1991 wollte Russland der NATO beitreten. Boris Yeltsin, der erste Präsident des jungen russischen Staates erklärte den NATO-Beitritt als langfristiges politisches Ziel seines Landes. Jelzin bekräftigte damit den Vorschlag Michail Gorbatschows, der ein Jahr zuvor die Sowjetunion in das Nordatlantische Bündnis einführen wollte. In 1994 unterzeichnete Russland offiziell das Programm NATO Partnership for Peace, eine militärische Kooperationsinitiative, die sich an ehemalige Länder des Sowjetblocks richtete, die US-Präsident Bill Clinton als „Weg in die NATO-Mitgliedschaft“ bezeichnete.
Der Westen hat einen NATO-Beitritt Russlands nie wirklich ernst genommen. Die Sowjetunion hatte 1954 versucht, der NATO beizutreten, wahrscheinlich als Weg, die Organisation zu untergraben. Der Kreml war ab Mitte der 1990er Jahre davon überzeugt, dass die NATO-Erweiterung ein aggressiver Versuch ist, die russische Sicherheit dauerhaft zu untergraben. War das Ganze eine verpasste Gelegenheit? Wenn die NATO ernsthaft über die russische Mitgliedschaft nachgedacht hätte (sogar als langfristiges Ziel), hätte die Geschichte einen ganz anderen Weg eingeschlagen?
Was sagen unsere Leser? Yvetta erinnert daran, dass es in den 1990ern Gespräche darüber gab, dass Russland eines Tages der NATO beitreten könnte. Das war damals. Aber heute (nach der Annexion der Krim) ist eine NATO-Mitgliedschaft Russlands undenkbar, oder?
Das haben wir den amerikanischen Journalisten und Buchautor James Kirchick gefragt.
Für eine weitere Perspektive haben wir die Frage auch Leonid Gozman gestellt, einem russischen liberalen Politiker und Präsident der all-Russian public movement Union of Right Forces.
Ich finde, dass Russland unbedingt in die NATO gehört. Russland muss ein Mitglied der NATO werden, weil es Teil der europäischen Zivilisation ist. Es ist ein spezieller Teil Europäischer Kultur, das Östliche Christentum. Wie unsere bekannte Monarchin Katharina die Große sagte: Russland ist eine Europäische Macht. Und das ist Russland wirklich; wenn Sie jemals in Russland waren, haben Sie unsere Städte gesehen – manche sind schön, manche sind hässlich, aber es sind europäische Städte. Moskau und St. Petersburg sind europäische Städte…
Die NATO ist nicht nur eine „Organisation des Nordatlantikabkommens“. Für mich ist die NATO eine militärische Allianz europäischer Nationen. Langfristig strategisch gesehen (und ich sage langfristig, weil wir uns derzeit leider näher an einem Krieg als einem Bündnis befinden), haben wir die Wahl: Entweder wird Russland NATO-Mitglied, oder Russland ist ein Feind Europas. Ich würde mein Land lieber als NATO-Mitglied sehen.
Unsere Leserin Maike glaubt, dass die schlechte Beziehung heutzutage zwischen dem Westen und Russland auf die Expansion der NATO zurückzuführen ist. Sie glaubt, dass Russland durch die Aussicht, dass die Krim eines Tages der EU oder der NATO beitreten könnte, dazu provoziert wurde, die Krim zu annektieren.
Was sagt der Amerikaner Jame Kirchick dazu?
Und was sagt der russische Politiker Leonid Gozman zu Maike?
Dem widerspreche ich. Ich glaube, dass beide Seiten – die EU und Russland – Fehler gemacht haben. 80 bis 90 Prozent der Schuld liegt auf unserer Seite. Der Hauptgrund ist, dass sich Russland in einer schwerwiegenden Krise befand – wirtschaftlich, politisch und moralisch. Und die Russische Regierung hat einen Ausweg aus der Krise mittels nationalistischer und territorialer Rhetorik gesucht, womit unsere Regierung Europa und die Vereinigten Staaten als Feindbild braucht, nicht als Partner. Sie brauchen sie als Feindbild aus internen Gründen, nicht aus externen.
Könnte Russland jemals der NATO beitreten? Warum wird die Option nicht ernsthaft diskutiert? Was ist eure Meinung?
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weil die OSZE die zuständige Organisation für die Sicherheit in Europa hätte sein sollen – aber die wurde sicherheitspolitisch kleingehalten.
