Einigkeit sieht anders aus.

Was bedeutet eigentlich „strategische Autonomie„?

Es ist das neueste Schlagwort in Brüsseler Kreisen, das den Wunsch der Europäer zum Ausdruck bringt, unabhängiger vom Rest der Welt werden zu wollen. In Bezug auf die Sicherheitspolitik hat US-Präsident Trump das Vertrauen der Europäer erschüttert – Ist es Zeit für eine Verteidigungspolitik, die im Zweifelsfall auch ohne ein Bündnis mit den Amerikanern funktioniert?

Was denken unsere Leserinnen und Leser?

Craig  ist der Meinung, dass sich „eine Art deutsch-französischer Konsens über strategische Autonomie abzeichnet“. Neben dem Einfluss Trumps nennt er noch Chinas Aufstieg und den Brexit als wichtige Faktoren, die das NATO-Bündnis in Frage stellen. Hat er recht?

Um eine Antwort zu erhalten, habe wir bei Susi Dennison nachgefragt, sie ist Senior Policy Fellow beim Europäischen Rat für Außenbeziehungen und Direktorin des ECFR-Programms „European Power“. Was würde sie dazu sagen?

Ich glaube, es kommt darauf an, über welchen Aspekt von strategischer Autonomie oder Souveränität wir hier sprechen. Wenn es um die Wirtschaft geht, können wir tatsächlich beobachten, dass sich Deutschland und Frankreich einig sind. Wir haben gerade die Ergebnisse einer neuen Studie veröffentlicht, in der wir die Menschen fragten, wie sich Europa nach der Corona-Krise verändern sollte. Eine Mehrheit der Befragten sprach sich dafür aus, dass Europa bei einigen Produkten und Dienstleistungen unabhängig werden muss, vor allem im medizinischen Bereich. In Bezug auf die Wirtschaft denken die Befragten europäisch, was Sinn macht. Wenn es aber um Politikbereiche wie Verteidigung geht, und darum, wie man in eine Struktur investiert, hier gibt es riesige Unterschiede innerhalb Europas, aber auch zwischen Deutschland und Frankreich. Es geht also in manchen Politikbereichen voran, in anderen sind wir aber nicht ansatzweise da, wo wir sein sollten.

Unser Leser Franz hat geschrieben, dass die Beziehungen zwischen den USA und Europa traditionell auf gemeinsamen geostrategischen Interessen (insbesondere während des Kalten Krieges mit der Sowjetunion) und auf liberal-demokratischen Werten beruht. Allerdings hat sich die geostrategische Aufmerksamkeit Amerikas in den letzten Jahren nach Asien verlagert, und Franz fallen keine Grundwerte ein, die Europa mit Präsident Donald Trump teilt.

Wir fragten Jamie Shea, Senior Fellow bei Friends of Europe und ehemaliger Stellvertretender Beigeordneter Generalsekretär der NATO-Abteilung für neue Sicherheitsherausforderungen (ESCD). Stimmt er Franz zu?

Nun, wir teilen schon noch gemeinsamen Werte, in den USA gilt noch immer die Verfassung, es gibt noch immer freie und faire Wahlen. Die Amerikaner können Trump ganz einfach abwählen, ganz im Gegensatz zu den Russen, sie könnten Präsident Putin nicht so einfach loswerden. Die fundamentalen Elemente einer Demokratie sind noch da. Es ist auch nicht so, als könnte sich Trump immer durchsetzen. Abgeordnete seiner eigenen Partei haben in Bezug auf Gesundheitsschutz gegen ihn gestimmt oder der Oberste Gerichtshof hat gerade erst gegen ihn gesprochen, dass Kinder mexikanischer Einwanderer nicht abgeschoben werden dürfen. „Das Imperium schlägt zurück“, wenn ich das so sagen darf. Wenn Trump die Grenzen auslotet, gibt es Widerstand der Medien, Gerichte und der Bundesstaaten, von denen viele in demokratischer Hand sind. Aber trotzdem hat die Frage ihre Berechtigung. Als Generalsekretär der NATO wäre es mir natürlich wie als Oberhaupt einer Familie wichtig, dass alle Mitglieder ruhig, besonnen und diszipliniert sind, dass sie sich an die Regeln halten. In der Realität sieht es natürlich oftmals anders aus. Die NATO hat in ihrer Geschichte immer die Langzeitfolgen im Blick, solange die Mitgliedsländer ihre demokratische Orientierung irgendwann wieder zurückgewinnen, sollte man ihnen Zeit geben. Das ist immer besser, wenn sie den richtigen Weg wiederfinden sollen. Wir müssen sicher alle daran arbeiten, dass die NATO wieder eine Wertegemeinschaft wird, wie sie es in den 90ern war. Das ist aber eine langfristige Strategie und so sollte sie auch bewertet werden, statt sich an Sachen aufzuhängen, die heute oder gestern passiert sind.

