
Das Coronavirus hat zu einem weltweiten Homeoffice Experiment geführt
Im Jahr 2018 arbeiteten etwa fünf Prozent der Beschäftigten in der EU regelmäßig von zu Hause aus. Dieser Anteil war auch die Dekade zuvor trotz erheblicher Fortschritte in der Technologie in etwa konstant. Die Coronakrise hat den meisten Arbeitnehmern zum ersten Mal Homeoffice ermöglicht, werden wir daran festhalten? Viele Skeptiker mussten es einfach ausprobieren, statt sich lange Argumente dafür und dagegen zu überlegen. Werden Arbeitnehmer ihre neu gewonnene Flexibilität auch nach dem Lockdown einfordern oder froh sein, wieder ins Büro zu gehen?
Natürlich geht Homeoffice nicht in jedem Beruf
Verkäufer, Krankenschwestern und der ganze Dienstleistungsbereich können Kunden und Patienten kaum aus der Ferne versorgen. Andererseits lässt sich sicher mehr als fünf Prozent der Arbeit von zu Hause erledigen!
Was denken unsere Leserinnen und Leser?
Paul weist in seinem Kommentar darauf hin, dass die Technologie für das Arbeiten von zu Hause seit Jahren existiere, die Mehrheit der Menschen sie jedoch bis zum Ausbruch der Pandemie nicht genutzt habe. Wie kommt das?
Wir stellten Magda Sowierszenko Pauls Frage. Sie ist Leiterin der Kommunikationsabteilung von Remote-how, einer Plattform für die Arbeit von zu Hause.
Paul hat recht, die Technologie ist vorhanden, und zwar schon seit einigen Jahren. Warum ist Homeoffice nicht so populär, wie wir es gerne hätten? Ich glaube, das hat damit zu tun, wie wir im Allgemeinen an Veränderungsmanagement herangehen. Wir sind es gewohnt, Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, also sind wir es gewohnt, von einem Büro aus zu arbeiten. Wenn man sich außerdem ansieht, wie alt die durchschnittlichen Manager und Führungskräfte sind, dann sind sie mit der Technologie weniger vertraut als die jüngere Generation, das heißt die meisten Mitarbeiter.
Es gibt gute Nachrichten, denn die Genenationen X, Y und Z übernehmen immer mehr Arbeitsplätze und sind in der Lage, die Denkweise von Menschen zu beeinflussen, die nicht so sehr an Fernarbeit denken. Jetzt, da uns das Coronavirus alle gezwungen hat, von zu Hause aus zu arbeiten, halte ich es für eine großartige Gelegenheit, unsere Denkweise in Frage zu stellen und zu zeigen, dass Arbeiten im Homeoffice möglich ist.
Für eine weitere Perspektive auf Pauls Frage, stellten wir sie auch Tomáš Zdechovský. Er ist christdemokratischer Europaabgeordneter aus Tschechien und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten des Europäischen Parlaments. Was würde er sagen?
Ja, Paul, Du hast völlig recht. Als ich meine politische Karriere begann, war ich sehr überrascht, dass niemand die Technologie nutzen wollte.
Ich bin ein ehemaliger Geschäftsmann und Krisenmanager, und ich habe viel Erfahrung mit Videokonferenzen. Normalerweise schicken Unternehmen keine Leute für persönliche Treffen von Ort zu Ort, vor allem wenn man etwa fünfzig Kollegen hat. Normalerweise arbeitet man per Video…
Ich denke, dass die Fernarbeit in Zukunft dazu beitragen kann, den Klimawandel zu bekämpfen, und uns ermutigen kann, neue Technologien besser in unsere Arbeit zu integrieren.
Werden wir nach Corona öfter zu Hause arbeiten?
Was hat uns eigentlich bisher abgehalten? Was glaubst Du, sind jetzt viele auf den Geschmack gekommen oder vermissen die meisten ihr Büro? Wie ist das bei Dir? Bist zu einem Anhänger des Homeoffice geworden? Schreib uns!
Foto: Unsplash (cc) Allie; Portrait: Zdechovský (cc) Ben Skála, Benfoto
3 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Besser wärs. Luftverschmutzung und privater CO2-Ausstoß sind merkbar zurückgegangen weil weniger Leute pendeln
Homeoffice von überall in Europa aus? Das wäre super! Gibt es denn Angebote die ArbeitnehmerInnen dann auch erklären, wie man das steurrechtlich am besten umsetzen kann? Ich befürchte wenn das einfach so flächendeckend eingesetzt wird versinken wir im Bürokratiechaos…
Von zuhause finde ich jetzt nicht so spannend, aber cool wäre es, wenn man auch aus arbeiten könnte. ob ich jetzt von zuhause aus oder von einem Hotel in Italien arbeite, macht doch eigentlich keinen Unterschied!