
Die Pflege in Deutschland stößt an ihre Grenzen. Der Personalmangel ist akut, während die demografische Entwicklung ihn noch verschärfen wird. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl der Pflegebedürftigen von 3,4 auf 4,5 Millionen steigen. Dabei fehlen laut einer Studie von Ver.di schon heute 80.000 Pflegekräfte und die Gesundheitsausgaben pro Tag nähern sich der Milliardengrenze. Können Roboter dem Pflegenotstand entgegenwirken?
Fehlende Fachkräfte sind ein weltweites Problem. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird oft nach Japan geschaut, hier ist der Anteil der Älteren bereits viel höher als in Europa. Pflegeroboter sollen das Problem lösen, wäre das auch in Europa möglich? Schließlich ist nicht jeder so technologiefreundlich eingestellt wie die Japaner. Muss die Pflege nicht „menschlich“ bleiben?
Was denken unsere Leser? Wir erhielten einen Kommentar von Leser Jthk, er ist davon überzeugt, das Roboter eines Tages die Altenpflege übernehmen werden.
Wir haben einem Experten aus der Branche eure Leserfrage gestellt: Alexandre Mazel ist der Innovationsdirektor bei Softbank Robotics. Sind Pflegeroboter Science-Fiction oder hat Jthk recht?
Meiner Meinung nach ist die Technologie soweit. Denn eines der größten Probleme bei älteren Patienten ist ihre Einsamkeit. Wir haben erste Versuche in Krankenhäusern durchgeführt und sind davon überzeugt, dass Pflegeroboter Ältere beruhigen könnten, dass Hilfe vor Ort ist, wenn es zum Beispiel an der Tür klingelt oder der Patient stürzt. Unsere wichtigste Frage bei den Testläufen war, ob Patienten bereit sind, Roboter zu akzeptieren. Darum stellten wir Krankenhauspatienten für eine Woche einen Roboter an die Seite. Er war für Krankeninformationen aber auch generelle Gespräche zuständig. Zuerst stößt die Idee auf Ablehnung, wenn wir den Patienten aber Bilder zeigen und informieren, finden sie die Roboter niedlich und nach der gemeinsamen Woche waren sie von den Robotern überzeugt. Die Hardware ist soweit, wir haben einen 1,20 Meter großen Roboter, der robust genug für den Krankenhauseinsatz ist. Wir müssen nur noch die Software verfeinern. Daher ist das keine Science-Fiction, die Roboter sind in ein bis zwei Jahren soweit.
Unsere Leserin Helena hält Roboter für keine gute Lösung, gerade im sozialen Bereich sei doch das Zwischenmenschliche viel zu wichtig. Was sagen die Pflegekräfte selbst dazu? Könnten sie einen Roboter als Assistenten gebrauchen oder fürchten sie um ihre Stelle?
Um eine Antwort zu erhalten, haben wir Paul De Raeve gesprochen. Er ist der Generalsekretär des europäischen Pflegekräfteverbands. Fürchtet er um Jobs in der Pflegebranche? Geht Menschlichkeit durch Roboter verloren?
In Europa fehlen mehr als zwei Millionen Krankenschwestern. In der belgischen Region, in der ich arbeite, sind zurzeit 9000 Stellen im Pflegesektor frei und sie können nicht besetzt werden. Das bedeutet, dass die angestellten Krankenschwestern mehr Arbeit für weniger Geld machen müssen. Ich kann daher überhaupt nicht verstehen, wie Roboter in solch einer Situation eine Bedrohung sein können. Wenn man sich die neuesten Krankenhäuser in Deutschland anschaut, wird alles roboterfreundlich gestaltet. Wir können dadurch unseren Job besser machen. Es geht hier nicht um Raketenwissenschaft, sondern um kleine Dinge. Wenn ein Roboter abends die Runde macht und alle Patienten fragt, ob sie noch einmal zur Toilette müssen, kann das dem Pflegepersonal helfen. Ich kenne Institutionen, in denen Roboterhunde den Patienten Freude bereiten. Es geht um Mitgefühl. Aus der Pflegeperspektive sehen wir die Roboter überhaupt nicht als Bedrohung – sie können uns vielmehr unterstützen, vor allem wenn man an die derzeitigen Arbeitsbedingungen denkt.
