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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Fremdenfeindlichkeit? Scheint fast so. Denn während in den letzten Jahren ein Euro-Land nach dem anderen in die Rezession rutschte, machten sich gleichzeitig überall in Europa fremdenfeindliche Bewegungen breit.  Viele Kommentatoren zogen Parallelen zu den 1930er-Jahren, als die Weltwirtschaftskrise zum Aufstieg des Faschismus in Europa (und letztendlich zu den Schrecken des Zweiten Weltkriegs) führte. Aber ist dieser Vergleich zu einfach, zu naheliegend?

Sicherlich, der Fremdenhass in Europa hat ein sehr beunruhigendes Niveau erreicht. Mehr als ein Viertel aller Angehörigen einer ethnischen Minderheit haben in 2012 angegeben, bereits diskriminiert worden zu sein. Auch in Deutschland ist Diskriminierung allgegenwärtig, in der Schule, im Arbeitsleben und im Alltag. Häufig ist der Grund für Diskriminierung die ethnische Herkunft. Die Chancen, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, sind für Menschen mit einem ausländisch klingenden Namen bis zu 24% geringer. Das zeigt ein Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

Wird Europa immer fremdenfeindlicher? Und wenn ja, warum? Wir haben einen Kommentar von Christos zugeschickt bekommen. Für ihn wird die steigende Intoleranz eindeutig durch die Wirtschaftskrise verursacht (in Verbindung mit einer langjährigen, ineffektiven Integrationspolitik).

Dazu wollten wir eine andere Meinung hören und haben mit Emanuel Ksiazkiewicz gesprochen. Er ist ein junger, schwedischer Politiker der sozialdemokratischen Partei aus dem Bezirk Botkyrka, in der Nähe von Stockholm. Was sagt er zu Christos Kommentar?

KsiazkiewiczIch stimme Christos Einschätzung völlig zu. Ich glaube, so wie Christos, dass wir Rassismus vor allem in Zeiten der Not erleben, wenn es einen Mangel an Ressourcen gibt, über die wir streiten. Geht es unserer Wirtschaft besser, dann fällt es uns leichter, Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen. Unsere beste Waffe gegen Fremdenhass ist beispielsweise Bildung. Und es ist wesentlich einfacher ein gut strukturiertes Bildungssystem aufzubauen, wenn es der Wirtschaft gut geht und das Budget nicht beschnitten wird.

Aber diese Aussage kann auch in Frage gestellt werden. Zum Beispiel, wenn man meinen eigenen Bezirk anschaut, Botkyrka. Dort sieht man, dass die meisten Unterstützer von fremdenfeindlichen Parteien aus den reicheren Nachbarschaften kommen. Und das widerspricht in gewisser Weise Christos‘ Annahme. Aber, es gibt eben nun mal verschiedene Faktoren, die die Lage beeinflussen.

Um darüber mehr zu erfahren, haben wir uns weiter umgehört. Wir trafen Dr. Robin Wilson, einen der führenden Analysten der Europapolitik und Experte im Bereich interkulturellem Dialog. Was hat er Christos zu sagen?

wilsonIch denke, als Erstes möchte ich Christos sagen: Es ist sehr schwierig zu pauschalisieren. Ohne Zweifel gab es im letzten Jahrzehnt einen Anstieg der rechten, populistischen Bewegungen überall in Europa. Doch teilweise schon bereits vor der Wirtschaftskrise – obwohl diese den Anstieg sicher noch beschleunigt hat. Und in Griechenland selbst haben wir den Aufstieg von „Golden Dawn“ erlebt, der eng mit dem strengen Sparkurs Griechenlands verbunden war. Aber ich denke es ist wichtig, dass wir nicht glauben, es gäbe den archetypischen Europäer, der entweder mehr oder weniger fremdenfeindlich wird. Es gibt starke Unterscheidungen, denn gleichzeitig haben wir auch den Aufstieg von Bewegungen wie Syriza in Griechenland gesehen, die sich am anderen Ende des Spektrums befindet.

Außerdem haben wir in Umfragen gesehen, dass Menschen häufig sehr verschiedene Antworten geben, je nachdem was sie gefragt werden. Wenn man fragt: „Gibt es zu viele Muslime in Europa?“, dann antworten die meisten Nicht-Muslime mit „Ja“. Aber wenn man fragt: „Machen mehr Kulturen in einem Land die Gesellschaft reicher?“, dann sagt die Mehrheit „Ja“.

