Die Schere zwischen Arm und Reich wächst. Das ist die ständig wiederkehrende Meldung, ob es nun um Deutschland, Europa oder den Rest der Welt geht. Aber was ist gegen Ungleichheit zu tun? Ist der Staat in der Pflicht? Sind die unternehmerischen Freiheiten der großen Firmen zu relevant für Innovation und Gewinne, um sich einzumischen? Sollte besser jeder für sich selbst Verantwortung übernehmen?
Sogar Neoliberale müssen zustimmen, dass zu viel Ungleichheit den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft aushöhlen kann und damit zu politischer Zerrissenheit und letztendlich weniger ökonomischen Wachstum führen kann. Chancengleichheit schafft soziale Mobilität. Wenn sich Eliten abschotten und sich die guten Jobs nur noch untereinander zuschanzen, geht natürlich viel Innovation und Potential verloren.
Was denken unsere Leser? Stelios ist davon überzeugt, dass am besten der Staat gegen Ungleichheit vorgehen kann. Sozialhilfe, staatlicher Wohnungsbau, ein öffentliches Bildungswesen und Gesundheitsvorsorge seien die besten Mittel für Chancengleichheit. All diese Dinge werden staatlich organisiert und basieren auf Steuergeldern. Ist das der richtige und einzige Weg?
Wir fragten Sam Pizzigati, er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institute for Policy Studies, Journalist und Redakteur des Newsletters Inequality.org.
Ich habe keinen Zweifel daran, dass staatliche Investitionen dabei helfen können, die wachsenden ökonomischen Gräben zu verkleinern. Aber es geht mehr um Macht als staatliche Programme, wenn wir die Chancengleichheit erhöhen wollen. Wenn Einkommen und Wohlstand in den Händen weniger sind, ist dort auch der Einfluss. Die Politik, die aus dieser Stellung erwächst, wird dann auch die stärken, die bereits Wohlstand haben sind und nicht die arbeitende Durchschnittsfamilie.
Wirkliche Fortschritte bei Ungleichheit wurde schon vor Jahren so verstanden, dass wir nicht nur denen am Ende der Skala unter die Arme greifen, sondern auch auf die ganz oben schauen. In meinem neuen Buch argumentiere ich daher für einen Maximallohn. Stellen Sie sich eine Gesellschaft vor, in der staatliche Aufträge nur an Firmen erteilt werden, die ihren Spitzenkräften nicht mehr als das 25- oder 50-fache der normalen Arbeitnehmer zahlen. Oder wir führen eine 100 Prozent Steuer auf Gehälter ein, die hundertfach über dem Durchschnittslohn liegen. Hätten wir solche Regeln würden sich die Reichsten und Einflussreichsten sicher mehr für Menschen mit geringen Einkommen einsetzen. Die Wohlhabenden hätten plötzlich ein starkes persönliches Interesse, die Chancen der Armen zu verbessern.
Ich würde gerne in solch einer Welt leben.
Für eine weitere Meinung fragten wir Aparna Mathur, die als Ökonomin am American Enterprise Institute (AEI) arbeitet.
Ich plädiere für eine Mischung aus staatlichen Investitionen und dem Markt. Unsere Umfragen zeigen, dass die Menschen sich nicht wirklich auf den Staat verlassen wollen, um ihren Lebensstandard zu verbessern. Die Leute wollen Jobs und ein angemessenes Einkommen, gute Schulen für ihre Kinder und ihren Erfolg verdient haben.
Die Gesellschaft und der Staat können dieses Ziel fördern und Menschen dabei unterstützen, es zu erreichen. Natürlich muss der Staat für die eintreten, die das nicht können. Wir können das, indem wir auch armen Kindern aus schlechten Gegenenden den Zugang zu guten Schulen und Gegenden ermöglichen, zum Beispiel durch Gutscheine. Auch müssen wir Menschen so weiterbilden, dass sie die Jobs annehmen können, die bereits da sind. Solche Dinge sind wichtig.
Dennoch wollen die Leute ihr eigenes Einkommen verdienen, erfolgreich sein und ihre Familie ernähren. Wir brauchen die Privatwirtschaft, um solche Jobs zu schaffen und wir müssen die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Gleichzeitig müssen die Leute das Gefühl haben, mehr erreichen zu können, wenn sie sich anstrengen.
Sollte der Staat Ungleichheit beseitigen? Ist neben einem Mindesteinkommen auch ein Maximallohn eine gute Idee? Oder sollte sich jeder um sich selbst kümmern?
Foto: (c) BigStock – davinci; Portrait: Pizzigati – (c) American Enterprise Institute K.
8 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare
Eine völlige Gleichschaltung im System hat es schon mal gegeben, und wird es wieder geben, wenn die Globalisten ihre Agenda realisieren.
Dein Ernst?
Bjoern Alberternst
Absolut.
Alberternst glaubt auch, dass sich Merkel auf einer Ebene mit einem Obdachlosen sieht :D
Die Verringerung der Ungleichheit ist ureigenste Aufgabe des Staates!
Gleichheit ist und bleibt eine Illusion. Die globale Elite wird sich nie ebenbürtig mit dem Mob betrachten. Wichtig ist nur, das die Grundbedürfnisse aller Menschen bedingungslos gewährleistet sind: Wohnung, Essen, Trinken, Gesundheitsversorgung. Das MUSS gewährleistet sein.
Zu den Grundbedürfnissen gehören auch Dinge wie Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben….
Klaus Wrynn Ja aber am wichtigsten sind Wohnung, Essen und Trinken!