Italien wählt am Sonntag ein neues Parlament und eine neue Regierung. Laut letzter Umfragen sind die EU-Kritiker sehr stark, mehr als die Hälfte der Wähler planen Euroskeptikern oder Europagegnern ihre Stimme zu geben. Aber reicht der Unmut für einen „Italexit“, also dem Austritt des Landes aus der Eurozone oder sogar der EU?

Mit den Flüchtlingen an Italiens Küsten fühlt sich das Land von den anderen Mitgliedsländern schon lange alleingelassen, das Thema Migration hat Italiens Gesellschaft gespalten. Kritik an der EU hält bei diesem Thema keine der Parteien zurück. Auch hat sich die Wirtschaft seit der Finanzkrise noch immer nicht erholt, vor allem die hohe Jugendarbeitslosigkeit lässt die Wähler verzweifeln und vielleicht auf einfache Antworten von Populisten hören, die durch einen Italexit Verbesserungen versprechen.

Andererseits fordern die meisten italienischen Politiker zur Lösung der Flüchtlingskrise europaweite Ansätze und mehr Engagement der anderen Mitgliedsstaaten ein, anstatt sich abschotten zu wollen. Auch wollen die Italiener schon viel länger Eurobonds und einen gemeinsamen Finanzminister als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, um die Folgen der Finanzkrise endlich in den Griff zu bekommen. Das klingt nun eher nach noch mehr als weniger EU!

Was denken unsere Leser? Ivan glaubt, dass sich die EU wegen eines möglichen „Italexit“ Sorgen machen sollte. Hat er recht? Wir haben die italienische Europaabgeordnete Lara Comi gefragt.

Das italienische Volk ist tief mit Europa verbunden. Italien ist ein Gründungsmitglied der Europäischen Union und sich darüber im Klaren, dass Europa ein Garant für Frieden und Entwicklung für jeden ist. Heute strebt keine der politischen Parteien mehr einen EU-Austritt an.

Was wir wirklich brauchen sind europäische Institutionen, die sich um die Bedürfnisse der Bürger kümmern: mehr Sicherheit, Unterstützung für die Marke „hergestellt in“ auf Produkten und eine Unternehmensförderung.

Für eine weitere Meinung fragten wir beim Journalisten Bill Emmott nach. Neben seinen Beststellern zur EU und internationalen Politik, ist vor allem Italien eines seiner Herzensprojekte. Neben Artikeln und Büchern hat er auch an einer internationalen Dokumentation zur Krise des Landes mitgewirkt.

Abschließend haben wir noch Ivans Frage noch dem italienischen Journalisten Marco Zatterin von La Stampa gestellt.

Das glaube ich nicht, ich muss Ivan wiedersprechen. Es gibt kein Risiko für einen Italexit. Die Mehrheit der Bevölkerung in Italien ist proeuropäische eingestellt, weil sie sich der Vorteile der EU bewusst sind. Die meisten Parteien sind proeuropäisch, sogar die 5 Sterne Bewegung setzt sich für eine weitere Vertiefung der Beziehungen ein. Nur die Lega Nord ist gegen die EU. Es wird kein antieuropäisches Italien geben und es besteht zumindest in der nahen Zukunft keine Gefahr für einen Italexit.

Droht nach Italiens Wahl ein Italexit? Haben euch die Experten überzeugt oder glaubt ihr seit dem Brexit keinem Expertenurteil mehr zu diesem Thema? Wie werden sich die italienischen Wähler am Sonntag entscheiden? Schreibt uns eure Einschätzung und wir fragen nach!

Foto: c Bigstock – Kamira



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