
Brauchen die europäischen Städte ein Makeover?
Müssen wir unsere Städte neu erfinden, damit sie grüner, sauberer, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden? Es wäre nicht das erste Mal, dass wir unsere Städte radikal umgestalten. So haben beispielsweise die im 19. Jahrhundert eingeführten Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung von Krankheiten wie Cholera, Gelbfieber und Typhus unsere Städte verändert. Es hat Zeit und Mühe gekostet, aber der Nutzen für die öffentliche Gesundheit hat die Kosten mehr als gerechtfertigt. Angesichts der Klimakatastrophe und der Pandemie, brauchen wir wieder radikale Maßnahmen für unsere Städte?
Extremwetter wird in Zukunft immer häufiger vorkommen
Die verheerenden Überschwemmungen im Jahr 2021 forderten Hunderte von Todesopfern und verursachten Sachschäden in Milliardenhöhe, während die Hitzewellen Rekorde brachen. Gleichzeitig sind Städte für mehr als 70 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich, obwohl sie nur 2 % der Erdoberfläche ausmachen. Es liegt also auf der Hand, dass Städte sowohl bei der Anpassung an den Klimawandel als auch bei der Verhinderung künftiger Klimakatastrophen eine Rolle spielen müssen.
Was müssen wir ändern?
Müssen wir Gebäude nachrüsten, um sie besser zu isolieren, besser zu belüften, mehr Schatten zu spenden und Strom durch Solarzellen auf den Dächern zu erzeugen? Brauchen wir mehr Investitionen in nachhaltige öffentliche Verkehrsmittel? Wie wäre es mit autofreien Stadtzentren, in denen Parkplätze in Radwege und Grünflächen umgewandelt werden? Und, was ebenso wichtig ist, welche Rolle können die Bürger spielen, um diese Veränderungen zu fördern und voranzutreiben?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Wir setzen unsere Reihe über den Europäischen Klimapakt fort, eine EU-weite Initiative, die Menschen, Gemeinden und Organisationen dazu einlädt, sich am Klimaschutz zu beteiligen und ein grüneres Europa zu schaffen. Wir werden Wissenschaftler:innen, Aktivist:innen, Botschafter:innen des Europäischen Klimapakts, Bürgermeister:innen, sowie Politiker:innen und andere einladen, an unseren Debatten teilzunehmen und darüber zu diskutieren, wie wir alle etwas bewirken können.
Der erste Kommentar stammt von unserer Leserin Anika, die uns einen Kommentar über den Europäischen Klimapakt selbst hinterlassen hat:
Ich hoffe, dass der Europäische Klimapakt Bürgerinnen und Bürgern wie mir die Möglichkeit gibt, einen angemessenen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten, anstatt darauf zu warten, dass die Politiker endlich aktiv werden.
Was können Bürgerinnen und Bürger auf lokaler Ebene tun, um Städte bei der Eindämmung des Klimawandels und der Anpassung daran zu unterstützen? Für eine Antwort haben wir Anikas Kommentar an Helena Marschall, eine Klimaaktivistin von Fridays for Future Deutschland, weitergeleitet. Welchen Rat würde sie Anika geben?
Zunächst einmal sind der Klimapakt und auch Wählen gehen großartig. Aber wir wissen, dass es keine Klimagerechtigkeit geben wird, wenn wir nicht dafür kämpfen und wenn wir sie nicht fordern. Und das kann anstrengend sein, aber es ist auch ermutigend. Denn das bedeutet, dass wir als Menschen und vor allem die jungen Menschen, Macht in diesem System haben.
Die zweite Sache ist, dass es besser ist, es nicht alleine zu tun. Denn dieser Kampf ist groß und kein Einzelner wird dieses Problem allein lösen. Aber wenn wir uns zusammentun und Freunde dazu bringen, mit uns zu kommen, denke ich, kann es viel mehr Spaß machen.
Ich denke, der dritte Punkt ist, dass wir immer diese „lokal-global“-Sache hören, weil viele Entscheidungen, die das Klima betreffen, auf lokaler Ebene getroffen werden, und die sind wirklich wichtig. Ich denke, dass das wirklich cool sein kann, weil das, was direkt vor unserer Haustür passiert, so relevant für den Kampf gegen den Klimawandel ist. Es gibt bereits so viele großartige Organisationen. Schauen Sie sich einfach an, was in Ihrer Stadt passiert: Gibt es aktive Bürgerinitiativen, Organisationen wie Klimastreiks oder Extinction Rebellion? Ich denke, besonders wenn man gerade erst anfängt, ist es toll, einfach zu einer Initiative zu gehen und zu lernen, was sie tun. Man kann von diesen Leuten lernen, die diesen Kampf schon etwas länger führen als wir.
Letztendlich kann Kommunalpolitik oft sehr langweilig sein, um ehrlich zu sein, und wenn man sich engagiert und zu den Treffen geht, kann es einen verändern. Wir haben das in Frankfurt gemacht, wo ich herkomme: Wir haben einfach angefangen, jede Woche zu den Stadtratssitzungen zu gehen und dort zu diskutieren und Reden zu halten, und allein unsere Anwesenheit hat schon einen großen Unterschied gemacht. Denn die Politiker fühlten sich beobachtet, und das ist einer der ersten Schritte für den Anfang. Ich freue mich für alle, die sich engagieren, denn ohne uns, die wir auf der Straße sind, ohne bei den Sitzungen dabei zu sein, ohne uns wird nichts passieren. Wir sind die Menschen, die das schaffen, die diesen Wandel herbeiführen werden.
Anna ist derweil der Meinung, Europa sollte „überall Bäume pflanzen“. Sind Städte ein guter Ort, um Bäume zu pflanzen? Wir haben diese Frage auch Prof. Michal Marek gestellt, einem Experten für Forstwirtschaft und Direktor des Forschungsinstituts für globale Veränderungen der Tschechischen Akademie der Wissenschaften (CzechGlobe).
Sie wissen, dass ich viel in diesem Bereich arbeite, und um es einfach auszudrücken, ich bin absolut damit einverstanden, mehr Bäume in der Stadt zu pflanzen. Aber wie immer müssen wir bedenken, dass die Bäume zwar eine große Wirkung haben können, dass man sich aber auch um die Bäume kümmern muss, um ihre Ernährung, um die Wasserversorgung, um die Architektur der Straße usw. Das heißt, wenn wir in der Lage sind, diese Punkte zu unterstützen, dann ist das großartig. Aber sehr oft sehen wir, dass das nicht der Fall ist, und dann kann es sogar kontraproduktiv sein. Dann kann man sich auch das Geld für das Pflanzen und Pflegen von Bäumen sparen. Es muss ein sehr sorgfältig ausgearbeitetes Managementsystem geben, um die Bäume zu pflegen.
Möchtest Du Dich engagieren?
Unterzeichne den Europäischen Klimapakt und verpflichte Dich, praktische Schritte gegen die Umweltverschmutzung auf unserem Planeten zu zu unternehmen.
Müssen wir die europäischen Städte für den Klimawandel fit machen?
Müssen wir unsere Städte neu erfinden, damit sie grüner, sauberer, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden? Und welche Rolle können Bürger:innen spielen, um diese Veränderungen zu fördern und voranzutreiben? Was denkt ihr? Schreibt uns einen Kommentar und wir werden ihn an politische Entscheidungsträger und Experten weiterleiten, damit sie darauf reagieren können!
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Redaktionell unabhängiger Inhalt, unterstützt von: Europäische Kommission. Siehe FAQ für mehr Details Unsere Climate Pact Privacy Policy: here.
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