Auf zur Herdenimmunität?

Impfungen sind der beste (und einzige) Weg, wie wir uns langfristig und nachhaltig gegen das Coronavirus schützen können. Als gleich mehrere Biopharma-Hersteller im vergangen Herbst verkündeten, dass ihre Präparate eine hohe Wirksamkeit gegen das Virus gezeigt haben, war die Euphorie groß. Viele erhofften sich, dass die Bevölkerung nun schnell und flächendeckend den Impfstoff erhalten würde, sodass man endlich zum normalen Leben zurückkehren könnte. Die Realität sieht jedoch anders aus. Noch immer warten viele ältere Menschen auf ihre Impfung, vom Rest der Bevölkerung mal ganz zu Schweigen. Wie kommt das? Haben die EU und die Bundesregierung bei der Impfstrategie geschlafen?

Hinkt die EU bei der Impfkampagne hinter anderen Ländern her?

Obwohl es über 400 einsatzfähige Impfzentren in Deutschland gibt, ist die Impfkampagne bisher sehr schleppend angelaufen. Das liegt daran, dass bis jetzt nur sehr wenige Impfdosen in Deutschland bereitstehen. Dafür ernteten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und auch die EU, die mit der Beschaffung des Impfstoffs beauftragt war, viel Kritik. Zu Anfang des Wahljahres 2021 kritisieren Opposition, so wie Regierungsmitglied SPD, dass die Impfstrategie zu langsam und unorganisiert sei, dass nicht genügend Impfdosen bestellt wurden, und werfen der Regierung vor, bei der Impfstoffbeschaffung gespart zu haben. Tatsächlich ist der Impfstart in der Europäischen Union deutlich langsamer vorangegangen als in anderen Ländern. In Israel sind in den ersten drei Wochen schon 1,8 Millionen Menschen geimpft worden, das sind 20 Prozent der gesamten Bevölkerung. Und auch in Großbritannien wurden proportional gesehen schon deutlich mehr Menschen geimpft als in der EU. Wie kommt das?

Warum geht es in der EU nicht so schnell wie anderswo?

Dass die Impfkampagne in der EU nicht schneller läuft, hat mehrere Gründe. Die Kampagne der Union beruht auf zwei Prinzipien: Erstens, alle 27 Mitgliedsstaaten bestellten gemeinsam, um einen impfnationalistischen Wettlauf zu vermeiden, und zweitens verhandelte die EU mit mehreren Impfstoff-Herstellern, um zu verhindern, auf einen einzigen Hersteller zu setzen, dessen Impfstoff letztendlich erfolglos sein könnte. So hat die EU das Risiko breit gestreut und sicherte sich 2 Milliarden Impfdosen bei den sechs aussichtsreichsten Herstellern; deutlich mehr als für die 450 Millionen EU-Bürger eigentlich benötigt würden. Dass es zurzeit in der EU noch nicht genug zur Verfügung stehende Impfdosen gibt, liegt auch daran, dass die Hersteller anfangs eine niedrige Produktionskapazität hatten, jedoch unterstützte die EU den Ausbau der Produktion von Biontech/Pfizer mit einem Darlehen von 100 Millionen Euro. Außerdem nutzten Länder wie Großbritannien ein beschleunigtes Zulassungsverfahren, während die EU die Risiken der Impfungen mehrere Wochen durch die Europäische Arzneimittel-Agentur prüfen ließ.

Ist die Impfkampagne der EU zu langsam?

Warum läuft die Impfkampagne der EU langsamer als in Großbritannien oder Israel? Hat die EU bei der Beschaffung des Impfstoffs Fehler gemacht? Oder liegt es an äußeren Umständen, dass die EU bis jetzt noch nicht flächendeckend impfen konnte? Was denkt ihr? Schreibt uns!

IMAGE CREDITS: BigStock – (c) Rido81


7 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst du?

  1. avatar
    Jana

    Ja. Sie hätten direkt mehr von Biontech bestellen sollen.

  2. avatar
    Sina

    Die EU ist mal wieder Buhmann für alles was schief läuft… Es wurden riesenmengen Impfstoff vorbestellt aber die Produktion läuft eben im Moment noch nicht so schnell. Geben wir der ganzen Sache noch ein bisschen Zeit bis die Produktionsengpässe überwunden sind und dann bin ich mir sicher haben wir eine erfolgreiche Impfkampagne in Europa.

  3. avatar
    Gerald

    Spahn ist mehr damit beschäftigt Kanzler zu werden, als das Impfdesaster zu lösen!

  4. avatar
    Leonie

    Großbritannien und Israel sind zwar deutlich schneller mit dem Impfen, aber die UK hat auch ein beschleunigtes Zulassungsverfahren gehabt. Ich bin froh, dass unsere Impfstoffe erstmal gründlich geprüft wurden. Und Israel soll doppelt so viel für die Impfdosen gezahlt haben (ich finde die Resultate aber trotzdem beeindruckend!)

  5. avatar
    Elena

    Ich finde das schlimmste ist doch eigentlich, dass sich 50% der Pflegekräfte in den Altenheimen nicht impfen lassen möchten. Hallo?! Die arbeiten tagtäglich mit den gefährdedsten Menschen zusammen und wollen sich nicht impfen lassen?! Vor Corona hätte ich nicht gedacht, dass die Impf-Skepsis auch in Deutschland so hoch ist. Traurig. Ganz besonders wenn sogar medizinisches Personal auf Impf-Verschwörungsmythen hereinfallen.

  6. avatar
    Daniel Fechner

    Im Nachhinein ist man immer schlauer
    … klar, man hätte mehr bezahlen können.
    … klar man hätte bei einzelnen Herstellern mehr ordern können
    … klar man hätte sich besser vorbereiten können, bspw. Infrastruktur vorher testen und verbessern (das stimmt tatsächlich … ist aber auch in die Wege geleiten worden)
    … klar man hätte es früher zulassen können.
    Aber … es gibt immer ein Aber, höhere Kosten, Möglichkeit des Totalausfalls (Impfstoff wirkt nicht) und Unsicherheiten was die Impfung angeht … und natürlich hätten dann die Impfgegner ein echt gutes Argument (Notzulassungen sind keine gute Idee in Pandemien, bei Krankheiten, die nicht eine sehr hohe Sterblichkeit und hohe Ausbreitungsgeschwindigkeiten aufweisen … es besteht immer die Gefahr, dass etwss übersehen wird).
    Und wenn ich mich nicht recht entsinne … bevor der erste Impfstoff zugelassen wurde, wurde darüber geredet, ob die EU zu viel Impfstoff geordert hatte … egal wie mans macht, es wäre problematisch gewesen.
    Und solange das Virus nicht dadurch besiegt wird, dass eben doch alle krank werden … und ein Teil stirbt, ein anderer an den Langzeitfolgen leidet … und es eventuell doch zu etwas viel schlimmeren mutiert (und man die ganze Soße von Anfang anfangen müsste) … war es gut.
    … und hoffentlich lernt mannmal etwas draus … oder eben nicht, die Probleme waren bekannt, wurden ignoriert, und wenn es bis zum nächsten Mal 20 Jahre dauert, hat man es wieder vergessen, da man ja mittlerweile weiter ist, und die gleichen Fehler doch wiederholt … es war ja dann eben doch nicht vorherzusehen.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Notify me of new comments. You can also subscribe without commenting.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

By continuing to use this website, you consent to the use of cookies on your device as described in our Privacy Policy unless you have disabled them. You can change your cookie settings at any time but parts of our site will not function correctly without them.