
Die europäischen Rettungsprogramme sind abgeschlossen. Mit Griechenland, hat nun auch der letzte EU-Mitgliedstaat sein Finanzhilfeprogramm nach fast acht Jahren und mehreren hundert Milliarden Euro beendet. Die griechische Regierung kann nun wieder, wie andere Länder auch, Kredite von den Finanzmärkten aufnehmen. Die griechische Wirtschaft ist im letzten Jahr um 1,4 Prozent gestiegen. Ist das Schlimmste also vorüber?
Nicht so voreilig. Zum einen war die Krise so tiefgreifend und gravierend, dass es fraglich ist, ob sich Griechenland jemals davon erholen wird: Die griechische Wirtschaft ist seit 2008 um unglaubliche 25 Prozent gesunken, die Arbeitslosenquote liegt immer noch weit über dem Durchschnitt der Eurozone mit 20 Prozent, wobei die Jugendarbeitslosigkeit beinahe 40 Prozent erreicht. Die Staatsschulden des Landes betragen noch immer etwa 180 Prozent seines jährlichen Bruttoinlandsproduktes (BIP). Auch wenn Griechenland das Rettungsprogramm abgeschlossen hat, verlangen die Gläubiger weiterhin, dass das Land seine Ausgaben kürzt und einen Haushaltsüberschuss bis mindestens 2060 vorlegt. Dies wird von einigen Wirtschaftsexperten, wie dem IMF, als zu ambitioniert und nicht nachhaltig kritisiert.
Die Situation in der restlichen Eurozone ist nicht viel besser. Italiens Schulden übersteigen das Bruttoinlandsprodukt des Landes um 130 Prozent. Investoren werden nervös, angesichts einer populistisch geführten Regierung, die sich dazu verpflichtet hat, die Steuern zu senken und die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen.
Die Europäische Zentralbank hat angekündigt, ihre Finanzspritzen in Form von Staatsanleihen bis Dezember 2018 beenden zu wollen. Womit die EZB weiterhin über 2,5 Milliarden Schulden aus der Eurozone trägt (mehr als das Doppelte der einen Milliarde, die das Programm ursprünglich leisten sollte).
Haben wir die Schuldenkrise hinter uns? Oder hat Europa es versäumt, die dringend notwendigen Reformen durchzuführen, die für einen langfristigen Erfolg erforderlich sind? Schreibt uns eure Kommentare!
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2 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Nein, noch lange nicht
Noch lange nicht. Wir brauchen endlich das System der Staatsinsolvenz. Ein Stat muss pleite gehen können. Da darf es keine Rettung oder Haftung geben. Ebenso wie man Banken pleite gehen lassen muss. Und zwar jede. Egal wie „systemrelevant“ sie angeblich sind. Die Einlagen der Sparer sind in ausreichendem Umfang besichert. Wer Millionen auf der Bank hat und dann die Bank hops geht – Pech. Und auch diese Sicherung muss rein national erfolgen. Da darf es keine gemeinschaftliche Haftung geben. Denn dafür sind die Gesellschaften zu unterschiedlich.
Der Fehler war doch, dass Schwachwährungsstaaten wie I, GR, ES,… früher zu Zeiten von Lira, Drachme und Peseta 5-15% Zinsen am Markt bezahlt haben. War nicht schlimm. Durch die Inflation hat man das wieder rein geholt. Fertig. Real bezahlt wurde da doch nie so viel. Und nun kam der Euro. Plötzlich bekamen auch diese Staaten Kredite zu Konditionen wie zuvor nur Deutschland. Sagen wir 2%. Und anstatt nun nur so viel Geld aufzunehmen wie früher haben sie so viel Geld aufgenommen, dass der Zinsaufwand gleich war. also ein Vielfaches. Nur blöd war, dass diese Zinsen gezahlt hätte werden müssen. Und man es nicht durch Inflation lösen konnte. Die richtige Reaktion wäre gewesen zu sagen „Liebe Investoren/ Banken. Wenn Ihr so blöd wart, Griechenland so viel mehr Geld zu 2% Zinsen zu leihen, obwohl Ihr wusstet , dass das die selben Griechen sind, denen Ihr noch am Tag vorher 5-15% abgeknöpft habt, dann seid Ihr selbst schuld. Das Geld könnt Ihr abschreiben. Und wenn Ihr pleite geht, dann ist das eben die Strafe für diese Dummheit“.
Und um das Risiko rauszunehmen brauchen wir im übrigen ein Trennbankensystem. Damit die „normale Sparkassentätigkeit“ von der Investmentbanktätigkeit nicht beeinträchtigt/ gefährdet werden kann.