Ungefähr ein Drittel unserer jährlich produzierten Lebensmittel landet im Müll. Allein in den Industrieländern haben diese Produkte einen Wert von 550 Milliarden Euro. Damit werden in der ersten Welt so viele Lebensmittel weggeworfen wie in Afrikas Subsahara produziert werden.

Wir haben schon viele Leserkommentare zu diesem Thema erhalten. Dabei waren gute Ideen, wie wir etwas an der Lebensmittelverschwendung ändern können. Für eine Reaktion auf die Ideen sprachen wir mit Sternekoch Massimo Bottura, der sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt, wenn er nicht gerade in seinem Restaurant Osteria Francescana in Modena, Italien kocht.

Dabei arbeitet der Küchenchef vor allem mit der Organisation Food for Soul zusammen, die den Kampf gegen die Verschwendung in kleinen Gemeinden aufgenommen hat und dieses Ziel mit Maßnahmen für soziale Inklusion verbindet. Zuletzt veröffentlichte Herr Bottura sein Buch Brot ist Gold 50 Rezepte von Spitzenköchen, die aus vermeintlichen „Lebensmittelresten“ Nudeln mit Popcornpesto oder angebrannte Limettensuppe zaubern.

Was sagt er zu den Ideen unserer Leser? Wir erhielten zum Beispiel einen Kommentar von Franz, der die jüngere Generation im Blick hat. Die Älteren würden sich auf neue Gewohnheiten nicht mehr einlassen, um Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Die Jungen müssen gebildet und aufgeklärt werden.

Das ist eine fantastische Idee! Ich glaube, ich setzte mich wegen meiner Herkunft gegen Lebensmittelverschwendung ein. Ich komme aus einer Region, die Lebensmitteltal genannt wird, aus dem kleinen Örtchen Modena. Wenn dort ein Tier getötet wird ist es spirituell. Das Tier gibt sein Leben, um eine Familie zu ernähren. Wegen seines Wertes muss alles verwendet werden. Das halte ich für extrem wichtig! Man vergisst das nie, daher ist es sehr wichtig, wie man aufwächst.

Leser Carlos fordert wiederum eine bessere Haltung gegenüber „häßlichen” Lebensmitteln. Auch Obst und Gemüse mit Dellen sei gut essbar und sollte daher nicht im Müll landen. Müssen wir also auch an unserer eigenen Einstellung arbeiten?

Ja, das ist gut reflektiert. In meinem Buch „Brot ist Gold“ habe ich Spitzenköche weltweit mit ganz normalen Lebensmitteln kochen lassen. Zucchini mit Dellen, überreife Tomaten oder Brotkrümel machen die Rezepte aus.

Es geht nicht um die äußere Schönheit sondern die Geschmackspalette. Es kommt also auf die inneren Werte an!

Enzo findet Fast Food angesichts seines Preises für Umwelt- und Gesundheitsschäden zu billig und bei gutem Essen vergessen wir seinen Wert. Würden wir unser Essen bei einer anderen Preispolitik eher schätzen?

Nein, das glaube ich nicht. Ich denke, wir sollten den Landwirten mehr bezahlen – also denen am Anfang der Nahrungsmittelkette. Es wird in der Mitte dieser Kette zu viel Geld gemacht, bevor die Lebensmittel den Konsumenten erreichen. Das größte Problem ist, dass die Landwirte fast nichts verdienen. Daher ist ein Restaurant wie meines ein Botschafter der Landwirtschaft. Wir fragen nicht nach dem Preis sondern der Qualität. Es geht hier weniger um Preise als Kultur.

Vytautas wiederspricht. Er findet es sei sein gutes Recht, Lebensmittel wegzuwerfen, für die er bezahlt habe.

Du solltest erwachsen werden, mehr nachdenken, lesen und dich kulturell bilden. Dann änderst du vielleicht deine Meinung…

Unser Interview mit Spitzenkoch Massimo Bottura ist Teil unserer #Ask Reihe, in der wir bereits dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und der Leiterin der Weltbank Kristalina Georgieva eure Fragen gestellt haben

Wie landet weniger Essen im Müll? Wie können wir Kindern den Wert von Lebensmitteln deutlich machen? Hat jeder ein Recht auf Verschwendung? Müssen wir selbst unsere Standards überdenken? Schreibt uns eure Kommentare und diskutiert mit!



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