitig schreitet die technische Entwicklung immer schneller voran, was viele Menschen vor große Herausforderungen stellt. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass in der heutigen Zeit eine Person ihre Anstellung mehrmals im Leben wechselt oder einen komplett neuen Karriereweg einschlägt. Macht unser derzeitiges Bildungssystem in dieser Hinsicht noch Sinn?

Was sagen unsere Leserinnen und Leser? 

Ihr habt uns EURE Fragen und Kommentare zum Thema Bildung zugeschickt und wir haben sie an einen Politiker und einen Bildungsexperten weitergeleitet! Ihre Antworten findet ihr im Video oben!

  • Michael Müller ist der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin und zurzeit Mitglied des Deutschen Bundestages der SPD-Fraktion.
  • Simon Marginson ist Professor für Internationale höhere Bildung und Direktor des Centre for Global Higher Education (CGHE) an der Universität Oxford

Zuerst hat unsere Leserin Iveta einen Kommentar geschickt, indem sie darauf hinweist, dass die Zukunft ungewiss ist. Sie schreibt:

Wir kennen die Zukunft der Arbeitswelt nicht, daher würde ich sagen, dass die Schulen den Schülern eine Einstellung zum lebenslangen Lernen vermitteln sollten – wenn ein Schüler seinen Abschluss macht, muss er ein klares Gefühl dafür haben, dass seine Ausbildung nicht mit diesem einen Abschluss endet, sondern sein ganzes Leben lang weitergeht. Ist das deutsche Bildungssystem auf lebenslanges Lernen vorbereitet?

Wir haben Ivetas Frage an Michael Müller weitergeleitet. Er ist der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin und zurzeit Mitglied des Deutschen Bundestages der SPD-Fraktion. Seine Antwort findet Ihr oben im Video!

Außerdem haben wir den Oxford-Professor für Internationale höhere Bildung und Direktor des Centre for Global Higher Education (CGHE), Simon Marginson, gefragt: Ist unser Bildungssystem auf „Lebenslanges Lernen“ vorbereitet?

Wir verfolgen das Ziel des Lebenslangem Lernen nicht so sehr, wie Iveta es vorschlägt, was meiner Meinung nach übrigens ein guter Vorschlag ist und von vielen unterstützt wird. Das derzeitige System begrenzt uns, indem wir in den meisten Ländern die Sekundarstufe II noch immer als wichtigste Phase sehen, weil die Schüler hier in Elite und nicht-Elite Studenten unterteilt werden. Und dann fokussieren wir uns allein auf den ersten Abschluss im Leben dieses jungen Absolventen.

Es gibt eine kleine Anzahl von Bildungssystemen, vor allem in den skandinavischen Ländern, und weniger verbreitet in der englisch-sprachigen Welt, in der ein umfangreiches Angebot an Erwachsenenbildung angeboten wird, aber einen Großteil davon machen Personen aus, die bereits einen Abschluss haben oder an einem Studiengang teilgenommen haben. Es gibt kaum Wiedereinstiegsmöglichkeiten für Menschen, die zum Beispiel die Schule früher verlassen haben. Der umfassendere Begriff des lebenslangen Lernens wird daher von jenen Absolventen bestimmt, die in die Erwachsenenbildung zurückkehren, und sie bilden eine relativ kleine Minderheit der Bevölkerung. Daher haben wir das lebenslange Lernen noch nicht als Norm etabliert, aber die Ressourcen dafür sind da – insbesondere durch im Internet verfügbare Informationen, durch kostenlose oder kostengünstige Programme in einer Vielzahl von Kursinhalten usw. Es ist also möglich.

In einem weiteren Kommentar weist David darauf hin, dass Bildung in Deutschland Ländersache ist, was unterschiedliche Bedingungen zwischen den Bundesländern führt.

Ich finde, einheitliche Schulabschlüsse wären wichtig, dadurch wäre der Einstieg in Ausbildung und Studium fairer. Gibt es Bemühungen der Regierung, zumindest die Lehrpläne der einzelnen Bundesstaaten zu vereinheitlichen? Komplette Zentralisierung von Bildung muss ja nicht unbedingt gleich die Konsequenz davon sein, man kann den einzelnen Bildungsministerien ja immer noch die Organisation der Schulen und ein bestimmtes Interventionsrecht lassen….

Was kann die Bundesregierung trotz Bildungsföderalismus tun, um Schritte zur Vereinheitlichung der 16 unterschiedlichen Bildungssysteme zu erreichen? Michael Müller hat auch auf Davids Frage geantwortet. Seine Antwort findet Ihr oben im Video!

Brauchen wir ein neues Bildungssystem? 

Sollte sich die Bildung mehr am Lebenslangem Lernen orientieren? Sollten wir uns weniger auf die Hochschulbildung fokussieren und dafür die Berufsausbildung mehr fördern? Schreib uns einen Kommentar und wir leiten ihn an Politiker:innen und Expert:innen weiter!

Foto: cc / Flickr – Intro to Arduino 
Portraits: Marginson (c) Graduate School of Shanghai Jiao Tong University, Lauwick (c) Catherine Lefavrais – IUT Le Havre (CREAV)


2 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst Du?

  1. avatar
    Paul

    Es hat auf jeden Fall etwas für sich, die Grundlagen wirklich gut zu vermitteln und den Studenten dann zu zeigen, wie sie selbst weiter lernen können. Ich denke, dass die Uni eher das Letztere tut, aber eher zufällig; entweder man schafft es, oder man scheitert.

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