Heute steht die Frage nicht an – es ist zweifelhaft, wie lange es die NATO noch geben wird. Präsident Trump hat einen möglichen Austritt der USA für 2019 angekündigt, beim NATO-Gipfel in Brüssel, im Juli 2018.
Heute müsste man fragen: Könnte Russland der PESCO beitreten?
Nein, die NATO wurde als Angriffsbündnis gegen Russland gegründet. Frieden oder bessere Beziehungen zu Russland würden die NATO ihre Legitimation kosten.
Russland, China, Iran etc. bieten einen weitaus lukrativere Zukunft.
Raphael ich mache mir die Welt so wie sie mir gefällt…
Recht hat er doch, ihr Kleingeister. Ich habe fast ein wenig Mitleid
Vielleicht sollte man bei ARD und ZDF nicht in der ersten Reihe sitzen oder nicht zuviel FAZ oder ähnliches lesen. In der freien Welt hat sich das was Raphael sagt längst rumgesprochen….. Irak, Syrien, Lybien, Afghanistan….. Was meinen Sie denn was die Nato dort macht???
Raphael so so dans zieh schnell um
Stephan dass Russland eine weitaus lukrativere Zukunft anbietet?
Das sinkende Schiff Deutschland sollte jeder möglichst schnell verlassen.
stimmt soweit, nur daß es nicht Russland sondern Sovjetunion heisßen müßte ….
Ich fürchte der Zug ist leider vor vielen Jahren abgefahren, wo das noch möglich gewesen wäre.
Putin und Russland ist einzige aktuelle Feind von nato und Westen. Es gibt noch china, aber die sind un aktiv.
Ivane China ist aktiver als man denkt. Basen werden sich in Asien und Afrika erkauft… Still und heimlich
Dieser Zug ist abgefahren. Nicht die Russen sind schuld.
Wurde nicht nur diskutiert, sondern auch angeboten.
Die NATO hatt ihre Legitimation nicht ausschließlich durch Russland begründet.
……Basis der NATO ist der Nordatlantikvertrag nach Artikel 51 der UN-Charta. Ihre Organisation versteht sich nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern auch als militärisch-politische Organisation von 29 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedstaaten mit dem Ziel eigener Sicherheit und weltweiter Stabilität……
Die NATO ist als Bündnis freier, demokratischer Staaten gegründet worden .
Russland ist eine mafiöse Oligarchenautokratie und hat mit den Werten des Westens nichts gemein .
Gleiches gilt übrigens auch für die Moslemautokratie des türkischen Präsidenten Erdogan .
Man sollte die Türkei deshalb wegen unvereinbarer Werte umgehend aus der NATO ausschliessen !
Und sie glauben das was sie sagen? Meinen sie nicht das die USA auch eine Oligarchie sind? Und die USA haben seit 194 kein Jahr gehabt wo sie keinen Krieg angezettelt haben! Trump mach das nun mit Venezuela! Fast jeder US Präsident hat einen Krieg vom Zaun gebrochen, oder die US Gestapo hat Regierungen gestürzt!
„…Bündnis freier, demokratischer Staaten…“
„Russland… mafiöse Oligarchenautokratie…“
Nun sollte jemand, der in einem Land der Parteiendiktatur und des Lobbyismus lebt, tunlichst schweigen, nicht wahr?
Artjom
immerhin sind wir im Gegensatz zu Russland immer noch ein Rechtsstaat !
Hier werden weder Oppositionelle auf offener Strasse umgebracht noch durch Giftspritzen durch Agenten im UK !
Norbert vollkommen richtig!
1-2 mal WELT ist in Katastrophe gegangen von wem den
Hhhhhhhmmmm
Der junge Generation von nazis von afd und ruslland haben eigene wellt die kennen nur gewalt Mord dorhund erperssung
Sich mit dem Feind verbünden??? Der ist gut
Wäre es nicht sinnvoller Russland würde nicht eintreten und Deutschland tritt aus…?!?
Gegen wen soll sich die NATO dann noch verteidigen? Gegen die gelbwesten? Ach nee, so Länder wie Venezuela natürlich
Die NATO gehört aufgelöst – die EU gehört reformiert und gemeinsam mit Russland neu get
Norbert
Das stimmt, wir sind nur mit Amerika in einem Bündniss, die schon mal unsere Bürger für ein paar Monate nach Guantanamo steckten, Raketenangriffe für Attentate verwenden und in mehr Länder eingefallen sind, als alle anderen.
Aber es stimmt … Russland gehört wirklich nicht in die Nato.
Die NATO ist der noch einzig multinational funktionierende Kampfverband und politische Organistaion.
