
Wir haben während der Coronavirus-Pandemie egoistisches Verhalten beobachten müssen.
Gestohlene Atemschutzmasken aus Krankenhäusern, Berge an gehamsterten Klopapier, „Heilsteine“ im Internet und Desinformationskampagnen, um die Bevölkerung noch stärker zu verunsichern, geschlossene Grenzen und entführte Flugzeuge mit Schutzausrüstung – die Corona-Krise hat manche ein schlimmes Verhalten an den Tag legen lassen.
Aber wir haben auch das Beste im Menschen gesehen.
Menschen auf der ganzen Welt haben sich um ihre Nachbarn und Bedürftige ihrer Gemeinschaft gekümmert. Sie waren für Fremde einkaufen, mit dem Hund spazieren oder bei der Post. Es werden Lebensmittel und Desinfektionslösung gespendet sowie ehrenamtlich Schutzmasken genäht. Aus Solidarität mit den Risikogruppen bleiben wir alle zu Hause und verzichten auf Einkommen und Freizeit.
Wie ist die Bilanz?
Unsere Leserin Julia ist der Meinung, dass Egoismus im Menschen tief verwurzelt sei, wir aber gleichzeitig alle das Zeug dazu haben, fürsorgend und mitfühlend zu sein.
Um eine Antwort zu erhalten, sprachen wir mit Vytenis Andriukaitis, dem Sondergesandten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Region Europa und früherer EU-Kommissar für Gesundheit. Was sagt er zu Julias Kommentar?
Meine Antwort wird sehr einfach sein: Ich möchte an einen hervorragenden Vers aus dem Neuen Testament erinnern, vom heiligen Paulus: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“
Ich weiß nicht, ob wir von Natur aus egoistisch oder altruistisch sind. Ich bin ein Humanist, das ist meine Sicht auf die Welt. Für mich ist daher Altruismus der Geist des Lebens, der Geist des gemeinsamen Zusammenlebens und natürlich der Geist des Humanismus und der Menschlichkeit. Ich bin zufrieden, wenn ich eine so einfache Botschaft aus dem Neuen Testament zitieren kann: Glaube, Hoffnung, Liebe –Alle sollten sich vor allem an die Liebe halten!
Für eine weitere Perspektive sprachen wir mit der Politikerin und Psychologin Marina Weisband. Sie hat während der Corona-Krise an der Nachbarschaftsinitiative Gemeinschaft.Online mitgewirkt. Wie schätzt sie unseren Leserkommentar ein?
Bringt die Corona-Krise das Beste oder Schlimmste in uns hervor?
Wir haben fast alles gesehen, was ist Eure Bilanz? Diskutiert mit uns!
Foto: Unsplash (cc) Alex Motoc; Portrait: Wikipedia (cc) Ufartas
32 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
weder noch
mehr Egoismus
Menschen verhalten sich größtenteils solidarisch, aber Abstand halten wirkt immer noch unfreundlich, beim Tragen einer (selbstgebastelten) Maske bzw. eines Schals vor Mund und Nase erntet man u.U. böse Blicke
Sowohl als auch. Ich hoffe, das die Zusammenarbeit im persönlichen und regionalen Umfeld in Kombination mit den Maßnahmen der Regierung ausreichen, um die Krise mit möglichst geringen Verlusten zu überstehen.
Beides
Wie so oft schreien die am lautesten, die etwas zu bemängeln haben
Sowohl als auch.
Egoismus
beides. Die leute sind teilweise deutlich aggressiver aber denken auch mehr an andere
sozialer Zusammenhalt
Egoismus, besonders die Menschen die in Massen einkaufen und horten.
Beides
Der Zusammenhalt sticht hervor, die Hamsterkäufe zeigen ein anderes Bild. Dennoch steht für mich der Zusammenhalt im Vordergrund.
Deutlich mehr Egoismus.
Mir ist eher gesellschaftlicher Zusammenhalt aufgefallen. Viele meiner Bekannten haben älteren Menschen angeboten, für sie Einkaufen zu gehen. Ich gehe momentan auch für meine Großeltern einkaufen. Bestimmt gibt es in solchen Zeiten auch Leute, die nur an sich denken, aber außer Hamsterkäufen ist mir bis jetzt noch nichts aufgefallen.
Definitiv mehr Egoismus und Dreistigkeit der Leute, vor allem beim Einkaufen. Die Leute sind frech, unverschämt, rechthaberisch und allgemein auch sehr dumm und unbelehrbar.
Ja, die Toilettenpapier Krise
gesellschaftlichen Zusammenhalt im Sinne der Einhaltung der Maßnahmen, Egoismus im Sinne von Hamsterkäufen
Ich habe beides bemerkt. Auf „der Straße“ und beim Einkauf überwiegend Egoismus, gesamtgesellschaftlich und in sozialen Medien aber mehr Zusammenhalt.
Im Supermarkt habe ich mehr Egoismus erfahren, insbesondere bei Alltagsprodukten wie Klopapier und Mehl/Hefe.
Ja, hilfsbereite Nachbarn, die für alte Menschen einkaufen
Beides
Mehr Egoismus, sieht man ja in den Supermärkten wie gehortet wird
Weder noch, mir ist lediglich mehr Angst in der Bevölkerung aufgefallen
Beides. Gesellschaftlicher Zusammenhalt in der Forschung und auch in der Finanzierung der Forschung. Egoismus bei manchen Bürgern, die entweder keine große Gefahr in dem Virus sehen oder übermäßig Hamster Käufe tätigen
Eher mehr Zusammenhalt
Sowohl als auch. Ich habe gesehen, wie sich Leute beschimpft haben, weil jemand es gewagt hat zu husten, wie Leute gehamstert haben, weiß aber auch, dass das mehr Angst als Egoismus war. Gleichzeitig kümmern sich sehr viele Menschen, um Ihre „Risikogruppen“-Familienmitglieder, arbeiten Tag und Nacht, und das ist schon etwas Besonderes und stärkt den Zusammenhalt.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt auf regionaler und kommunaler Ebene, Egoismus auf Europäischer und globaler Ebene
grundsaetzlich mehr Zusammenhalt: Menschen helfen sich gegenseitig mit einkaeufen, rufen alte verwandte an, stellen teddybaeren in die fenster um kinder auf zu muntern etc… aber es gibt auch egoisten, die klopapier, milch und mehl horden
Ich bemerkte beide Verhaltensweisen, sowohl auf sozialer als auch auf institutioneller oder staatlicher Ebene.
Egoismus
Manche Leute halten sich an die Massnahmen. Leider nehmen viele die Pandemie noch immer nicht ernst oder denken sie seien geschuetzt. Das ist sehr egoistisches Verhalten welches besonders nervig ist wenn man bedenkt wie sozialistisch das Vereinigte Koenigreich ist.