cheap-energy

Energie scheint heutzutage billig zu sein. So fühlt es sich zumindest an. Die Ölpreise sind so niedrig wie schon lange nicht mehr. Und auch die Kohle- und Gaspreise sind seit einem Hoch in 2008-2009 auf fortdauerndem Sinkflug.

Jüngste Entwicklungen im Bereich der Technologie, darunter das Schiefergas-Verfahren, erneuerbare Energien und größere Energieeffizient, haben zu einem signifikanten Druck auf die Energiepreise geführt. Das ist schlecht für exportierende Länder wie Russland, Saudi Arabien und Venezuela, aber gut für Importeure wie die Europäische Union. 2014 kamen fast 54% der kompletten europäischen Energie aus importierten Quellen.

Wie wichtig ist es also, dass die Energie günstig bleibt? Wir haben einen Kommentar von Bódis erhalten, der glaubt, dass es unabdingbar für die europäische Wettbewerbsfähigkeit ist, dass Europa sich günstige Energie sichert. Hat er Recht? Europa hat doch andere Vorteile, wie gute Infrastruktur und  gut ausgebildete Arbeiter. Wie wichtig ist es, dass Energie günstig ist?

Um darauf eine Antwort zu finden, sprachen wir mit Arlan Brucal, Forscher am Grantham Research Institute zu Klimawandel und Umwelt an der London School of Economics. Was sagt er dazu?

brucalLänder mit relative niederigeren Energiepreisen, wie die USA, haben einen komparativen Vorteil darin, Energie-intensive Produkte zu produzieren und exportieren. Jedoch sind die Energiepreise nur einer von vielen Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit der EU beeinflussen. Darüber hinaus, Politik, die die Wettbewerbsfähigkeit von Energie-intensiven Produkten steigert, auf Kosten von Energie-armen Produkten schadet der europäischen Wirtschaft vielleicht wesentlich mehr. Nichts zu tun, kann natürlich gleich schädlich sein. Von daher verdient der große Unterschied in den Energiepreisen zwischen der EU und ihren größten Konkurrenten eine genaue Analyse, um die Gründe herauszufinden und Wege zu finden, diese anzugehen, was Investitionen in alternative Energiequellen beinhalten könnte.

Für eine weitere Antwort sprachen wir auch mit Dr. Jonathan Cobb, Senior Communication Manager bei der World Nuclear Association. Glaubt er, dass eine Wirtschaft wie die der EU noch immer weltweit wettbewerbsfähig ist, wenn sie kein Zugang zu billiger Energie hat?

cobbIch glaube, wir müssen fragen, was ist „billige“ Elektrizität. Strom, der durch schlecht-regulierte fossile Brennstoffe hergestellt wird, und der zur Umweltverschmutzung beiträgt und damit Millionen Menschen schädigt, ist nicht billig. Es entstehen riesige humane Kosten.

Länder in Europa haben absolut Recht, neue Wege zu suchen, wie Strom hergestellt werden kann. Mehr als die Hälfte der Energie in Europa wird auf kohlenstoffarme Weise hergestellt: etwa 27% nuklear, 13% Wasserenergie und weitere 13% durch andere erneuerbare Energien. Das ist etwas, worauf wir sehr stolz sein sollten und wir müssen diesen Anteil noch weiter erhöhen. Wir sollten daran arbeiten, durch zum Beispiel internationale Abkommen, wie die jährlichen UN-Klimagipfel, Druck auszuüben, um mehr umweltfreundliche Stromkraftwerke weltweit zu haben, damit billige, schmutzige Energie nicht für Wettbewerbsvorteile genutzt werden können.

Als nächstes hatten wir noch einen Kommentar von  Catherine, die kein Vertrauen in freie Märkte hat, um für günstige, grüne Energie zu sorgen. Sie glaubt auch, dass die Gefahr besteht, dass eine oder zwei Firmen den Markt dominieren und die Preise diktieren. Hat sie Recht?