Die Frage ist also, wie Politiker die Diskussion über Diversität in Europa darstellen. Viele haben sie natürlich auf sehr unverantwortliche Weise dargestellt, was zu höherer Fremdenfeindlichkeit führte. Würde man sie positiver formulieren, dann könnte man andere Ergebnisse erzielen.

Ein weiterer Kommentar kam von Berings. Für ihn hat Fremdenfeindlichkeit nichts mit der Wirtschaftslage zu tun. Er meint, dass die Ursache dafür in der Immigration selbst liege, und im Einfluss, den Immigration auf unsere Gesellschaft und Kultur ausübt:

Image of a citizenViele Menschen, die ich kenne, unterstützen rechte Parteien nicht aufgrund von wirtschaftlichen Problemen, sondern weil die Politiker die einzigen sind, die noch nicht den Kontakt zur Realität verloren haben. Denn das Volk wollte niemals dieses „Diversitäts-Projekt”.

Wie würde Emanuel Ksiazkiewicz auf Berings Kommentar antworten?

KsiazkiewiczNun ja, wir leben nun mal in einer globalisierten Welt und, ob es uns gefällt oder nicht, sie wird noch globalisierter werden. Unsere Grenzen werden mehr und mehr wie Zeichnungen auf einer Karte, die in der realen Welt nicht mehr existiert. Es wird immer einfacher und billiger zu reisen, und es ist viel einfacher Leute aus anderen Ländern und Kulturen kennenzulernen.

Natürlich beeinflusst das unsere Gesellschaft. Natürlich werden wir einen Wandel feststellen. Aber Veränderung ist nicht immer schlecht. Veränderung gab es schon immer und wird es auch immer geben. Es geht also darum, diesen Wechsel zu begrüßen und ihn in etwas Positives zu verwandeln. Denn wir können nicht gegen Veränderung ankämpfen, sie passiert einfach.

Und zum Schluss, was würde Dr. Robin Wilson dazu sagen?

wilsonAlso wie bereits gesagt, es ist zu einfach gefasst, die Gründe für Intoleranz nur auf wirtschaftliche Faktoren zu reduzieren. Und ebenso ist das keine Ausrede für Berings, intolerant zu sein, worüber er vielleicht nachdenken sollte. Was wir über Fremdenhass in Europa wissen, ist dass er uns nur wenig über diejenigen erzählt, die davon betroffen sind, sondern viel mehr über die Täter selbst. Und die Intoleranten sind meisten intolerant gegenüber allen „Anderen“ und, ironischerweise, je weniger sie über die „Anderen“ wissen, desto intoleranter sind sie.

Aus Großbritannien wissen wir, dass die größte Unterstützung für die UK Independence Party – was dort die rechte, Anti-Immigrations-Partei ist – von Leuten kommt, die nichts, aber auch gar nichts über Ausländer wissen. Und die geringste Unterstützung kommt aus den Städten, wie London, die am globalisiertesten sind.

Macht die hohe Arbeitslosigkeit Menschen rassistisch? Gibt es eine Verbindung zwischen Wirtschaft und Toleranz gegenüber anderer Kulturen? Oder ist der Hauptgrund für Fremdenfeindlichkeit viel mehr der Einfluss der Einwanderung auf die europäischen Gesellschaften? Schreib uns, was du denkst und wir hören uns an, was Europas Politiker zu sagen haben.

FOTO: CC / Flickr – Héctor de Pereda

 



44 Kommentare Schreib einen KommentarKommentare

Was denkst du?

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    Nasīmī Al Halladsch

    Ich denke ja, wobei die gute ökonomische Situation nur von der Intoleranz ablenkt, da neue Möglichkeiten geboten werden, die eigene Freizeit zu gestalten.

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      Kenisha

      For the love of God, keep writing these arctlies.

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    Ringo Haas

    Sicherlich nicht!Ungleiche Behandlung, ständige Toleranz Forderungen ohne selbst Toleranz gegenüber Menschen, Religionen ect.zu üben.Straftaten begehen und Bewährung erhalten wo die eigene Bevölkerung bestraft wird,andere beleidigen zu dürfen ohne irgendwelche Strafen, Geldleistungen erhalten ohne selbst jemals auch nur für das Land gearbeitet zu haben und selbst in den Topf eingezahlt zu haben, jedesmal mit der Rassistenschiene zu kommen wenn man offene Kritik übt uvm. Man sollte vllt.mal wirklich aufhören von Rassismus zu reden und die Bedeutung definieren und jeden gleich behandeln und gleich Forderungen stellen und nicht Menschen aus anderen Kulturen höher wertig stellen als die eigenen.

