
Der deutsche Arbeitsmarkt steht gut dar – doch wie lang noch? Angesichts der sich immer schneller verändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes und einer globalen Welt, in der Arbeitnehmer flexibler und mobiler auf Jobangebote auch im Ausland eingehen müssen, stellt sich die Frage: Sind unsere Arbeitskräfte mit den notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für die zukünftigen Herausforderungen ausgestattet? Ist das deutsche Bildungssystem noch zweckdienlich und werden unsere Schüler mit den notwendigen Fähigkeiten und Informationen ausgestattet, um sich an die neuen Gegebenheiten des europäischen Arbeitsmarktes anzupassen?
Die Erwerbstätigkeit ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und Deutschlands Arbeitslosenquote ist eine der niedrigsten in ganz Europa. Deutsche „Facharbeit“ ist im Ausland nach wie vor hoch begehrt; nach Indien, den Philippinen, China und dem Vereinigten Königreich ist Deutschland das fünftwichtigste Herkunftsland hochqualifizierter Arbeitskräfte.
Auf der Schattenseite gibt es große Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Männer verdienen im Durchschnitt 22% mehr als Frauen. Der Anteil von Frauen in den Vorständen der 106 börsennotierten Unternehmen in Deutschland beträgt gerade mal 6,6 % (2016) und nur 4% der Chefs im deutschen Mittelstand sind weiblich. Hinzukommt eine Schulabbrecherquote von über 10 Prozent und auch bei der Digitalisierung hängt Deutschland stark hinterher.
Noch geht es dem Arbeitsmarkt in Deutschland gut, aber wie können wir auch in Zukunft sicherstellen, dass die Beschäftigungszahlen weiterhin hoch sind? Welche Mittel werden investiert, damit Menschen in Deutschland und in Europa in einem globalen Markt wettbewerbsfähig bleiben?
Für weitere Informationen zum deutschen Arbeitsmarkt haben wir eine Infografik zusammengestellt.

Was sagen unsere Leser?
Martin findet, es kann nicht Aufgabe des Staates sein für Fachkräfte zu sorgen, sondern das liegt in der Verantwortung der Unternehmen, sich darum zu kümmern. Wir haben den Oberbügermeister der Stadt Trier Wolfram Leibe gefragt: Welche Rolle spielt die Wirtschaft darin, dass Deutschland Fachkräfte entwickelt?
Für eine weitere Perspektive haben wir Martins Frage auch dem Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, gestellt. Wie wird in Bayern mit der Ausbildung von Fachkräften umgegangen?
Fachkräftesicherung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft hat in Bayern dazu gemeinsam mit der Staatsregierung vor kurzem die ‚Initiative Fachkräftesicherung+‘ gestartet, mit der wir mit verschiedenen Maßnahmen und Projekten bis 2023 rund 250.000 zusätzliche Fachkräfte gewinnen wollen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Ausbau der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen, Frauen, Älteren, Jugendlichen und Menschen mit Behinderung.
Ein weiterer Kommentar kommt von unserem Leser Franz. Er findet, das Schulsystem müsste vollkommen modernisiert werden, die Schüler lernen heutzutage nichts Vernünftiges mehr. Wir haben Oberbürgermeister Wolfram Leibe gefragt: Was muss sich am Schulsystem ändern, damit wir auf dem Arbeitsmarkt besser abschneiden?
Unser Leser Jamie argumentiert, dass Digitalisierung die Branche der Zukunft ist und jeder Arbeitsnehmer, der sich attraktiver für den Arbeitsmarkt machen möchte, sollte in seine IT-Fähigkeiten investieren.
Dies haben wir Bertram Brossardt von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft gefragt. Was meint er, worauf sollte unsere Ausbildung in Zukunft abzielen? Welche Fähigkeiten werden in Zukunft besonders gefragt sein?
Der Ausbildungsberuf sollte zunächst schon mal gute Zukunftsperspektiven bieten. Aus Betriebssicht werden auch künftig fundierte Fachkompetenz und soziale Kompetenzen wichtig bleiben. Außerdem ist die digitale Souveränität unerlässlich. Das heißt, dass jeder Einzelne befähigt sein muss, digitale Medien selbstbestimmt und unter eigener Kontrolle zu nutzen und sich an die ständig wechselnden Anforderungen in einer digitalisierten Welt anzupassen. Doch auch interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse und die Bereitschaft, an unterschiedlichen Standorten im In- und Ausland tätig zu sein, werden in der globalisierten Welt immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Sind unsere Arbeitskräfte für die Zukunft gewappnet? Wie können wir auch in Zukunft eine hohe Beschäftigungsquote sicherstellen? Schreibt uns eure Meinung!
