
Schätzungen der UNO gehen bis zum Jahr 2050 von einer Weltbevölkerung von 9,7 Milliarden aus
Diese Menschen müssen ernährt werden. Um die Nachfrage zu decken, muss die Nahrungsmittelproduktion um bis zu 70 Prozent gesteigert werden. Kann die Welt diese Herausforderung auf eine nachhaltige Art und Weise bewältigen? Können wir die Umwelt schützen, wenn immer mehr Menschen einen „westlichen Lebensstil“ annehmen?
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Wir haben einen Kommentar von Christofer erhalten, der davon ausgeht, dass wir nur mit intensiven Anbaumethoden genug Lebensmittel produzieren können, um alle zu ernähren. Er schreibt uns: „Europas Bevölkerung ist von modernen intensiven Anbaumethoden abhängig“. Hat er recht?
Wir haben bei Simon Wancke nachgefragt, er vertritt als Vizepräsident des Europäischen Rates der Junglandwirte die Meinung der Landwirte. Stimmt er Christofer zu?
Wir sind sehr gut darauf vorbereitet, eine wachsende Bevölkerung zu ernähren. Intensivierung der Landwirtschaft spielt dabei sicher eine Rolle, aber auch Innovationen der unterschiedlichen Länder. Es gibt sehr große Unterschiede in der Landwirtschaft – sowohl innerhalb Europas als auch weltweit. Es werden ganz neue Wege entwickelt, wie man Böden richtig nutzen kann. Daher teile ich nicht die Skepsis von Christofer, jedenfalls nicht, wenn ich mir meinen Job angucke. Ich bin seit 10 Jahren Landwirt, und in dieser Zeit hat sich so viel verändert, es gabt viele Innovationen. Ich glaube, wir bekommen das hin, alle zu ernähren. Lasst uns hoffnungsvoll bleiben.
Unsere Leserin Caroline hat wiederum geschrieben, dass nicht die Lebensmittelproduktion, sondern die Lebensmittelverschwendung das eigentliche Problem sei. „Wir könnten 9 Milliarden Menschen satt bekommen, wenn wir nur aufhören würden, Lebensmittel zu verschwenden.“
Wir fragten Mathias Vicherat, den Generalsekretär von Danone, der globale Lebensmittel- und Getränkehersteller mit Sitz in Paris.
Caroline hat recht, gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen, ist eine der Prioritäten von Danone in Zusammenarbeit mit weiteren Firmen. Zusammen mit dem Consumer Goods Forum und One Planet Business for Biodiversity haben wir das global beschlossen. Wir von Danone arbeiten auch mit Firmen wie 2Good2Go zusammen, um Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Es geht aber nicht nur um das Verhalten der Konsumenten, die ganze Lebensmittelkette muss betrachtet werden. Daher schauen wir auf unsere gesamte Lebensmittel-Lieferketten. Bis 2025 wollen wir die Lebensmittelverschwendung in der Produktion und beim Konsum um 50 Prozent verringern.
Leser Alexander ist der Meinung, dass Monokulturen und intensivierte Landwirtschaft nicht nachhaltig sind. Er wünscht sich Nachhaltigkeit im großen Stil.
Ist das realistisch? Wir fragten Annabelle Williams von der Rise Stiftung, die sich für nachhaltige Landwirtschaft einsetzt.
Ja, dem würde ich zustimmen. Wir haben gerade im letzten Mai einen Bericht über Pflanzenschutz veröffentlicht, der sich also damit befasst, wie wir unsere Kulturpflanzen auf den Feldern schützen können – sei es vor Pilzen oder Schädlingen. Der Schlüssel liegt in der Diversität. Wir brauchen eine Vielfalt von unterschiedlichen Pflanzen und auch Nutztieren in der Landwirtschaft. Wir bewegen uns in die richtige Richtung, ich würde mir aber wünschen, dass es bald einen fundamentalen Richtungswechsel in der Landwirtschaft gibt. Wir sind bei der Rise Stiftung beunruhigt, wenn wir uns die Indikatoren der europäischen und globalen Landwirtschaft anschauen. Landwirtschaft wirkt sich auf unsere Böden, Grundwasser sowie Emissionen aus. Wir brauchen eine Transformation, bei der die Landwirte unterstützt werden müssen, da sie bereits jetzt mit sehr engen Margen rechnen. Diversität muss ein Teil dieser Transformation sein, sie ist der Schlüssel.
Wie ernähren wir 10 Milliarden Menschen?
Kann eine nachhaltige Landwirtschaft die ganze Menschheit satt bekommen? Wie bereiten wir uns auf die steigende Weltbevölkerung vor? Was glaubt Ihr?
Foto: Unsplash (cc) Ivan Bandura
9 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Indem die 10 Milliarden nicht erreicht werden sollten. Das wäre Ideal…
Na dann fang mal bei dir selbst an. Strick geht auf mich. Oder wie sonst meinst Du das?
Indem aufgrund unsinniger Normen und Verschwendung nicht mehr fast 50% der Lebendmittel in der Tonne landen.
Global betrachtet, mit Zahl der steigenden dürren und Wetterextremen, wird die konventionelle Landwirtschaft früher oder später nicht mehr den Ertrag liefern können. Wenn in Deutschland Landwirte zum Schutz einer Maus ihre Felder de facto aufgeben müssen weil die Nager dort alles weg fressen, dann wird es irgendwann nicht mehr gut gehen.
Sofern möglich sollte Pflanzen welche schnell wachsen können, in Indoor und vertical Farmen gedeihen, dort kann man die Wachstumsparameter vollständig steuern und Ressourcen einsparen, allein Thema Düngung wird uns in ein paar Jahrzehnten Probleme machen.
Zur Transparenz
Ich bin Projektmanager bei der Association for Vertical Farming
„Wüstenbewässerung!!!“ Das geht si leicht aus.
Wenn wir uns gegenseitig auffressen dann ja.
Weg vom Fleisch hin zu einer veganen Ernährung, das würde schon mal eine riesen Menge Ressourcen freisetzen. Trotzdem bin ich der Meinung das eine nachhaltige, klimaneutrale Ernährung von 10 Milliarden Menschen hier auf dem Planeten nicht möglich ist.
Jetzt ca 7.85 Milliarden Menschen, (1-2021). Für 10 Milliarden Menschen müssen 70% mehr produziert werden? Wir könnten jetzt schon mehr als 10 Milliarden Menschen ernähren, wenn wir weniger Nahrung verschwenden würden. Menschen die an Hunger leiden tun das nicht, weil Nahrung (global) fehlt, sondern weil die Nahrung nicht zu ihnen hinkommt (Logistik, Ökonomie und Politik)
„Miliarden“ ist wohl falsch, richtiger wären wohl „Billionen“, oder?