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    Cornelia Finkenzeller

    Wer ist Rassistisch?Die Menschen,die Angst vor Verbrecher,Vergewaltiger,Mörder und Drogendieler haben.Wir wollen das nicht in unserem Land.Wer sich integriert ist willkommen.Aber das hat nichts mit Rassismus zum tun.

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    Anke Jenewein

    Es sind diffuse Ängste ganz unterschiedlichen Ursprungs, die Menschen dazu bringen, Neues und Fremdes abzulehnen, und je mehr eigene Privilegien gefährdet zu sein scheinen, desto geringer die Bereitschaft, etwas zu teilen oder abzugeben. Dabei ist der Glaube daran, dass man sich den eigenen Wohlstand redlich verdient hat und für das Unglück anderer nichts kann, ungebrochen. Es ist also alles in allem auch ein Bildungsproblem.

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    Nicole Willkowsky

    Nein die offene Feindseligkeiten und der Rassismus gegen Deutsche in ihrem eigenen Land bringt das deutsche Volk zum Hassen. Wir haben diese Menschen willkommen geheißen, sie haben Unterkunft,Nahrung und Sicherheit bekommen. Und wir haben von diesen Menschen Vergewaltigung von Frauen und Mädchen jedes Alters, Raub, Totschlag und Mord zurück bekommen. Diese Menschen fliehen nicht vor Krieg und Gewalt, diese Menschen bringen Krieg und Gewalt in unser Land. Wir Alimentieren Menschen die uns Kuffar (Ungläubige) nennen. Das muss aufhören.

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    Angelika Oliveres

    Fremdenfeindlichkeit kommt von feindlichen Fremden, die morden , massenhaft vergewaltigen und ohne jeden Grund Menschen hinterhältig überfallen, ausrauben und schwer verletzen, zig mal in Deutschland jeden einzelnen Tag. Andere wiederum betätigen sich als Terroristen und planen Attentate auf uns.

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      Janina Schneider

      Bestimmt forderst du von Ausländer in Dtl. unsere Sprache zu lernen. Hier kurze Nachhilfe für dich: Das Kompositum Fremdenfeindlichkeit bedeutet nicht, dass Fremde feindlich sind, sondern dass jemand Fremden gegenüber fremdlich ist. Aber Komposita sind schon echt schwer: Olivenöl ist Öl, dass aus Oliven hergestellt wurde, aber Babyöl ist kein Öl, das aus Babys hergestellt wurde, sondern für Babys ist. Vielleicht solltest du mal zusammen mit Flüchtlingen einen Deutschkurs besuchen. Dann lernste wenigstens die Sprache und vielleicht auch, dass deine Fremdenfeindlichkeit unberechtigt ist. ;)

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    Grit Tiergen

    mich macht nicht die hohe arbeitslosigkeit rassistisch, sondern menschen, die hierher kommen und sich wie die axt im walde benehmen. wenn ich in ein anderes land gehe, verhalte ich mich den menschen gegenüber nett und friedlich. um so mehr schreckliche gewalttaten hier passieren um so mehr hass empfinde ich für diese menschen. :-(

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      Janina Schneider

      Gewisse Taten bzw. Personen, die diese begehen verurteile auch ich, aber warum steckst du dann gleich alle Menschen in eine Schublade?

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      Grit Tiergen

      Janina Schneider wo steht denn dass ich alle menschen meine. ich schrieb doch „um so mehr schreckliche gewalttaten hier passieren um so mehr hass empfinde ich für diese menschen“ demzufolge meine ich die menschen, die sich hier total unfriedlich benehmen und wenn ich die polizeipresseseiten lesen, werden das von tag zu tag immer mehr ;-(

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      Gabriele Lübbe

      es geht darum zu differenzieren …wer tatsächlich vor krieg flüchtet und wer nicht, wer sich integrieren will und wer nicht, das wird aber nicht getan

