Brauchst du ständig neue Likes? Guckst du lieber auf deinem Handybildschirm nach, was deine Freunde machen während du Umstehende ignorierst? Läufst du am liebsten mit den Augen auf dem Bildschirm und Kopfhörern auf den Ohren durch die Welt?
Umfragen zufolge geben die Hälfte aller Teenager in den USA offen zu, dass sie abhängig von ihren Smartphones sind. Es ist wohl ein Problem, das mit dem Fortschritt der Technologie zunimmt. Fast alle von uns haben ihr Handy stets griffbereit, um etwas nachzuschlagen, Freunde zu kontaktieren oder Mails zu prüfen. Der Drang danach entwickelt sich laut der Psychologen zunehmend in die Richtung einer Störung. Aussteiger aus der Branche der sozialen Medien geben auch zu, dass vor allem die sozialen Plattformen ein Interesse daran haben, ihre Nutzer durch Design dazu bringen wollen, am Bildschirm kleben zu bleiben.
Vor allem Jüngere nutzen ihr Handy intensiver als ältere Generationen. So sind 85 Prozent der 16-29-Jährigen mit ihrem Gerät auch online unterwegs, was bei Älteren mit 59 Prozent wesentlich seltener ist.
Wir haben für euch eine Infografik mit mehr Infos zusammengestellt.

Was glaubt ihr? Wir erhielten einen Kommentar von Vicki, die sich vor allem Sorgen um den Einfluss der Smartphones auf Kinder macht. Eltern gäben Wünschen der Kinder einfach zu schnell nach, während doch eher Zeit mit der Familie verbracht werden sollte. Sind das wirklich die ersten Schritte in eine Sucht?
Wir fragten bei Dr. Mark Griffiths nach, der das psychologische Institut zu Gaming an der Nottingham Trent Universität leitet. Was antwortet er Vicky?
![]()
Man muss als erstes sagen, dass Kinder und Erwachsene nicht mehr von ihrem Smartphone abhängig sein können als Alkoholiker von einer Flasche. Es kommt auf die Apps auf dem Smartphone an. Eindeutig bekommen Kinder heute immer früher ein Smartphone. Ich werde oft um Rat gefragt, was ein angemessenes Alter sei. Da gibt es nicht nur eine richtige Antwort, aber sie sollten mindestens elf Jahre alt sein.
Ab einem gewissen Punkt haben alle Kinder in der Klasse ein Smartphone, sie können dann ohne ausgeschlossen werden. Manchmal pathologisieren Eltern das Verhalten ihrer Kinder mit dem Handy, vor allem wenn sie selbst keines nutzen. Die Problematik sollte aber eher sein, ob dieses Verhalten andere wichtige Lebensbereiche stört.
Es gibt die typischen Fragen, die sich Eltern stellen sollten: Hat das Handyverhalten einen Einfluss auf die Bildung und Hausaufgaben des Kindes? Macht das Kind weniger Sport? Kommen Kinder nicht mehr ihren Pflichten zu Hause nach? Treffen sie sich weniger oft mit Freunden? Typischerweise antworten die meisten Eltern mit Nein. Wenn aber diese vier Bereiche betroffen sein sollten, sind die Eltern in der Verantwortung, etwas zu unternehmen.
Für eine weitere Perspektive fragten wir Michael Robb. Er leitet die wissenschaftliche Abteilung bei Common Sense Media, die sich mit den Auwirkungen elektronischer Medien auf Kinder beschäftigt.
Großartige Frage – “Sucht” ist in diesem Kontext aber etwas schwierig. Wir sind uns noch nicht einig, ob bei Technologieabhängigkeit wirklich eine neue psychologische Störung vorliegt oder ob sich nicht altbekannte Störungen anders äußern. Wie soll man das auch messen? Wir haben noch keine anerkannte Definition.
Wenn wir normalerweise von einer Störung sprechen geht es um Kinder, die sich sozial isolieren, in der Schule sitzenbleiben und alte Hobbies links liegen lassen. Es müssen mehrere Lebensbereiche betroffen sein.
Aber auch wenn es nicht um Sucht geht, gibt es doch oft problematisches Verhalten. Multitasking ist so ein Beispiel. Wenn wir immer aufs Handy schauen, während wir Hausaufgaben machen oder mit anderen interagieren, wird es schwierig, sich später überhaupt zu erinnern. Wir machen letztendlich sehr viel auf einmal, ohne eine Sache richtig zu machen.
Handysucht oder problematischer Gebrauch des Handys kann uns für wichtige Dinge Zeit nehmen. Zeit mit der Familie, Freunden, Hausaufgaben oder Lesen. Das sind wichtige Dinge für die gesunde Entwicklung von Kindern. Wenn wir durch das Handy dafür zu wenig Zeit haben, kann das zum Problem werden. Auch wenn über das richtige Verhalten in Familien gestritten wird, kann das zu Problemen führen.