Was sagt Arlan Brucal dazu?

brucalDer Energiemarkt entwickelt sich eindeutig in Richtung günstiger und sauberer Energiequellen. Das fortdauernde Wachstum an Investitionen und Verbesserungen in der Kostenwettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter Regierungssubventionen und Richtlinien, die erneuerbare Technologien fördern. Jedoch werden diese über Zeit weniger, da die Menschen von alleine die Vorteile von erneuerbaren Energien erkennen und die Bedenken über fossile Brennstoffe zunehmen.

Gibt es die Gefahr wirklich, dass ein oder zwei große Player den Markt dominieren? Das ist möglich, aber dass diese Unternehmen die Möglichkeiten haben, hohe Preise zu verlangen, ist eher unwahrscheinlich. Globaler Wettbewerb, in Verbindung mit kontinuierlicher Innovation, sorgt dafür, dass die Preise für erneuerbare Energien weiter fallen werden.

Und Jonathan Cobb?

cobbAlso, freie Märkte können dabei helfen, die Preise zu senken. Aber bestenfalls wird der Markt nur das bereitstellen, was die Konsumenten kaufen, und das wird für die Mehrheit einfache Elektrizität sein. Ich habe einen kohlenstoffarmen Tarif gewählt, doch andere machen diese Entscheidung vielleicht nicht. Und es gibt keine Möglichkeit für Konsumenten, „langfristige“ Elektrizität zu wählen.

Unser derzeitiger Markt konzentriert sich auf eine zu kurze Zeitspanne. Sie rechnen nicht die wahren Kosten des CO2-Austoßes mit ein. Und der europäische Emissionshandel macht das nicht effektiv genug. Dieser Handel bevorzugt kurzeitige Gewinne, aber rechnet nicht die längerfristige Rentabilität mit ein. Es wird auch nicht vor Preisschwankungen der fossilen Brennstoffe geschützt. Es werden nicht die Kosten eingeplant, die durch fossile Brennstoffe entstehen und keiner stellt sicher, dass wir auch in den kommenden Jahrzehnten bezahlbaren und verlässlichen Strom haben.

Um auf den zweiten Punkt zu kommen: Man kann eine große Firma haben, die Strom mit Hilfe von guter Technologie herstellt und diese zu kompetitiven Preisen anbietet, aber aufgrund der Tatsache, dass Strom durch so eine große Bandbreite verschiedener Technologien hergestellt werden und auch aus verschiedenen Ländern Europas importiert werden kann, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine kleine Gruppe von Firmen hohe Preise diktieren kann.

Wie können wir günstigen, sauberen Strom für Europa sicherstellen? Was ist der beste Wege, eine wettbewerbsfähige, günstige und sichere Energieversorgung sicherzustellen, während gleichzeitig der Kohlenstoffdioxid-Austoß verringert und die Umwelt geschützt wird? Schreib uns deine Meinung und wir bringen sie zu Europas Politikern und Experten.

FOTO: CC / Flickr – David Kutschke
Diese Debatte ist Teil des H2020 SHAPE Energy Forschungsprogramms. Durch Teilnahme bestätigst du, dass du über 18 Jahre alt bist. Beiträge zur Debatte können im SHAPE ENERGY Report (anonym) zitiert werden. Wenn du nicht willst, dass dein Kommentar verwendet wird, schreibe uns bis spätestens zwei Wochen nach dem Verfassen deines Beitrags eine E-Mail.

Dieses Projekt hat Mittel aus dem „European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation Programme“ erhalten, unter der Zuschussvereinbarung No. 731264.

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21 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst du?

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    Domenico Chimento

    Mit 55 alle Europea in Rente schicken dann alle preise so wie jetzt für immer lassen und pro Person in Europa € 2.000 € netto monat Geben Weil das ist die einzige Lösung für Europa und für die Welt weil ich so bin

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    Christian Rogler

    Aufhören, in dem Markt rumzudoktern und rumzuregulieren. Die Anbieter werden selbst am besten wissen, wie sie am effizientesten und günstigsten zu wirtschaften haben. Und die Kunden wissen selbst am besten, welches Angebot ihnen zusagt.