Technologie kann immer eine Chance sein. Vor 20 Jahren sind wir noch zum Arzt und haben uns alles erklären lassen. Heute informieren wir uns als Patienten online und besprechen mit dem Arzt unsere Recherche. Das ist Patientenermächtigung! Vielleicht bin ich jetzt zu enthusiastisch, aber junge Leute sind doch sowieso viel mehr Technologie gewohnt. Was ist das Problem? Entscheidungen müssen aber immer von der Pflegekraft getroffen werden, nicht von einem Roboter.
Würdest Du Dich von einem Roboter pflegen lassen? Könnten Roboter Pflegepersonal entlasten oder fürchtet Ihr unmenschliche Pflege? Schreibt uns Eure Meinung, wir fragen nach!
Foto: (cc) Pixabay – imjanuary; Portraits: (c) Mazel, (c) de Reave
4 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Was für ein ausgekochter Bullshit! 😠
Ist denn echt jede dämliche Ausrede besser als sich mit dem realen erwiesenen Ursachen zu befassen? 🙄
1. REALE URSACHEN sind mangelnde Löhne, fehlende Arbeitsrechte und Ausgleich!
Wenn der Job attraktiv ist, dann werden diese ihn auch viele Menschen gerne machen!
2. ZU PUNKT 1 GIBT ES KEIN WENN UND ABER!
3. Ja, die Kohle für diese Arbeitskräfte ist da! 😠
Schauen wir mal dahin, wo die großen Mengen an Pflegegeldern fließen, dann fällt auf, dass sowohl Kassen als auch die großen Pflegehäuser (da Gewinn und Aktienorientiert) sich eher extrem bedienen, als ihren Pflichten nach zu gehen.
3. Der demografische Wandel hat NICHTS oder KAUM mit dem Fachkräftemangel zu tun!
Wenn solche Institutionen sich über Fachkräftemangel beschweren, dann heißt es: Auf eine Stelle bewerben sich weniger als 100 Leute!
Was hier unter Fachkräftemangel beschreibt ist eher eine drohende Gefahr für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne!
Da es weniger Idioten gibt die es für einen Hungerlohn machen würden und den üblichen Lohn unterbieten.
4. Sind wir wieder bei der scheiß demografischen Wandel Lüge.
(Ich kann es nicht mehr hören 🙄)
Wenn es weniger Leute gibt, dann steigen die Löhne, da man nicht immer den nächsten verzweifelten Bimbo ausnutzen kann! (Siehe Subunternehmer Paketdienst)
Höhere Löhne bedeuten höhere Sozialabgaben. Sichere Jobs sind sogar ein Garant für dauerhafte Einzahlungen!
Das bezahlt dann auch die Rente und die anderen Sozialkassen!
(Ganz anders als 3,5€ pro Stunde, Leiharbeit oder 450€pro Monat)
Endlich kapiert?
Oder lese ich nachsten Monat darüber, dass das Wetter schuld daran ist, dass es zu wenig Pflegekräfte gibt? 🙄
Ps. Da braucht es keine scheiß Roboter.
PPS. Entschuldigung für das Fluchen.
Aber diese Ausreden gegen bessere Arbeitsbedingungen oder dieser demografische Wandel Schwindel bringt mich auf die Palme.
Ich liebe z.B Companion/Social Roboter die Lernfähig sind und mit der Zeit immer mehr dazu lernen und sich an den Haushalt anpassen 😍🤖❤️
Muss man ja, wenn die Politiker kein Geld mehr für pfleger haben weil sie in rüstung investieren müssen um uns vor dem Russen zu beschützen der vor unserer Haustür steht und kurz vor einem preventive Schlag steht. Die Polen stehen ja bereits in Alarmbereitschaft, die Letten auch…durch die Dummheit solcher Fragen sugestivfragen und steilvorlagen, dessen Antworten offensichtlich sind, werde ich immer mehr in die intellektuelle Ecke gedrängt 😂😂