Habt ihr schon Eure Reiselektüre für den Sommer ausgesucht? Vielleicht interessiert euch unser Buch des Monats Juni. Wir haben dem Autor Bill Emmott eure Fragen zu seinem The Fate of the West (Das Schicksal des Westens) gestellt. Lest seine Antworten und bringt euch in die Debatte ein!
Debating Europes Buchklub ist eure Chance, den Autoren eure Fragen zu stellen! Jeden Monat werden wir ein relevantes Buch vorstellen und eure Fragen und Kommentare sammeln, um dann die Reaktion des Autors einzuholen.
Welche Fragen haben unsere Leser gestellt? Viele politische Kommentatoren beschwören zurzeit in Bestsellern den Untergang oder das Ende des Westens. Unser Leser Franz hat sich gefragt, ob nicht gerade eher ein Aufstieg des Ostens zu beobachten ist, als dass der Westen untergeht. Ob nicht eher ein Gegengewicht entsteht, dass eine Balance unter den Weltmächten schaffen kann?
Was sagt der Autor zu Franzs Kommentar?
Wir können tatsächlich sehen, dass die Welt neu ausbalanciert wird, daher hat Franz sicher recht. Das geht schon seit einigen Dekaden so, mit dem Aufstieg Chinas, Indiens, Koreas, Taiwans, Singapurs und so weiter. Das ist mir sehr willkommen. Bis zum 16. Jahrhundert, nein eigentlich bis zum 19. Jahrhundert, war China die dominanteste und größte Wirtschaftsmacht. Das trifft aber weniger auf die anderen Länder Asiens zu, sie waren nicht ansatzweise so weit entwickelt.
Können wir auch einen Untergang des Westens beobachten? Ich würde sagen, das können wir ganz unabhängig von der Weltwirtschaft. Worüber ich aber in meinem Buch The Fate of the West spreche ist kein relatives sondern absolutes Phänomen. Es geht um die innere Schwäche der Wirtschaft und Gesellschaft in Europa und Amerika, die beim Finanzcrash 2008 deutlich wurde. Das war die schlimmste Finanzkrise der letzten 80 Jahre, die Konsequenzen für die Lebensbedingungen, den Glauben an Kapitalismus und Vertrauen in das politische System hatte.
Dieser Untergang lässt sich aber verhindern. Er kann umgekehrt werden und ich hoffe, er wird umgekehrt, aber es ist eine innere Angelegenheit des Westens. Wir haben hier zwei separate Phänomene: den Aufstieg oder die Wiederauferstehung des Ostens, was wichtig und positiv ist sowie die inneren Probleme des Westens, der dementsprechend den einen oder anderen Weg gehen könnte.
Für Leser Zap ist vor allem unsere Mentalität schuld, wenn wir in unserem „der Westen gegen den Rest der Welt“ verharren, sabotierten wir uns selber gute Beziehungen mit anderen Staaten. Russland ist für ihn das beste Beispiel. Der Westen solle doch besser akzeptieren, dass andere Teile der Welt anders organisiert sind.
[…] Das ist wirklich eine seltsame Sichtweise auf die Dinge. Ist der Westen gegen Russland? Das glaube ich nicht, Russland ist eher gegen den Westen. Der Westen „erlaubte“ den baltischen Staaten den NATO Betritt und wollte auch eine engere Bindung mit Russland. Das hat Russland abgelehnt und den Westen zum Feind erklärt. Darüber hinaus betrachtet Russland jeden Staat in seiner Nachbarschaft, der Kooperation mit der EU wünscht, als eine Art Verräter. So war das auch im Ukrainekonflikt, da hat der Westen nicht etwas „getan“, sondern der Ukraine ein Assoziationsabkommen „erlaubt“. Das hat zu vielen Konflikten zwischen dem Westen und Russland geführt.
Ist das der „Untergang des Westens“ oder „Aufstieg des Ostens“? Sind die Phänomene voneinander getrennt oder doch abhängig voneinander? Was meint ihr? Wir verschaffen eurer Meinung Gehör!
Foto: (c) BigStock – videowokart; Portrait: (cc) wikipedia – Marina Zaninelli
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