Unsere Leserin Stella ist wiederum der Meinung, dass wir generell viel zu negativ auf Technik reagieren. Es gebe doch schließlich auch eine digitale Gemeinschaft, die Kommunikation mit anderen, Informationen und Meinungsvielfalt biete.
Was sagt Dr. Mark Griffiths dazu?
Es muss alles in Maßen bleiben. Ich habe persönlich kein Handy und gelernt, ohne eines zu leben. Aber – ganz ehrlich – vor allem Teenager brauchen ihr Smartphone als soziale Ausrüstung. Es gibt keine guten Gründe für ein Verbot. Die Vorteile überwiegen eindeutig die Nachteile.
Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass nur eine kleine Minderheit ihr Smartphone zu exzessiv gebraucht. Dabei geht es vor allem um die Altersgruppe 14 bis 25 Jahre. Das nenne ich aber „Gewohnheitsgebrauch“ und nicht „problematischen Gebrauch“. Menschen schauen automatisch auf ihr Handy, auch ohne akustisches Signal. Das ist fast klassische Konditionierung.
Meist pathologisieren Leute den Handygebrauch, wenn sie Handys nicht mögen. Mir fallen die Geräte im Restaurant oder Pub natürlich auf, weil ich selber keines habe. Ich übersehe auch nicht, wenn mein Gegenüber mitten im Gespräch auf sein Handy schaut. Daher kommt ja auch das neue Wort “phubbing”, aus phone [Telefon] und snubbing [brüskieren], was sehr oft geschieht. Trotzdem ist das keine Sucht.
Was ist Michael Robbs Antwort?
Es hängt wirklich davon ab, wie wir Technologie nutzen. Man kann damit eine Gemeinschaft aufbauen, mit Freunden diskutieren und Interessen nachgehen. Dann ist es einfach ein sehr nützliches Werkzeug. Die meisten Leute, die sich über die Entwicklung der Technologie Sorgen machen, fürchten eher Zeitverschwendung. Wenn man sich durch Instagram, Snapchat oder Facebook so nebenbei durchklickt, ist das nicht sonderlich fördernd. Aber ich sehe auch wie Menschen aller Altersgruppen online ihren Nischeninteressen nachgehen und Interessen entwickeln.
Technologie ist auch gut für Kreativität, viele Teenager drücken sich mit Hilfe von Technologien individuell aus. Unsere Forschung zeigt, dass gerade Teenager typische Verhaltensweisen beim Handygebrauch zeigen, die auch ohne Smartphones charakteristisch sind. Sie tauschen sich mit Freunden aus und suchen nach Anerkennung. Ich habe das Argument gehört, dass Kinder nicht abhängig von Handys, sondern abhängig von ihren Freunden sind. Für die Kommunikation mit Freunden ist das doch positiv. Aber natürlich können sie das Smartphone auch für Negatives nutzen.
Bist du handysüchtig? Gibt es das überhaupt? Sind vor allem Jugendliche bedroht? Oder überwiegen die vielen Vorteile des Smartphones seine Nachteile? Was denkt ihr? Wir stellen den Experten eure Fragen!
Fotos: © BigStock – Rawpixel.com; Portraits: Robb © Nicolas Smith, Griffiths © Nottingham Trent University.
Dieser redaktionell unabhängige Beitrag wurde finanziell von Google unterstützt. Mehr dazu in unserem FAQ.
12 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Habe kein Handy, kann also auch nicht süchtig werden.
haha!
Wenn mal das W Lan ausfällt finden die Kinder nicht mehr nach Hause.
Früherkennung scheint nicht so eure Stärke zu sein…nach 10 Jahren smartphones jetzt mit dem Thema zu kommen ist n paar tage zu spät
Wenn man sich so in der Bahn umschaut.Immer mehr mit dem Smartphone beschäftigt.Und die Leute reden immer weniger.
Ich habe auch eins aber nur für den Notfall sonst wird es immer in der Handtasche vergessen und ist fast dauerleer
Zu meiner zeit waren handys auch verboten und war auch gut so
Sucht stufe 3. ich schaffe es immergin, beim Fitnesstraining mein Handy im Spind zu lassen
NICHTSTOFFEGEBUNDENE SÜCHTE…ICD 11 DSM5…
Schlimmer als Heroin…
PRIMÄRPRÄVENTIV LEIDER ZU SPÄT
Nicht nur Jugendliche. Man könnte meinen die alten sind da fast noch schlimmer.
.
Mit dem Hdy am Ohr an der Kasse stehen um Bezahlvorgang abzuschließen ist noch nicht mal schlechte Kinderstube, das ist schon Missachtung und Respektlosigkeit.
.
Oder ‚Er, hilflos im Supermarkt, fragt lauthals ins Hdy welche Butter es sein soll.
.
Man fühlt sich da nur noch müde……