Die Arbeitslosenquote in Europa ist zurzeit so niedrig wie noch nie. Sie liegt europaweit bei 6,4 Prozent, was erst einmal sehr gute Nachrichten sind. Die zahlen verschleiern natürlich die erheblichen Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern. In Griechenland liegt die Quote beispielsweise bei über 18 Prozent während wir in Deutschland lediglich 3,2 Prozent Arbeitslosigkeit haben.

Also ist die Krise vorbei, richtig? Nicht so schnell. Im Jahr 2018 warnte die OECD vor einer „beispiellosen Lohnstagnation“ in ganz Europa. Sie argumentierten, dass: „Die niedrige Inflation und die starke Produktivitätsverlangsamung haben zu einer Lohnstagnation sowie zu einem Anstieg der schlecht bezahlten Arbeitsplätze beigetragen“ und „zu einer deutlichen Verschlechterung des Durchschnittsverdienstes von Teilzeitarbeitern im Vergleich zu Vollzeitarbeitern“ geführt.

Darüber haben sich auch schon unsere Leser beschwert. Wir erhielten einen Kommentar von Panayotis aus Griechenland. Sind stagnierende Löhne ein generelles Problem?

Wir haben Barbara Gerstenberger seine Frage gestellt. Sie leitet die Abteilung zum Arbeitsleben bei Eurofound, einer EU-Agentur, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in ganz Europa untersucht.

Die Löhne in Europa steigen sicherlich seit langem sehr langsam, und das gilt auch für die Zeit nach der Rezession. Zwischen 2012-2014 war das Lohnwachstum sehr enttäuschend. Das Jahr 2015 markierte jedoch einen Wendepunkt, seither sehen wir, dass in zwei Drittel der Mitgliedstaaten die Reallöhne gestiegen sind.

Aber die Entwicklung in den Mitgliedstaaten ist sehr unterschiedlich. Wir sehen ein besonders starkes Lohnwachstum in den osteuropäischen Mitgliedstaaten, aber wir sehen es noch nicht in einigen der am stärksten von der Krise betroffenen Mitgliedstaaten wie Griechenland.

Für eine andere Perspektive fragten wir Jack Ewing, den europäischen Wirtschaftskorrespondenten der New York Times.

Es stimmt, dass die Löhne lange Zeit stagnierten, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Wir sehen jetzt Anzeichen dafür, dass sie anfangen zu steigen. Das hängt damit zusammen, dass die Arbeitslosenquote in einigen Ländern wie Deutschland sehr niedrig ist und die Arbeitgeber gezwungen sind, mehr zu zahlen, um die Menschen zu bekommen, die sie brauchen. Aber in Ländern wie Griechenland, die noch viele wirtschaftliche Probleme haben, wird es eine Weile dauern, bis das passiert.

Es stellt sich die Frage, was wir dagegen unternehmen können? Es gibt keine einfache Antwort. Der Arbeitsmarkt ist viel wettbewerbsfähiger als früher. Wenn man eine hohe Arbeitslosigkeit hat, wie in Griechenland, Spanien oder Italien, dann stehen die Arbeitgeber nicht unter großem Druck, mehr zu zahlen. Also sehe ich im Moment keine einfache Lösung.

Steigen die europäischen Löhne zu langsam? Verschleiern niedrige Arbeitslosenquoten andere Probleme auf dem Arbeitsmarkt? Oder werden die Löhne jetzt, da die Arbeitslosigkeit sinkt, steigen? Schreibt uns eure Erwartungen und wir fragen nach!

Foto: (c) BigStock – yodakimik; Portraits: (c) Marcel Crozet / ILO, (c) Andrew Testa for the New York Times


4 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst Du?

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    Raphael

    Wleche Löhne? Das einzige was steigt sind die Lebenshaltungskosten.

  2. avatar
    Phil

    Wo bitte sinken denn die Arbeitslosenzahlen ? 😂😂

  3. avatar
    Sven

    Das Problem ist, dass arbeitgeber einfach viel weniger bezahlen als sie sollten. Das ist doch kriminell!

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