Hat Präsident Trump die NATO gespalten?

Teilt Europa noch Grundwerte mit Donald Trumps Amerika oder hat die „America first“ Strategie nachhaltig Vertrauen zerstört? Wie wird das nach den US-Wahlen in zwei Wochen? Schreibt uns und diskutiert mit!

Fotos: Creative Commons – Kremlin.ru; Dennison (cc) Twitter, Shea (cc) Friends of Europe



21 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst Du?

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    Andreas

    die Nato braucht kein Mensch mehr

  2. avatar
    Anne

    was ist die NATO ein Verein ohne Eier in der Hose die sehen weg wenn andere NATO Mitglieder Kriege anfangen und nichts passiert

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    Josef

    Schon vergessen, als die USA auf dem Balkan vor mehr als 20 Jahren die Initiative ergriffen haben und den Balkankrieg in kürzester Zeit beendet hat! Was ging da für ein Aufschrei ďer linken Medien los und die Amerikaner wurden als Kriegsverbrecher tituliert! Es wäre heute noch in diesem Landstrich Krieg, wenn die USA und die Nato ihn nicht beendet hätten !
    Wenn jemand keine Eier in der Hose hat dann ist es die Bundesregierung !

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    Josef

    Nicht Trump hat die Nato gespalten, sonder Merkel mit ihrem Vertragsbruch !
    Nicht Trump hat einseitig den Wehretat der USA gekürzt und Truppen reduziert auf das Niveau der Nutzlosigkeit und falscher Personalpolitik wie es Merkel tat ! Völlige unfähige aber pflegeleichte Figuren zu Verteidigungsministern gemacht !

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    Günther

    👏👏👏👏👏auf den Punkt gebracht

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    Dieter

    der Warschauer Pakt wäre ihr sicher lieber gewesen

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    Frank

    Merkel ist die Ursache für Spaltung in Europa , vom Brexit bis zur NATO, Sie müsste abtreten, DDR – Altlast, Erika

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    Heinrich

    Ich wette. Trump wird wiedergewählt.

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    Hakim

    zu wenig krieg für die waffen-Industrie. die werden seinen Wahlkampf nicht bezahlen und nur darauf kommt es. geld für den Wahlkampf.

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    Stefan

    der einzige Präsident von USA der keinen Krieg angefangen hat. Ein Präsident der mit dem Machthaber von Nord Korea spricht / sprach. Der eher den Friedensnobelpreis verdient hätte als Obama. Bei dem vor Corona historisch die niedrigste Arbeitslosigkeit war mit einer boomenden Wirtschaft wie schon ewig nicht mehr. Alles reale, zum nachlesen beruhende Fakten. Ja, es wäre nicht verwunderlich wenn Trump wiedergewählt werden würde. Schade das wir Merkel haben

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    Heinrich

    Ja, das sind Argumente für den Wähler. Die Amis wissen das.

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    Klaus

    Nein, er hat klar gemacht, dass wir uns auf eigene Füße stellen müssen, weil wir alleine stehen! Auf die USA ist kein Verlass, weil wir nicht mehr im Focus ihrer Interessen stehen.

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    Conny

    die Nato ist ein Kriegspakt und aufzulösen.
    Trump hat den Start dafür gegeben ….god Bless him…

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    Lodi

    Besatzungstruppen raus und militärausgaben runter

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    Alain

    Alter Falter, was ich hier an Kommentare lese… Rothschilds, Trumps friedliche Wiederwahl, Merkels Vertragsbrüche, weil wir wiederum zu wenig (!) Krieg führen wollen, blablabla…
    Bin ich hier auf DebatingEurope oder Compact? 😂
    Das ist doch keine Debattenkultur mehr, wenn am gegenüberliegenden Tisch Leute die Reptiloiden aus dem Hut zaubern und immer noch die Weltkugel negieren oder den Klimawandel ausblenden, gleichzeitig aber mit dem SUV die Kinder zur Schule fahren und in einem Dorf mit nicht einem Asylbewerber mit der PeGiDa-Fahne um die Häuser ziehen…

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    Miroslawa

    Tak Trump NATO Europe geschpaltet

  17. avatar
    Maria

    Trump ist einfach giftige Stoffe wo und was vergiftet worden in ihrem Umgebung.

  18. avatar
    Maria

    Mit Deutschland und Angela Merkel war der ein Schwein

  19. avatar
    Maria

    Eine ignorante arrogant mit ausländischen Unterkunft… einfach ein normales Verhalten habe der mit niemandem.

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    Frank

    Den Präsidenten Trump brauchen wir in Deutschland, damit der DDR – Dreck verschwindet, wie Mauermörderpartei LINKE – SED, Merkel und ihr Anhang. Endlich wieder Freiheit wollen wir , Schluss mit Einsperren! Auch wo Vorfahren NAZIS waren, wollen uns ihre Nachfahren quälen, So widerlich.

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