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      Grit Tiergen

      Gabriele Lübbe genau so ist es, wenn ich sehe, wie oft ein flüchtlingskind von einem anderen flüchtling vergewaltigt wird oder wie oft flüchtlinge ihre unterkunft anzünden, dann verlieren ich den glauben an das gute … das schlimme für mich ist, dass die nicht mal richtig bestraft werden und einfach weiter machen können. das wird hier noch ganz böse enden, wenn nicht endlich mal durchgegriffen wird. :-(

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    Janina Schneider

    Ich weiß nicht genau, was zu Rassismus führt, aber hohe Arbeitslosigkeit? Dieses ständige Gerede von „Abgehängten“? Nein, das halte ich für eine viel kopierte Theorie. Das Durchschnittsgehalt und der durchschnittliche Bildungsgrad von AfD-Sympathisanten ist höher als der der Gesamtbevölkerung. Trump-Wähler verdienen durchschnittlich ebenfalls mehr als Clinton-Wähler. Abgesehen davon stieg zwar in Dtl. die rechte AfD auf, aber gleichzeitig sank die Arbeitslosigkeit. Von Wirtschaftskrise kann in Dtl. ebenfalls keine Rede sein. In Spanien kann man allerdings sehr wohl noch sehr stark die Folgen der Wirtschaftskrise spüren, den Menschen geht es schlechter als in Dtl. und trotzdem bildete sich dort keine rechte Bewegung. Es gab sogar letztens eine Demonstration für Flüchtlinge in Barcelona. Ich erinnere mich auch noch in der ZEIT einen Artikel gelesen zu haben, indem es darum ging, dass die Bewohner eines reicheren Viertels in Hamburg eine Flüchtlingsunterkunft in ihtem Viertel verhindern wollten. Rassismus gibt es also auch bei Reichen.

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    Francesco Ferrari

    Jahrzehnte gab es Ausländer aus Europa in Deutschland, und keiner verspürte Rassenhass. Das änderte sich BISSSSSS der Islam kam. Seltsam ist auch, warum man auf Muslime hackt. Es wird bestimmt ein Grund haben. Diese Kultur nennt uns Kuffar. Leider bemerken sie nicht, das sie im Glaushaus sitzen und mit steinen werfen.

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    Claudia Jahn

    Nicht die arbeitslosigkeit macht rassistischer . Sondern die ganzen kriminellen asylanten migranten pseydoflüchtlinge . Diese verbreiten hass gewalt angst . Vergewaltigen frauen und kinder und ermorden unschuldige menschen . Brandstiften . Die liste ist lang . Werden milde bestraft oder gar nicht . Bekommen geld in arsch gesteckt . Wofür wir hart arbeiten und steuern zahlen . Die haben keinen anstand respekt oder dankbarkeit . Keine ehre . Die scheißen auf deutschland . Die zocken nur den staat ab . Das ist meiner meinung nach der der hauptgrund warum viele rassistischer werden . Und die wahren rassisten sind mittlerweile die migranten und flüchtlinge . Die hassen deutschland und das deutsche volk . Die hinterlassen in jedem land zerstörung und viele tote . Eine spur aus blut und gewalt . Kein land will und braucht die . Grenzen zu . Geldhahn auch . Und ab zurück .

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    Celal Merdin

    nein das glaub ich nicht eher seid ihr das FOCUS macht weiter so ihr brauch die braune grube grab weiter.

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    Leif Rus

    Es ist schon witzig wie diejenigen, die Buntheit verkaufen in Wahrheit Braune sind^^ Das weiß jeder, der in der Farbenlehre aufgepasst hat….

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    Christine Lenzen

    Da muss man schon tiefer eintauchen! Also der Neo liberale Kapitalismus vertritt die Ideologie Jeder ist für sich selbst verantwortlich und Arme zu faul oder dumm um Leistungsträger sein zu wollen, und es völlig ok ist diese “ Sozialschmarotzer“ zu sanktionieren oder in prekäre Arbeitsverhältnisse zu zwingen, den wer nicht arbeitet soll ja nicht essen.Jetzt kommen viele Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Europa da liegt es nahe das die auch Eigenverantwortlich sind für ihr Schicksal und die sollen sich gefälligst dankbar erweisen und eben nicht kriminell werden oder auf Sozialleistungen angewiesen sein. Wer Egoismus und soziale Eiszeit nebst Arbeitslosen bashing für eine tolle Idee hält muss sich nicht wundern wenn Populismus den man als Regierung seit einem Jahrzehnt gegen Arbeitslose zum Abbau des Sozialstaates benutzt, jetzt wieder Salonfähig ist !

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