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Putin leidet noch immer an den Folgen des Kommunismus und China wird auf kurz oder lang Weltmacht Nr 1 sein.
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Seine Freunds sollteder Zar sich gut überlegt aussuchen.
Russland gehört in die Nato. Wenn Wechselseitig gewollt und Waffenleferungen kein wirtschaftliches Problem für die USA und Russland wäre dann wäre dies aus menschlichen Gründen schon längst vollzogen. Geld, Neid und Gier kennt keine Nato Gemeinschaft an.
Wie verhielte sich der „Wertewesten“, wenn sich nach der deutschen Wiedervereinigung die Nato aufgelöst hätte, (was natürlich wäre) und Russland trotz nach allen Zusagen (dass sich der Warschauer Vertrag sich keinen Inch nach Westen ausdehne), sich mit seinem Militärbündnis alle Nato-Staaten einverleibt hätte, danach noch Mexiko und Kuba aufgenommen hätten um an der mexikanischen und Kanadischen Grenze zu den USA Raketenabwehranlagen installieren würden, nachdem sie einseitig alle Abrüstungsverträge aufgekündigt hätten.
Und was wäre denn heute aus der Krim geworden, denn Russland nach dem Referendum der Bewohner( Sezession – ist keine Annexion) die Krim nicht aufgenommen hätte? Dann wäre die gesamte Ukraine schon längst in der Nato!
Nebenbei: Warum unterstützt denn der Wertewesten die Ukraine-Faschisten?
Warum werden die Drohnen-Auftragsmorde der USA von unserer Bundesregierung toleriert?
JA!
Möglich ist alles
Vielleicht wäre nicht schlecht.
Nachdenkenswerter Gedanke…
Wäre besser
Lieber hätte ich die Russen als die Türken in der Nato. Wenn der eine geht, kann der andere gern kommen.
Nein, denn Putins „autoritäre Demokratie“ ist eine mit NATO-Werten unvereinbare Diktatur.
Da ist der Erdoğan natürlich viel besser.
Unterstellungen mag ich wirklich nicht. Also bitte unterlassen Sie das. Die Türkei ist sei vielen Jahrzehnten vor Erdogan Nato-Mitglied und seitdem eines der problematischsten.
Naja, Ironie durch eine Unterstellung zu ersetzen ist auch eine Kunst.
Die Nato wird beherrscht von der Diktatur des Kapitals. Ist das besser als Putin?
Diese Wahrnehmung teile ich nun gar nicht.
Nato = Werte 🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣
Natürlich, wenn man Sandkastenspiele beendet
UND
Zudem korrekt und umfassend und vor allem Wahr über die geopolitischen Vorgänge berichtet werden
Open Book Außenpolitik
Unterlassen der direkten und indirekten außenpolitischen Einmischungen
Eine aufgeklärte Öffentlichkeit sorgt für viel Frieden in der Welt. Aber das scheint man nicht zu wollen
ABER
Warum Mitarbeit in der Nato?
Die Nato hat so viel am Stecken
Da müßte die Nato schon abgewickelt und ein neuer Verbund geschaffen werden
Ein Verbund, dem ein ordentliches, rein defensives Programm zu Grunde liegt
Man muss ja nicht jeden sich zum Feind machen, auch wenn es ökonomisch vorteilhaft ist.
Je nachdem welchen Ziel man verfolgt.
Was für ein Schwachsinn! Das wäre so als ob die USA in den „Warschauer Pakt“ Eintreten würde, so es ihn noch gäbe. Es ist ein Bündnis gegründet mit dem Feindbild Sowjetunion/Russland. Und wenn man heute den Fernseher anstellt,kann man glaube ich ganz gut feststellen, dass sich daran bis auf den heutigen Tag absolut nichts geändert hat. Nur weil Jelzin damals in einer Wodka-Laune fast das ganze Land an den Westen verscherbelt hatte, heißt dass nicht das die Russen sich einfach so an den Westen verkaufen lassen. Das wird sich auch nicht ändern wenn Putin nicht mehr regiert.
Wie stehen Sie zu der rassistischen polnische Regierung? Die gehört auch nicht zur nato, ebensowenig wie die in die eu gehören!
Dann würde sich je die NATO erledigt haben. Für die NATO gibt es doch nur einen Feind
Für die Nato gibt es überhaupt keinen Feind, da es sich um ein Verteidigung und Beistandsbündnis handelt !
Nicht unter Putin !
Kein tema deuchland auch So diktatura