In der Europäischen Union sollten alle Staaten gleichberechtigt zusammenarbeiten. Aber es gibt sehr viele Unterschiede, zum Beispiel bei der Bevölkerungsgröße und Wirtschaftsmacht, die wiederum unterschiedliche Interessen hervorbringen. Jeder Unionsbürger sollte in der EU gut vertreten sein, aber wie lassen sich angesichts der Vielfalt gute Kompromisse finden?

Länder wie Italien und Griechenland beschweren sich schon länger über eine ungerechte Behandlung. Sie haben sich an Sparauflagen der EU nach der Finanzkrise gehalten, während abgesprochene Abkommen zur Verteilung von Flüchtlingen in Europa bis heute nicht umgesetzt werden. Mitgliedsländer Osteuropas wie Ungarn und Polen fühlen sich wiederum übergangen, wenn Entscheidungen des „liberalen Westeuropas“ über ihre Köpfe hinweg getroffen werden.

Unser Leser randomguy2017 glaubt beispielsweise nicht daran, dass alle Länder innerhalb der EU gleich behandelt werden. Vor allem auf Länder wir Ungarn und Polen werde „herabgeschaut“.

Wir fragten bei der Europaabgeordneten Ana Maria Gomes nach, ob sie die Meinung unseres Lesers teilt.

Ich glaube überhaupt nicht, dass wir auf Polen oder Ungarn herabschauen, wenn wir universelle Prinzipien und demokratische Werte verteidigen. Ganz im Gegenteil! Wir bewundern vielmehr die Menschen in Ungarn und Polen, die auf ihre Rechte in autoritären Regimen, so wie es Viktor Orbán in Ungarn aufgebaut hat, bestehen.

Der einzige Grund, warum Orbáns Regime wegen der Verletzung von EU-Recht und internationalem Recht noch nicht sanktioniert wurde, ist, dass die EPP [European People’s Party, die christdemokratische Parteigruppe im Europaparlament] jemanden aus der eigenen Familie schützt. Wir müssen unsere Werte, die uns ausmachen, hochhalten. Zu diesen schauen wir hinauf und auf niemanden herab.

Wir fragten auch den Europaabgeordneten Pál Csáky aus der Slowakei, der Abgeordneter der EPP, Mitglied der ungarischen Minderheit und der frühere Premierminister für Europa, Menschenrechte und Minderheiten ist. Sieht er eine Ungleichbehandlung?

Ich komme aus einem osteuropäischen Mitgliedsland, ich war früher slowakischer Premierminister und unter anderem verantwortlich für unsere Beitrittsverhandlungen. Jetzt bin ich ein Mitglied des Europäischen Parlaments, daher kenne ich die Situation von beiden Seiten. Ich glaube, es gibt zwei oder drei Kategorien von Mitgliedsländern, was nicht gut ist. Das ist aber vor allem ein mentales Problem. Wir lebten für vier Jahrzehnte unter einer Diktatur, unter sowjetischer Herrschaft. Daher denken wir anders als Westeuropäer, unsere Reaktionen sind auch verschieden. Das beschreibe ich auch in meinem Buch. Unsere Demokratien können noch nicht so weit sein wie die Westeuropas. Ich sehe aber auch Unterschiede zwischen Nord und Süd. Das ist sicher auch eine Frage der kulturellen Herkunft. Wir brauchen dafür eine Lösung, aber es wird dauern!

Werden alle Länder in der EU gleich behandelt? Oder steht zum Beispiel Deutschland wegen seiner Wirtschaftsmacht besser da als Polen oder Italien? Was sollte sich ändern?

Foto: BigStock (c) – Saharrr; Portraits: Ana Gomes (CC) – Own Work; Pál Csáky Flickr (CC) – euranet_plus

 



9 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst du?

  1. avatar
    Norbert

    Wir sollten endlich mit der Lebenslüge der gesamteuropäischen Einheit aufhören und ein Europa der zwei Geschwindigkeiten mit einem Kerneuropa aus nur wenigen Staaten in Form einer Konföderation schaffen !

    • avatar
      Martin

      Diese sog. Konföderation bildet sich dann letztendlich nur aus Frankreich und Deutschland.
      Der Rest darf dann weiterhin als EU Kolonie herhalten, um den heimischen Binnenmarkt künstlich am Leben zu erhalten.

    • avatar
      Norbert

      Martin Skorny ,
      man kann nur miteinander vereinigen, was auch kulturell und ökonomisch zusammengehört .
      Da sehe ich allerdings schon einige Länder mehr als nur Deutschland und Frankreich …
      Wir sollten uns auch angesichts der Schwierigkeiten der deutschen Wiedervereinigung nicht immer wieder von falschen Illusionen leiten lassen !

  2. avatar
    Norbert

    Der Brexit geht letztlich auf das Konto von Angela Merkel und ihrer unverantwortlichen Asylpolitik …

  3. avatar
    Lars

    Der deutsche Bürger steht mitnichten immer besser da als der polnische oder italienische … aber die Totgeburt EU steht auch nicht für die Bürger ein … ist doch super, das die „stärkste“ Wirtschaft in der EU die ärmsten Rentner hat!

  4. avatar
    Frank

    Anscheinend haben alle diese Länder begriffen das diese EU mit Demokratie nichts zutun hat Sie hat sich zu eine Diktatur entwickelt ohne Zustimmung der Völker ! Es ist eine Kriminelle Organisation von Lobbyisten , sonst nichts !

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Notify me of new comments. You can also subscribe without commenting.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

By continuing to use this website, you consent to the use of cookies on your device as described in our Privacy Policy unless you have disabled them. You can change your cookie settings at any time but parts of our site will not function correctly without them.