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    Maria Janetzko

    Es entspricht nicht der Wahrheit, dass der Strom günstig ist. Die Energiepreise steigen seit Jahren ins Utopische. Und während Überschüsse kostenlos in die Niederlande geliefert werden, zahlen hier die Ärmsten der Armen gnadenlos jede Strompreiserhöhung mit. Und wenn ich mir diese unsäglichen Windparks ansehe, die jede Landschaft verschandeln und keinen wirklichen Nutzen für die Verbraucher haben, frage ich mich, was mit dem ganzen Geld gemacht wird, was der Staat hier für diese angeblich so umweltfreundliche Energie einnimmt…

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    Lars Bohnsack

    Energie günstig? Hattet ihr nen Clown zum Frühstück? Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo ein Liter echter Supersprit gerade mal 85 Pfennige (nicht Cent) gekostet hat … und da haben sich schon alle dumm und dämlich dran verdient …

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    Dagmar Mund

    Jedenfalls nicht mit den scheußlichen Windrädern. Die „Verspargelung“ unserer Landschaft und die Versiegekung unserer Natur muss aufhören. Wer sich damit mal ausgiebig beschäftigt, merkt wie kostspielig, wie unrentabel, wie unausgereift und wie kurzlebig dies ist.

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    Marcel Burghart

    Naja sagen wir es mal so das Öl ist alle irgendwann und solange niemand sich um Wasserstoff bemüht hat man leider kaum alternativen. Und wer nach Atomkraft schreit möge dann aber nicht vergessen dass der müll ein Endlager braucht. Interessant ist immer , billigen Strom aus Atomkraft wollen alle aber ein Endlager keiner finde den Fehler.

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      Franz Josef Manderfeld

      Hermann Wunder Ob abiotisch oder nicht. Es wird Zeit sich vom Öl zu emanzipieren.

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      Marcel Burghart

      Eben Wasserstoff ist “unbegrenzt“ vorhanden und man kann ihn für alles benutzen. Die Technologie ist auch schon etliche Jahrzehnte alt und wurde nur auf Grund des billigen Öls nicht weiter entwickelt. Was der grösste Fehler überhaupt war

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    Armin Fruth

    Günstigen Strom ? Wo ? Der Strompreis steigt seit Jahren wärend Grossabnehmer kaum zahlen und Überschuss zu Dumpingpreisen ins Ausland gehen wärend wir und dumm und dusselig zahlen sollen statt den Überschuss günstiger an die Endverbraucher zu geben.

    Günstiger Strom ? Naja jedes Haus hat ein Dach logisch sonst würde es dem Bewohnern bei Scheisswetter schon morgens um 6e in die Kaffeetasse regnen. Aber ich sehe nirgends eine Photovoltarikanlage warum eigendlich nicht ?
    Windparks auf offener See machen vielleicht Sinn man sollte nur vorher überlegen wie man den Strom dann nach Bayern bringt.
    Kernkraft macht vielleicht auch Sinn aber nicht mit unseren alten klapprigen Gurken da müssten neue her

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    Sepp Grasl

    Erfindungen zu Elektromotoren mit Dauermagnetantrieb, wie sie bereits in der Wochenschau im Jahre 1954 endlich mal umsetzen und nicht wegsperren, dann hat jeder sein Kraftwerk im Haus. Aber es kann ja nicht sein was nicht sein darf, sonst kann man die Bürger nicht mehr so abzocken.

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    Jean-Claude Tiec

    Meine meinung, wie kann ENOGY über 860 Mill € an RWE zahlen , als Dividende???. RWE hat doch mit Strom leiferung nix meht am Hut.

