Mehrere internationale Studien belegen, dass Jüngere viel aufgeschlossener gegenüber Flüchtlingen sind als die ältere Generation. Warum ist das so? Fühlen sich die Enkel in unserer globalisierten Welt wohler als ihre Großeltern? Oder wird man mit dem Alter misstrauischer?

Die Faktenlage ist eindeutig: Das Weltwirtschaftsforum veröffentlichte 2017 eine Studie, die 18- bis 35- jährige fragte, ob sie Flüchtlinge in ihrem Land willkommen heißen würden. Eine überwältigende Mehrheit von 72,6 Prozent stimmte dem zu. Eine Studie aus den USA stellte fest, dass Befragte unter 35 Flüchtlinge weniger als Bedrohung sahen als  Pensionäre. Auch eine Umfrage der BBC in Großbritannien zu der Aufnahmebereitschaft von Flüchtlingen stellte ähnliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen fest.

Um die Flüchtlingskrise in Europa näher zu betrachten, haben wir das Projekt „Cities & Refugees“ gestartet. Das Ziel: ein europaweiter Dialog zwischen Bürgern, Asylbewerbern, NGOs, Politikern und europäischen Führungskräften. Ein besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die Verbindung zwischen dem alltäglichen Leben der Menschen in Städten und Gemeinden und den Entscheidungen, die in Brüssel und anderen europäischen Hauptstädten getroffen werden.

Heute schauen wir nach Budapest, der Hauptstadt Ungarns. Die Parlamentswahl dieses Jahres wurde von Kampagnen gegen Flüchtlinge geprägt, womit  Viktor Orbán seine rechtspopulistische Partei Fidesz zum Wahlgewinner machte. Budapest widersetzte sich jedoch diesem Trend: Die Hauptstädtler unterstützten eher liberale Kandidaten und gingen nach Orbáns Wahlerfolg auf die Straße.

Mehr Informationen zum Thema findest du in unserer Infografik.

Wir erhielten einen Kommentar von einem unserer Leser aus Ungarn. Béla erinnert uns daran, dass die Position eines Wahlgewinners nicht unbedingt bedeutet, dass jeder in Ungarn genauso denkt. Ist der weltweite Trend der Offenheit unter Jüngeren auch in Ungarn zu beobachten?

Wir fragten den Experten Timo Rinke, der für die Friedrich Ebert Stiftung in Ungarn das Projekt zu Flucht, Migration und Europa leitet. Stimmt er Béla zu?

Eine weitere Stimme aus Ungarn ist Dr. Csaba Tóth, der die liberale Denkfabrik Republican Institute gegründet hat.

Natürlich unterstützt nicht jeder Orbáns Regierung in Ungarn. Seine Partei erhielt 2018 weniger als 50 Prozent der Stimmen – also wählte ihn weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Es gibt aber nur einen kleinen Unterschied zwischen den Generationen: Die Fidesz verliert zwar junge Wählerstimmen, aber sie haben noch immer eine Unterstützung von 40 Prozent. Aber die Jüngeren tendieren dazu, neue Parteien zu wählen – so wie die liberale Bewegung Momentum. Aber Fidesz wird weiterhin von allen Generationen unterstützt.

Unser Leser Pablo wurde noch etwas deutlicher, er würde die seiner Meinung nach rassistische Regierung Ungarns unter Orbán am liebsten aus der EU werfen. Was sagt Herr Rinke zu dem Kommentar? Hat der Wahlkampf die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen verstärkt?

Warum sind Jüngere gegenüber Flüchtlingen aufgeschlossener? Lassen sie sich eher auf Neues ein als Ältere? Oder akzeptieren sie eher Veränderung? Lasst uns eure Meinung wissen!

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser, die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.EU_for_citizens

 

Foto: CC / WikiMedia – Mstyslav Chernov



3 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst du?

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    Martin

    Hier wird Aufgeschlossenheit mit Indoktrination verwechselt, die seit dem Grundschulalter stattgefunden hat.
    In Ungarn hingegen sieht es mit der Erziehung noch anders aus.

  2. avatar
    Hans

    Sie verwechseln Aufgeschlossenheit mit menschenfeindlicher nationalistischer Haltung.
    D wird weiterhin seiner humanitären Haltung gerecht werden.

  3. avatar
    Elajah

    Aufgeschlossenheit sollte nicht mit Naivität verwechselt werden

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