Foto: (c) bigstock / pang-rum
Portrait: Brossardt (c) ibw

9 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Männer bekommen im Durchschnitt 22% mehr Lohn … ja, das besagt der Gender Pay Gab, doch bedeutet dass nicht, dass sie 22% mehr Lohn pro Stunde in einer vergleichbaren Arbeit bekommen.
Der Unterschied liegt bei ungefähr 6%, der Rest ergründet sich wegen mehr Arbeitsstunden, höher entlohnte Arbeitsstelle (bspw. Führungskraft vs. Angestellt) oder wegen weniger Teilzeit in der Vergangenheit.
Weiß jemand wie man aus dem Gender Pay Gab den Unterschied zwischen dem Stundenlohn der Geschlechter berechnet?
Stimmt, geht nicht … kann man auch un der Statistik nachlesen, steht im 2ten Satz.
Der Unterschied des Stundenlohns für vergleichbare Arbeit der Geschlechter liegt bei 6%, nicht bei 22%.
(Vgl. Destatista: „Gender Pay Gap“ und „bereinigter Gender Pay Gap“)
1. Menschen sind nicht nur Arbeitskräfte. Und 2. Nein!
Ich weiss ja nicht .. Bei der ganzen abzocke in deutschland .. Lohnt es sich nicht mehr unter 30 euro std. Rauszugehen
Hm.. Der Text stimmt im ersten Satz schonmal nicht.
Nicht solange es Leiharbeit und Mini Jobs gibt.
Und da liegt der Haken des ersten Absatz.
Arbeitnehmer müssen flexibler sein? 😳
Also öfters eine neue Stelle suchen und nicht erwarten fest angestellt zu werden, oder was?
hohe Beschäftigungsquote = großer Niedriglohnsektor! Vollbeschäftigung = ganz umsonst arbeiten….es wird Zeit für eine Revolution!
Unsere momentane Entwicklung und die damit verbundenen Erfolge beziehen sich im großen und ganzen auf Transparenz. Die Frage ist also, abgesehen vom Erhaschen von Vorteilen , wie Transparent muss eine Gesellschaft werden um die damit verbundene Offenheit , Verbundenheit und die dadurch entstehende Chancengleichheit (z.B. der Geschlechter ) in Form eines Vorteils nutzen zu können. Ist das überhaupt einer ?
Schon Kenntnis davon genommen, dass Deutschland aufgrund des gesellschaftlich aktuell anhaltenden „Akademisierungswahnsinns“ (Prof. Nida- Rümelin), die Handwerker in absehbarer Zeit nicht nur fehlen , sondern im schlimmsten Fall ausgehen werden?.
Auf Basis dieser Erkenntnis kommen dann auch noch „wirre“, weltfremde, wahrnehmungsresistente „Persönlichkeiten“, vmtl. mit Hochschulabschluss, auf die absurde, ignorante Idee, die Daseinsberechtigung der Hauptschulen, Basisbildung des „Goldenen Handwerks“, hinterfragen, evtl. auflösen zu wollen,
anstatt diese qualitativ(u.a. finanziell, meteriell, personell), somit erheblich zu fördern, somit das gesellschaftliche Image erheblich zu steigern, anstatt
den Abschluss der Hauptschule auf eine Art “ Versagerbasis“ zu schieben, zu belassen.
Bundesweit sollen ca. 30.000 Ausbildungsplätze für
handwerkliche Fachbereiche nicht zu besetzten sein.
Zwingend erforderlich scheint eine gesellschaftliche Diskussion hinsichtlich möglicher Folgen von unzureichenden Handwerksbetrieben/ Handwerkern zu sein.
Es stellt sich somit die grundlegende Frage, ob denn jedes Kind, ob befähigt oder nicht, zum Abitur gedrängt werden muss, vielfach doch nur, um dem elterlichen Ehrgeiz genügen zu können.
Dann kommen unsere neuen Mitbürger und machens für den halben Lohn!