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    Thomas Heil

    Billig?? :-D Dann fragen sie mal die Normalbürger wenn die jährliche Nebenkostenabrechnung ins Haus flattert ich würde fast behaupten die sind da ganz anderer Meinung ;-)

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    Deniz Kilic

    Ob Strom billig oder teuer ist muss jeder selbst beantworten. Das Hauptproblem ist der unnötige Verbrauch. Wenn wir unser Verbrauch kontrollieren können, und unnötigen Verbrauch abschaffen könnten, wäre Strom günstiger.
    Magnetmotoren müssten die Zukunft sein, mit erneuerbaren Energien zusammen. Die Netzwerke müssten Europaweit, wenn nicht sogar weltweit verknüpft sein, damit der Tag und Nacht Unterschied ausgeglichen werden kann und somit das speichern von Strom nicht mehr so wichtig wird.
    Wir müssen es schaffen, uns von fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Denn das kann und darf nicht die Zukunft sein. Denn Kosten in der Zukunft, die wir Menschen in ein Paar Jahren tragen müssen, ist einfach zu hoch.

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    Thomas Balmert

    Mit einer europa- und weltweiten Energiewende.
    Wind- und Sonnenstrom sind supergünstig und sauber. Kohle- (zu dreckig) und Atomstrom (zu gefährlich) keine Alternativen mehr.
    Gas kann als Brücke und Ergänzung zu den Erneuerbaren dienen.
    Wind, PV, Biogas (aus Abfall), Wasser (wo sinnvoll) und Geothermie (wenn möglich) sind die Erzeugungsarten in der Zukunft.

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    Klaus D. Meyer

    Erneuerbare Energie nutzen und Energiekonzerne zerschlagen und wieder in Staatseigentum überführen. Infrastruktur wie Wasser Energie Verkehrswege und Sozialwohnungen gehören in staatshand und Kontrolle.

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    Martin Reim

    Energieversorgung dezentralisierten und in Genossenschaften produzieren. Geotermie, Wind, Solar, Gezeitenkraftwerke, Biogasanlagen, es gibt unzählige Möglichkeiten günstige und umweltfreundliche Energie zu produzieren und zu speichern. Wir müssen raus aus den Denkmustern des letzten Jahrtausends wenn wir die Zukunft gestalten wollen. Einem globalen Finanz- und Wirtschaftssystem muss eine globale und souveräne Menschheit gegenüberstehen, die in der Lage ist ihre Rechte gegenüber Wirtschaftsinteressen durchzusetzen.

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    Pierre Gummersheimer

    Alles sortiert abschalten wird ein Traum bleiben.Dürfte ein Mix aus erneuerbare Energie und Erdgas werden.
    Es müssen Fragen der Speicherung der Energie gelöst werden.
    Ein Eingriff in die Struktur, der Energiekonzerne wird sich nicht vermeiden lassen. NEUE Richtlinien für den Städtebauer notwendig sein. Ein Großteil der Bevölkerung wird von der Angst angetrieben sein, ihren Job zu verlieren. Es könnten neue Rbeitsplätze entstehen, nochspezialierund qualiziert.
    Werden, die Europäer bereit sein, tiefe Einschnitte in ihrem zu akzeptieren.
    Es muß auch geklärtwerden wo baue ich Anlagen für die Energie.
    Da wir alle vom Strom abhängig sind, müssen die besten Köpfe zusammen arbeiten.
    Wollen wir in Europa unsere Energiegewinnung ändern, brauchen wir internationle Partner, die Hand in Hand mit uns zusammen die Zukunft gestalten wollen.

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    Christian Woleig

    Kleine, lokale, autarke aber Cloud-artig vernetzte Speicher, lokale Energieerzeugung im Mix (ohne Kohlatom), Erforschung neuer, effizientere Werkstoffe wie Graphen, Umstellung auf weniger verbrauchende Endgeräte, bedarforientierte Bedarfe wie z.B. Durchsetzung von LED, Bewegungsmelder in Treppenhäusern die nur dort beleuchten wo auch jemand ist, Elektoautos als „Speicher“ für überschüssigen Strom den die ggf. auch wieder ans Cloud-Netz abgeben.

    Das Speichertheme kam nur deswegen nie auf weil AKW und KKW auch dann durchlaufen mussten, wenn kein Verbrauch anlag = riesiger Energieverlust…. genauso ist der Transport über weite Strecken durch den Leitungswiderstand enorm.

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